„Videobeweis eher belastend als hilfreich“ – SC DHfK Leipzig hofft auf Besserung
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6ZRSDR2QPRGQDPPW4NRXI25QFA.jpg)
Die Blaue Karte gegen Janus Dadi Smarason vom SC Magdeburg sorgt für reichlich Diskussionsstoff – auch Leipzigs Trainer Rúnar Sigtryggsson kann die Entscheidung nicht nachvollziehen.
© Quelle: Fotos: Michael Taeger/Imago, Gabor Krieg/Picture Point Collage: LVZ
Leipzig. Der Fokus von Rúnar Sigtryggsson und seinem Team liegt in diesen Tagen voll und ganz auf dem Feinschliff für das Bundesligaspiel gegen die HSG Wetzlar. In jeder Trainingseinheit und in jeder Minute im Kraftraum arbeiten die Handballer des SC DHfK hart daran, am Sonntag (16.30 Uhr/DYN) in der heimischen Arena die ersten Punkte einzufahren. Doch ein Top-Spiel wie das der Füchse Berlin gegen den SC Magdeburg (31:26) am Mittwochabend lassen sich natürlich weder Spieler noch Coaches entgehen – da müssen Gedanken an Wetzlar kurz warten.
Einen Tag später beschäftigt das Spiel noch immer die Gemüter. Weniger der relativ deutliche Sieg der Füchse, sondern viel mehr die Blaue Karte gegen SCM-Spielmacher Janus Dadi Smarason. Bei einer Abwehraktion in der Schlussphase hatte der Magdeburger dem Füchse-Star Mathias Gidsel augenscheinlich einen Ball aus der Hand schlagen wollen, ihm stattdessen aber in den Hoden getroffen. Das Schiedsrichtergespann hatte sich die Szene erneut im Videobeweis angeschaut und mit der Disqualifikation klare Absicht unterstellt und durch die Blaue Karte nun sogar eine Untersuchung gegen Smarason eingeleitet. Dem Regisseur von Coach Bennet Wiegert droht eine Sperre.
Videobeweis eher belastend als hilfreich
Leipzig-Coach Sigtryggsson zeigt sich am Donnerstag mehr als irritiert von der Entscheidung. „Wir betreiben hier einen Kontakt-Sport. Und auf einmal gibt es Rote Karten, teilweise Blaue Karten, für … für … ja, Unfälle fast schon“, sagt der Isländer, der seit seiner Ankunft in der Messestadt im vergangenen Herbst ein intensives und hartes Auftreten von seinem Team fordert. Für den Trainer passt die vermeintliche Fehlentscheidung jedoch ins Bild, der Umgang mit dem zu dieser Saison eingeführten Videobeweis sei noch nicht gut. „Man hat noch das Gefühl, dass der Videobeweis eher belastend als hilfreich für die Schiedsrichter ist“, erklärt Sigtryggsson.
Tim Matthes ist ebenfalls noch nicht überzeugt. „Mir persönlich gab es in den letzten Spielen ein bisschen zu viele Bestrafung, insbesondere was Rote Karten anbelangt“, befindet der Linksaußen, der sich aber optimistisch zeigt, dass sich die anfänglichen Probleme noch einpendeln werden. Damit sich alles in die richtige Richtung entwickelt, sei Kritik angebracht, erklärt Manager Karsten Günther: „Die Schiedsrichter machen alle einen guten Job – aber es ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, wo es noch Potenziale gibt.“ Und davon sieht der DHfK-Geschäfstführer noch reichlich.
Handball soll eine intensive Sportart bleiben
„Wir sind eine Vollkontakt-Sportart – und das wollen wir auch so! Das können wir nicht auf einmal völlig unterbinden und auf Basketball-Niveau umschwenken“, stellt er in seinem Plädoyer klar. Er habe Verständnis dafür, dass in der Einführungsphase nicht alles glatt laufen könne, doch es gebe Grenzen. „Die Schiedsrichter dürfen nicht die Empathie für das Spiel verlieren. Dass gestern diese Blaue Karte gegeben wurde, hat mich sehr erschrocken. Weil man am Ende danach bewertet hat, was in der Schlusseinstellung auf dem Bild sichtbar ist – aber völlig ignoriert, wie es zu der Hand an seinen Eiern kam – wenn ich das so sagen darf“, erklärt Günther.
Für den Manager sei völlig klar, dass Smarason seinen Gegenspieler nicht mit Absicht geschlagen habe: „Das ist unglücklich, aber da kann man ihm doch keinen Vorsatz oder böswilliges Handeln unterstellen!“ Der Videobeweis müsse als zusätzliche Hilfe verstanden werden und dürfe nicht das Gespür für das Spiel ersetzen. Das sieht auch Coach Sigtryggsson so, den die Unparteiischen bei der knappen DHfK-Niederlage in Melsungen (27:28) mit fragwürdigen Entscheidungen auf die Palme gebracht hatten.
Lesen Sie auch
- „Videobeweis eher belastend als hilfreich“ – SC DHfK Leipzig hofft auf Besserung
- Null Punkte aus zwei Spielen – was läuft schief bei den DHfK-Handballern?
- Auch in Melsungen gibt es nichts zu holen: SC DHfK Leipzig verliert zweites Saison-Spiel
Drei Mal war den Leipziger bei der Ausführung des Anwurfs – der schnellen Mitte – ein Fehler unterlaufen. „Wir haben einen Ball weggeschmissen, aber ansonsten war die Ausführung in Ordnung. Die Schiedsrichter hatten die Regeln nicht im Griff“, schildert der Isländer seine Sicht der Dinge. Bei einem Anwurf sei ein Gegner im Kreis gewesen, wo er nicht hingehöre. „Beim zweiten Mal haben sie gepfiffen, dass Simon (Ernst; Red.) mit dem Ball aus dem Kreis getreten ist – hat er aber gar nicht gemacht.“
Für den Coach ist klar: „Es wäre besser, wenn die Schiedsrichter das pfeifen, was sie sehen und nicht das, was sie vermuten. Ihr Job ist so schon schwer genug.“
LVZ