DFB-Pokal

Wahnsinns-Pokalnacht: RB gewinnt Elfmeter-Krimi gegen Freiburg

Torwart Peter Gulacsi jubelt.

Torwart Peter Gulacsi jubelt.

Berlin. Was für ein Pokalfinal-Abend für RB Leipzig: Unglücklicher Rückstand nach umstrittenem Handspiel, Unterzahl nach Platzverweis für Marcel Halstenberg, dann die große Aufholjagd samt Ausgleich und kräftezehrender Verlängerung – und ein Elfmeterkrimi obendrauf. Mit Happy End für die Leipziger, für die Christopher Nkunku, der humpelnde Willi Orban, Dani Olmo und Benjamin Henrichs eiskalt verwandelten. Für den SC Freiburg verschossen Kapitän Günter und Demirovic. Das Elfmeterschießen endete vor 74.322 Zuschauern 4:2 für ausgelassen feiernde Rote Bullen, die sich in ihrem dritten Finale erstmals zum Cup-Sieger krönten. In der regulären Spielzeit traf für Freiburg Maximilian Eggestein (19. Minute), für RB erzielte Christoper Nkunku (76.) den Ausgleich. Die Roten Bullen mussten ab der 57. Minute zu zehnt spielen, weil Marcel Halstenberg die Rote Karte gesehen hatte.

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Schwerer Beginn für RB

Bei RB standen nur noch vier Spieler in der Startelf, die vor Jahresfrist die 1:4-Finalklatsche gegen BVB von Anfang an mit zu verantworten hatten: Peter Gulacsi, Lukas Klostermann, Marcel Halstenberg und Kevin Kampl. Dagegen waren Willi Orban, Emil Forsberg, Christopher Nkunku, Konrad Laimer und Benjamin Henrichs im Endspiel 2021 von Julian Nagelsmann auf die Bank gesetzt worden – das Quintett erhielt das Vertrauen von Domenico Tedesco und war an diesem Samstag ganz besonders motiviert. Doch RB tat sich schwer. Zwischen dem Rückrunden-Ersten Leipzig und dem -Achten Freiburg war (erwartungsgemäß) kein Qualitätsunterschied zu erkennen.

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RB-Trainer Domenico Tedesco hatte vor den Standards der Breisgauer gewarnt, doch die brachten in Hälfte eins nicht die größte Gefahr. Vielmehr war es in der 19. Minute ein bestens getimter tiefer Pass von Grifo auf Günter, der von der linken Grundlinie an den Sechzehner flankte, wo Sallai die Kugel nicht unter Kontrolle brachte und sogar mit der Hand berührte. Der Abpraller landete bei Eggestein, der aus 20 Metern Maß nahm und mit Hilfe des linken Innenpfostens die Führung erzielte. Peter Gulacsi im RB-Tor war machtlos, doch der Kapitän stürmte wie seine Teamkollegen sofort in Richtung Unparteiischen, um das Handspiel von Sallai vehement zu thematisieren.

Nkunku flehte Schiri Sascha Stegemann regelrecht an, den Treffer zurückzunehmen. Doch der blieb auch nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten bei seiner Entscheidung: 1:0 für den SC Freiburg. Sofort wurde auf der Pressetribüne diskutiert und im Netz recherchiert. Die Auslegung der ohnehin schwer verständlichen Handspielregel lautete: Wäre Sallai der Torschütze gewesen, hätte die Szene abgepfiffen werden müssen. Da ihm aber ohne Absicht der Ball an den Arm sprang und Eggestein abschloss, handelt es sich nicht um ein strafbares Handspiel.

Zu zehnt geht’s besser

Es wäre bitter gewesen, hätte diese Szene das 79. deutsche Pokalfinale entschieden. Die Leipziger hatten kurz darauf schon die große Gelegenheit zum Ausgleich. Zwar machten die Freiburger die Räume immer wieder eng, aber mitunter luden sie die Roten Bullen mit schweren Böcken in ihren Strafraum ein. Die größte Gelegenheit hatte Nkunku in der 24. Minute, als Höfler mit seinem Hinterkopf zu Torwart Flekken ablegen wollte, aber den kleinen Franzosen übersehen hatte. Nkunku kam frei vor Flekken zum Schuss, den vom Keeper abgefälschten Ball kratzte Schlotterbeck von der Linie. Forsberg und Nkunku hatten auch schon vor der Freiburger Führung je eine Gelegenheit, Orbans Schuss in der 34. Minute war nicht hart und platziert genug.

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Dennoch: RB deutete mehrfach an, dass dieses Finale noch lange nicht entschieden sein muss. Derweil feierten die Freiburger Fans, als sei der SC bereits Pokalsieger. Der Stadionsprecher konnte die „Rote Kurve“ nicht davon abhalten, permanent Pyrotechnik zu zünden.

