E-Paper
Fußball-Regionalliga

Ziane macht Lok Leipzig froh – Siegtreffer in Jena in der 11. Minute der Nachspielzeit

Der 1. FC Lok Leipzig durfte in Jena spät noch einmal jubeln.

Der 1. FC Lok Leipzig durfte in Jena spät noch einmal jubeln.

Artikel anhören • 7 Minuten

Jena. Kannst du es auch an einem heißen Sonntag in Jena? Diese Frage musste der 1. FC Lokomotive Leipzig am Sonntag im Topspiel und Ost-Klassiker beantworten – Ja, und wie! Die Form sprach für die Leipziger, Jena vermasselte den Saisonstart gehörig. Trotz völlig verpenntem Start löste Lok dank großer Moral – und einem überragenden Torhüter – in Unterzahl und in der 11. Minute der Nachspielzeit zwei Tickets zum Paradies und verschlimmerte die Jenaer Sorgen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Loksche, nach dem knappen 2:1-Heimerfolg gegen Eilenburg wieder in ruhigem Fahrwasser, war sich gewahr, welch amtliche Nagelprobe warten würde. Der Respekt vor dem seit über einem Jahr daheim ungeschlagenen FC Carl Zeiss quoll quasi aus den Ohren, von „Härtetest“ und einer „Mannschaft mit unfassbarer Qualität“ war im Vorfeld die Rede. Stimmt alles, der maue Saisonstart der Jenaer gab dennoch Anlass zur Hoffnung, die todschicke Festung „ad-hoc Arena“ im Ernst-Abbe-Sportfeld zu erstürmen. Nach dem Spiel wird dort weiter gewerkelt werden, bis zum Jahresende soll auch die Westtribüne entkernt und saniert sein – eine Kathedrale für eine große Zukunft entsteht.

Gastgeber Jena mit atemberaubender Schlagzahl

Im Hier und Jetzt hatte sich Lok-Coach Almedin Civa für eine nur leicht veränderte Startelf entschieden – am Ende einer Englischen Woche wohl auch aus Gründen der Belastungssteuerung. Der gegen Eilenburg überragende Ryan Adigo musste das Feld Osman Atilgan überlassen – was für ein goldenes Händchen.... Abou Ballo rückte in die Verteidigung, weil Defensiv-Allrounder Lukas Wilton kurzfristig passen musste. Die Marschroute des Trainers: „Wir müssen Gas geben, unsere Stärken durchsetzen und keinesfalls dem Gegner in die Karten spielen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Leider konnten seine Jungs diese im MDR geäußerten Worte nicht mitverfolgen – und vor 5026 Zuschauerinnen und Zuschauern zunächst so gar nicht umsetzen. Es folgte die Halbzeit des bedauernswerten Niclas Müller. Der Keeper war beinahe minütlich gefordert. Bereits nach vier Minuten gab es die erste große Möglichkeit für die Hausherren, als Lukas Lämmel aus spitzem Winkel an Müller scheiterte. Wenig später war der Schlussmann chancenlos, Elias Löder köpfte die Führung nach abgefälschter Flanke von Jonathan Muiomo (8.). Nur drei Minuten später kam Muiomo erneut ans Leder – Pfosten.

Die Thüringer legten eine wahnwitzige Schlagzahl vor, der die Loksche nicht folgen konnte. In Minute 28 lag der Ball schon wieder im Tor und die Musik erklang – doch Schiedsrichter Henry Müller hatte zuvor ein zu unwirsches Einsteigen gegen Müller gesehen, der böse aufschlug. Als ob der Brummschädel nicht genug wäre, wurde Müller in der Folge auch noch von den eigenen Vorderleuten gepeinigt, musste Fehlpässe von Farid Abderrahmane und Abou Ballo unter Einsatz seines Lebens klären. Gebt dem Mann eine Pause! – dachte sich wohl auch Osman Atilgan, als er den unverhofften Ausgleich per Schulter-Kopf-Kombination erzielte (22.). Die Leipziger waren nach völlig verkorkstem Start nun plötzlich voll drin in der Partie, kamen durch Zak Paulo Piplica und Atilgan gar noch zu weiteren Großchancen.

