Leipzig. Auf dem Hockeyplatz sind pyrotechnische Stimmungsbilder eher die Ausnahme. Doch am Samstag ließen es die Gastgeber beim ATV 1845 Leipzig in Rot-Weiß nebeln, dazu erklang Trommelwirbel und Fangesang. So feierten die 100 Zuschauer mit dem zahlreich erschienenen Männer-Team an der Spitze den 1:1-Ausgleich für die Zweitliga-Frauen des Traditionsvereins im Kampf um den Klassenerhalt. Torschützin Cosima Rocktäschel hatte in der 51. Minute gegen den Tabellendritten Zehlendorfer Wespen getroffen und ihr hochmotiviertes Team mit einer glänzend aufgelegten Keeperin Josephine Fechner im ZweitligaRennen gehalten. Kurz vor Schluss lag der Sieg für die Mannschaft von Trainer Christian Hufnagl nach einer Großchance in der Sommerluft, doch auch der Punktgewinn auf dem gepflegten Kunstrasen ließ üppigen Optimismus walten.

„Vor allem im athletischen Bereich wurde zugelegt“

„Es gibt nur ein Gas, Vollgas. Wir sind heiß und rocken das“, versicherte ATV-Kapitänin Lisa Scheigenpflug im Namen ihrer Mitspielerinnen mit Blick auf die entscheidende Partie am Sonntag bei Blau-Weiss Berlin. Als erster Absteiger stand Mainz längst fest, die Hauptstadt lag drei Punkte hinter Leipzig. Diese drei Teams hätten normalerweise den Gang in die Regionalliga antreten müssen, doch Bietigheim stellte den Antrag auf Rückzug aus Liga zwei. Also keimte unter der Woche jede Menge Hoffnung bei den ATV-Frauen, die am Sonntag das Vier-Punkte-Wochenende perfekt machten. Denn in Berlin gab es ein verdientes und ungefährdetes 4:1 (1:0) – in ihrem letzten Spiel gehörte Elisabeth Kirschbaum zu den Torschützinnen. Außerdem trafen Cosima Rocktäschel (2) sowie Beatrice Kalwait. Anschließend wurde ein Kasten Bier geleert und ausgiebig gefeiert.

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Im letzten Heimspiel der Saison erkämpfen sich die Zweitliga-Frauen des ATV Leipzig ein 1:1-Unentschieden gegen die Zehlendorfer Wespen.

© Quelle: Christian Modla

Die Tränen nach dem Abstieg aus der Hallen-Beletage im Januar waren bei den jungen ATV-Damen zügig getrocknet. Im Angriffsmodus starteten sie ins Freiluftspektakel, doch anfangs ließen ihre Auftritte personell bedingt noch zu wünschen übrig. Das Aus drohte. Aber mit Leidenschaft, Willen und Teamgeist änderte sich das Bild zum Besseren. „Gegenüber der Hinrunde sind wir viel, viel besser geworden. Vor allem im athletischen Bereich wurde zugelegt“, schätzte Coach Hufnagl ein und zollte Athletiktrainer Christoph Paul Clauß ein Extralob.

„Tolle Mannschaft“

Gemischte Gefühle herrschten am Wochenende bei „Frau Zuverlässig“ Elisabeth Kirschbaum (28), die sich aus dem Dauerbetrieb Hockey verabschiedete. „Zwölf Jahre in der ersten und zweiten Bundesliga sind genug, es war eine erlebnisreiche Zeit. Aber irgendwann freut man sich auf freie Wochenenden und dass man sich ganz auf den Job konzentrieren kann“, sagte die Fachgruppenleiterin Hockey am Sportinstitut IAT, die an ihrer Doktorarbeit schreibt. Zu ihrer ATV-Truppe hatte sie prompt parat: „Tolle Mannschaft“.

Miteinander, ja das trifft es genau am Fuße des Völkerschlachtdenkmals. Da wäre Dominic Sperling (19), der beim ATV ein freiwilliges soziales Jahr absolviert und für das Wohl der Fans sorgte. Da wäre das Moderatoren-Duo Charlotte Raatz (21) und Maja Jahn (18), die als Spielerinnen gehandicapt den Livestream bei Youtube professionell bedienten. Da wäre Abteilungsleiter Ronny Anders (50), der engagiert vorangeht. Da wäre die erste Herrenmannschaft, die für das überraschende Rahmenprogramm verantwortlich zeichnete. Da wären die Fans, die am Samstag klipp und klar funkten: „Morgen wird der Deckel draufgemacht.“ Und da wäre Vereinspräsident Kai Müller-Hegemann (69), der sich über einen Zuwachs an Hockey-Nachwuchs und mittlerweile 400 Abteilungsmitglieder freut – knapp 800 Mitglieder hat ATV insgesamt.