Auch in Hälfte zwei machte RB Druck: Erneut war es Nkunku, der nach 49 Minuten mit einem Schuss aus der Drehung am starken Niederländer Flekken scheiterte. Die Bullen schnürten die Freiburger nun ein, doch der finale Pass kam nicht an. Vielmehr stellte sich die Frage: Sind die Leipziger für die Konter des Sport-Clubs gewappnet? Und da kam er auch schon der lange Ball auf Höfler, der schneller schaltete und flinker sprintete als Halstenberg, der seinen Gegenspieler als letzter Mann mit der Hand an der Schulter packte. Stegemann griff sich an die Gesäßtasche, Halstenbergs Hände gingen vors Gesicht. Die klare Entscheidung lautete: Rote Karte in der 57. Minute. Die Unterzahl hatte den Leipzigern in dieser Phase gerade noch gefehlt. Beim fälligen Freistoß hatten Tausende SC-Fans den Torschrei auf den Lippen, doch Grifos Schuss landete am Außennetz.

Dicke Chancen in der Verlängerung

In der RB-Kurve wurden die Fans immer ruhiger und fingen nun auch an zu zündeln. Derweil versuchte es Tedesco mit frischen Kräften. Er setzte nach gut einer Stunde auf Nordi Mukiele, Dominik Szoboszlai und Dani Olmo. Und wie aus dem Nichts fiel in der 76. Minute der Ausgleich. Laimer brachte einen hohen Ball in den Freiburger Strafraum, Orban verlängerte energisch per Kopf an den linken Pfosten, wo Nkunku auftauchte und sein 35. Pflichtspieltor erzielte. Die gesamte Leipziger Bank sprang nun auf und rannte in die Kurve, als hätte RB gerade den Siegtreffer erzielt. Wenige Minuten vor dem 1:1 hatte Tedesco seinen Goalgetter noch für ein paar taktische Anweisungen zur Seite gerufen. Der Glaube war jedenfalls ebenso zurück wie die Spannung im weiten Rund. Wenig später brachte ein Szoboszlai-Freistoß erneut Gefahr, auch Olmo hatte nach Henrichs-Flanke eine dicke Chance und verfehlte den Kasten knapp.

RB spielte nun zu zehnt besser als mit voller Kapelle. Doch würden die Kräfte reichen? Die Verlängerung war ausgeglichen – mit den dickeren Chancen für die Breisgauer. Erst traf der Ex-Leipziger Demirovic per Kopf den Außenpfosten (92.), dann lenkte Gulacsi einen Haberer-Schuss ans Aluminium, den Abpraller knallte Demirovic in den Nachthimmel, später rasierte ein Haberer-Knaller die Lattenoberkante. Auf der anderen Seite war ein Szoboszlai-Freistoß leichte Beute für Flekken. Dann sprang die RB-Bank erneut auf und fordert Elfmeter, als Olmo im Strafraum von Höfler von den Beinen geholt wurde. Nach langer Diskussion schaute sich der Schiri die Situation noch einmal an. Er sah: Höfler hat zuerst den Ball hauchzart getroffen – kein Strafstoß. Vom Punkt fiel dennoch wenig später dann doch die Entscheidung. Es wurde auf die Leipziger Fan-Seite geschossen – dies brachte den Sachsen Glück.

SC Freiburg: Flekken - Gulde (106. K. Schlotterbeck), Lienhart, N. Schlotterbeck - Kübler (86. J. Schmid), Höfler, Günter - M. Eggestein (86. Haberer), Grifo - Höler (79. Petersen), Sallai (79. Demirovic)

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RB Leipzig: Gulacsi - Simakan (113. Gvardiol), Orban, Halstenberg - Klostermann, Laimer (99. Adams), Kampl (69. Olmo), Henrichs - Forsberg (61. Mukiele), Nkunku - A. Silva (61. Szoboszlai)

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)

Zuschauer: 74322 (ausverkauft)

Tore: 1:0 M. Eggestein (19.), 1:1 Nkunku (76.)

Elfmeterschießen: 0:1 Nkunku, 1:1 Petersen, 1:2 Orban, Günter verschießt, 1:3 Olmo, 2:3 K. Schlotterbeck, 2:4 Henrichs, Demirovic verschießt

Gelbe Karten: Kübler (3), Lienhart (1), Demirovic (1) / Simakan (3), Forsberg (1)

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Gelb-Rote Karten: - / Kampl (118./Unsportlichkeit)

Rote Karten: - / Halstenberg (57./Notbremse)

LVZ

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