Atilgan bringt die Wende – Grym geht vom Platz

Zur Pause monierte Lok-Präsident Torsten Kracht die „völlig verschlafenen ersten 20 Minuten“ und mahnte zur Leistungssteigerung. Gesagt, getan – Atilgan stellte die Partie kurz nach Wiederanpfiff mit seinem Treffer zum 1:2 völlig auf den Kopf, kam vor Ken Gipson an eine Hereingabe von Tobias Dombrowa (49.). Was folgte, waren Kampf, Beißen und Zittern – nicht zuletzt, weil Riccardo Grym nach einer völlig unnötigen Aktion mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde (67.). Die Loksche musste das brillante Ergebnis also beinahe eine halbe Stunde lang in Unterzahl nach Hause schwitzen.

Dass es zunächst gar nicht danach aussah, ging eindeutig auf den Nacken von Elias Löder, der in der 83. Minute mittels technisch anspruchsvoller Direktabnahme ebenfalls seinen Doppelpack schnürte – 2:2! Doch wer die Loksche kennt, weiß, dass sie einfach nicht normal kann. Als eigentlich schon alles vorbei war und der Schlusspfiff herbeigesehnt wurde, trat in der 101. Minute Djamal Ziane (erstmals) in Erscheinung – besser spät als nie köpfte er den nicht mehr für möglich gehaltenen Siegtreffer!

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Unschön, unnötig und unsportlich: Ausgerechnet der starke Müller wurde in der Schlussphase von einem Feuerzeug getroffen, das aus dem Jenaer Block auf den Rasen flog. Der Keeper musste behandelt werden, konnte die Partie aber fortsetzen.

Die Stimmen zum Spiel:

Almedin Civa (Trainer 1. FC Lok): „Es war ein völlig verrücktes Spiel, perfekt für die Zuschauer. Wir haben zwei Mannschaften mit Qualität gesehen. Am Ende macht Djamal das Ding, es war purer Wille. Ich messe die Jungs nicht nur an Toren, sondern daran, was sie der Mannschaft geben - und Djamal ist immer da für uns.

René Klingbeil (Trainer Carl Zeiss Jena): „Wenn es einmal gegen dich läuft, läuft’s richtig gegen dich. Wir hatten die Chancen, um hier zu gewinnen - und zwar hoch. Aber so ist das, wir müssen auch die Schattenseiten erleben, jetzt ist es gerade sehr schattig, aber morgen geht die Sonne wieder auf.“

Djamal Ziane (1. FC Lok): „Wir sind hochzufrieden. Ich hatte seit langer Zeit echt ein paar Tränen in den Augen gerade vor der Kurve, ich weiß nicht, wieso. Natürlich brauchst du auch ein bisschen Glück, Jena hat das dann in Überzahl brutal gemacht. Entscheidend war, dass wir am Ende bei dem Freistoß durchaus noch einmal auf Sieg spielen und nicht einfach zur Eckfahne gehen. Der Schiedsrichter sagte mir, er pfeift gleich ab - dann gehen wir eben nochmal in die Box und schauen, was geht. Das ist Lok Leipzig - unfassbar, wie wir das in Unterzahl noch auf Sieg gedreht haben!

Osman Atilgan (1. FC Lok): „Djamal ackert unfassbar viel für uns, er ist eben ein echter Mannschaftsspieler. Ich bin einfach froh, dass wir das Spiel in Unterzahl gewinnen konnten, das zeigt die Moral der Mannschaft. Es ist einfach geil, wie wir immer zurück kommen und kämpfen. Ich war öfter mal frei, weil sich alle auf Djamal konzentriert haben. Keine Ahnung, was bei Jena derzeit los ist, aber das ist mir auch egal.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Statistik zum Spiel:

Jena: Kunz (66. Babke) – Halili, Strietzel, Kleeschätzky (79. Grimm), Gipson (66. Richter) – Hehne (56. Zank) – Krauß, Lämmel, Löder, Muiomo – Dahlke (66. Endres).

Lok: Müller – Ballo, Held, Sirch, Schütt – Piplica (90.+6 Sierck), Abderrahmane (79. Zimmer) – Dombrowa (62. Adigo), Grym, Atilgan (79. Weigel) – Ziane.

Tore: 1:0 Löder (8.), 1:1 Atilgan (22.), 1:2 Atilgan (50.), 2:2 Löder (84.), 2:3 Ziane (90.+11).

Gelbe Karten: Dahlke, Muiomo, Co-Trainer Lange, Strietzel / Grym, Atilgan, Adigo.

Gelb-rote Karten: Grym (wdh. Foulspiel/67.).

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zuschauer: 5026.

LVZ

Mehr aus Sport in Sachsen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken