Wie Italiens Ex-Premierminister Silvio Berlusconi die AC Monza in die erste Liga führte
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Fans von AC Monza feiern mit einem Transparent mit der Aufschrift „Grazie Silvio“ (dt. Danke Silvio) im Zentrum der Stadt nach dem Sieg den Aufstieg in die Serie A.
© Quelle: Alessandro Bremec/LaPresse via Z
Rom. Es war ein wenig wie früher: Der langjährige Weggefährte Adriano Galliani saß auf der Ehrentribüne des Stadions an seiner Seite und gestikulierte, Feuerwerk wurde abgebrannt, nach dem Sieg zogen ausgelassene Tifosi durch die Stadt und trugen Transparente mit der Aufschrift „Grazie Silvio“ mit sich. Der Unterschied zu früher bestand darin, dass die Feier nicht in Mailand, sondern in dessen Vorort Monza stattfand, und dass die Kostüme der Fans und die Fahnen nicht mehr rot-schwarz wie zu Zeiten bei der AC Mailand, sondern rot-weiß waren: die Vereinsfarben von Monza. Nostalgie kam unter den Tifosi trotzdem auf, und das nicht zu knapp.
Der fünffache ehemalige Skandalpremier Berlusconi hat am Sonntag mit dem erstmaligen Aufstieg seiner AC Monza einmal mehr bestätigt, was in Italien hinter vorgehaltener Hand schon seit Langem über ihn gelästert wird: Er war immer sehr viel besser als Fußballpräsident denn als Präsident des Ministerrates. Mit der AC Milan hatte er als Besitzer und Präsident zwischen 1986 und 2017 achtmal den Meistertitel und fünf Champions-League-Pokale geholt. Und nun also der erstmalige Aufstieg seines neuen Vereins Monza in die Serie A.
Berlusconi: „Wir haben es geschafft“
„Wir haben es geschafft“, erklärte der 85-jährige Berlusconi nach dem entscheidenden Serie-B-Play-off-Spiel gegen Pisa vom Sonntag. Er freue sich nun auf die Duelle mit seinem Ex-Verein AC Milan in der neuen Saison. „Mein Herz schlägt dann sowohl für den einen als auch für den anderen Klub.“ Die Rot-Schwarzen sind am 22. Mai zum 19. Mal in ihrer Vereinsgeschichte italienischer Meister geworden – das erste Mal nach elf Jahren und auch das erste Mal, nachdem Berlusconi seine Anteile am Verein 2017 an chinesische Investoren verkauft hatte. Inzwischen wird die AC Milan von einem US-Investment-Fonds kontrolliert.
Nach dem Verkauf des Mailänder Spitzenvereins merkten Berlusconi und Galliani, der als Sportdirektor maßgeblichen Anteil an den Erfolgen der Rot-Schwarzen hatte, dass das Rentnerleben ohne Fußball irgendwie doch nicht so richtig erfüllend ist. So hat Berlusconi 2018 die AC Monza gekauft, die damals noch in der Serie C spielte. Berlusconis erklärtes Ziel war von Anfang an gewesen, auf direktem Weg den Aufstieg in die höchste Spielklasse zu schaffen. Der Sprung in die Serie B gelang schon in der ersten Saison unter dem neuen „presidente“, in der vergangenen Saison scheiterte Monza – unter anderem mit Kevin-Prince Boateng und Mario Balotelli im Kader – noch knapp am Durchmarsch in die Serie A.
Der Multimilliardär und Privat-TV-Tycoon Berlusconi hat sich sein neues fußballerisches Spielzeug eine Menge Geld kosten lassen. Seit 2018, haben italienische Medien ausgerechnet, hat seine Familienholding Fininvest schon 71 Millionen Euro für die AC Monza lockergemacht. Um starke Spieler zu ködern, soll Monza außerdem überdurchschnittliche Saläre zahlen. Mit dem Aufstieg in die Serie A dürfte sich der Geldfluss noch erheblich intensivieren – zumal Berlusconi, dessen Stärke noch nie Bescheidenheit war, sich für den Verein hohe Ziele gesteckt hat. „Am Sonntag haben wir mit Monza Geschichte geschrieben – und jetzt wollen wir den ‚Scudetto‘ und die Champions League“, erklärte er nach dem Spiel gegen Pisa gegenüber Sky Sport.
Sportlich gesehen läuft derzeit also vieles nach Plan für den Cavaliere. Auch privat scheint alles im grünen Bereich: Vor Kurzem hat er zum dritten Mal den Ehehafen angesteuert und der 53 Jahre jüngeren Marta Fascina aus Kalabrien das Jawort gegeben. Aber weiterhin wird Berlusconi von den langen Schatten seiner „eleganten Diners“ mit jungen Damen eingeholt. Im dritten Prozess um die damals minderjährige marokkanische Prostituierte Karima el Mahroug, alias Ruby Rubacuori, hat die Staatsanwaltschaft vergangene Woche sechs Jahre Zuchthaus für Berlusconi verlangt.
Und das Ministerpräsidentenamt, das er einst selbst geführt hatte, verlangt als Privatkläger 10 Millionen Euro Schadensersatz – wegen des „planetenweiten Rufschadens“, den die Republik Italien seinetwegen erlitten habe. Da kann etwas positive fußballerische Zerstreuung wahrlich nicht schaden.
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