Sorgen um das Ehrenamt in Leipzig: Sportamt will um Volunteers kämpfen
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Ohne ehrenamtliche Helfer geht weder im Fußball noch bei Laufveranstaltung etwas.
© Quelle: Thomas Pakusc/Imago
Leipzig. Die Absage des traditionellen Neujahrslaufs für den anstehenden Jahreswechsel hatte zahlreiche Sportfreunde in Leipzig vor rund drei Wochen völlig überrascht. Denn nach zwei Jahren der Corona-Pandemie hatten die meisten Events den Neustart geschafft, waren zurück auf den alten Strecken, begeisterten erneut Teilnehmer und Zuschauer. Doch den Neujahrslauf bremst nun nicht das Virus aus, sondern ein Mangel an ehrenamtlichen Helfern. Eine Nachricht, die das hiesige Sportamt nur zu ungern mit der Öffentlichkeit teilte. "Das ist ein Problem, was wir auch für die kommenden Monate und vielleicht sogar Jahre mit Sorge betrachten", erklärte Amtsleiterin Katja Büchel auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Ohne das Engagement von freiwilligen Helfern seien viele Veranstaltungen nicht möglich, die Absage des Neujahrslaufs habe das erneut verdeutlicht.
Ohne diese Unterstützung ist die Zukunft des Events nun ungewiss. Büchel macht deutlich: „Ehrenamtliches Engagement bei Sportveranstaltungen, aber auch in den Vereinen, ist bei uns ein riesiges Thema – aber sicherlich auch ein gesellschaftliches Thema. Ich kann aktuell nicht sagen, wie es beispielsweise mit dem Neujahrslauf weitergehen wird.“ Das Sportamt habe großes Interesse daran, dass der Lauf auch künftig stattfinde, betonte die Leiterin. Für das Jahr 2024 wolle man also das Gespräch mit dem Stadtsportbund suchen und schauen, wie das Amt unterstützen könne. Denn der Neujahrslauf soll in Leipzig auf keinen Fall die erste von vielen Veranstaltungen werden, die aufgrund ausbleibender Hilfe vor dem Aus steht. „Das Thema wird uns noch lange begleiten und wir müssen als Gesellschaft überlegen, wie wir ehrenamtliches Engagement wieder mehr in den Fokus rücken können“, so Büchel weiter.
„Die Veranstaltung gehört zu Leipzig dazu“
Das wird ganz besonders in den beiden kommenden Jahren für die Messestadt von großer Bedeutung sein – die Fußball Europameisterschaft steht an. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, damit die vier Spiele in der Red Bull Arena ein voller Erfolg werden. Und genau dafür wird die Stadt Hunderte ehrenamtliche Helfer benötigen, sucht ab Juni 2023 immerhin 1500 Volunteers für die verschiedenen Events rund um die Uefa Euro 2024. Gut ein Jahr Vorlaufzeit also, um die Leipzigerinnen und Leipziger für die Aufgaben zu begeistern. Zur Einordnung: für den Neujahrslauf hätte eine höhere zweistellige Anzahl an Ehrenamtlern wohl zur Austragung gereicht.
Diesbezüglich ist für Sportbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) die Lage klar: „Die Veranstaltung gehört zu Leipzig dazu.“ Mit aller Kraftanstrengung müsse man nun versuchen, dass der Lauf im nächsten Jahr wieder stattfinde. „Das ist uns zu diesem Jahresende nicht gelungen, da stärker mit in die Pedale zu treten.“
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Doch nicht nur ausbleibende Helfer, sondern auch ausbleibende Fans haben die Vereine der Stadt im vergangenen Jahr belastet. Bei zahlreichen Klubs gingen die Zuschauerzahlen zwar nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder sprunghaft nach oben, erreichten oftmals aber nicht das Niveau von vor der Pandemie. „Wir alle, die ein Publikum ansprechen wollen, sehen uns mit einer Situation konfrontiert, wo es uns gelingen muss, die Menschen für die jeweiligen Veranstaltungen zu begeistern“, sagt Rosenthal, der bei der Rückkehr der Fans jedoch optimistisch bleibt. „Ich glaube, wenn die Gesellschaft merkt, dass das Pandemie-Thema langsam bewältigt ist und man wieder ohne Angst in die Arenen gehen kann, dann werden wir es wieder schaffen, die Leute zu begeistern.“
Denn egal, ob in der Red Bull Arena, in Probstheida oder Leutzsch, der Quaterback Immobilien Arena oder der Brüderhalle sei für den Bürgermeister eindeutig: „Die Qualität auf der Bühne ist da, egal welche Bühne wir nehmen, ob das nun die Platte oder der Rasen ist. Ich bin da optimistisch, dass wir an die alten Zuschauer- und Fanzahlen anschließen werden.“ Es bleibt zu hoffen, dass die Sportstadt Leipzig auch an die alten Zahlen ehrenamtlicher Helfer anschließen kann.