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GESUNDHEITS- UND PFLEGERATGEBER - GESUND BEGINNT IM MUND

So bleiben die Zähne gesund

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MIT ELEKTRISCHER ZAHNBÜRSTE und Mundspülung wird die Zahnpflege einfacher. Foto: wayhomestudio/freepik.com

Die Routine auffrischen: REGELN FÜR GUTES ZÄHNEPUTZEN

Zähneputzen gilt als Routine schlechthin. Beim Schrubben und Bürsten sind wir aber oft nicht so sehr bei der Sache, wie wir es sein sollten. Zeit für eine Auffrischung! Zwei Zahnärzte verraten, worauf es bei der Zahnpflege wirklich ankommt.

DIE BÜRSTE: ELEKTRISCHES MODELL ODER HANDZAHNBÜRSTE?

,,Mit einer elektrischen Zahnbürste erzielen die meisten Patientinnen und Patienten weitaus bessere Ergebnisse", sagt Roland Frankenberger. Er ist Professor für Zahnerhaltung an der Philipps-Universität Marburg und am Universitätsklinikum Gießen.

Wer gut putzt, bekommt die Zähne auch mit einer Handzahnbürste sauber. ,,Aber da die meisten Leute zu kurz oder falsch putzen - und vor allem ältere Menschen mit den Händen nicht mehr so agil sind -  empfehle ich immer die elektrische Variante."

Bei einer elektrischen Zahnbürste bewegt sich zusätzlich zur Hand auch der Bürstenkopf. Somit wird mehr Plaque (bakterieller Zahnbelag) entfernt. ,,Die elektrische Zahnbürste nimmt die Arbeit aber nicht ab", sagt Prof. Stefan Fickl, Zahnarzt und Autor (,,Auf den Zahn gefühlt"). ,,Auch mit der elektrischen Zahnbürste sollte man die richtige Technik anwenden."

DIE TECHNIK: IST ,,KAI" NOCH AKTUELL?

,,KAI" ist die Abkürzung für „Kauflächen, Innenflächen, Außenflächen" und dürfte die Reihenfolge sein, die viele als Kinder gelernt haben. Die Kai-Technik soll dabei helfen, sich zu merken, wo man schon geputzt hat", so Roland Frankenberger.

Es gibt noch eine andere Vorgehensweise: die Bass-Technik, benannt nach dem amerikanischen Arzt Charles C. Bass. So geht's: Man setzt die Zahnbürste im 45 Grad-Winkel am Zahnfleischrand an und führt dort circa zehn kleine rüttelnde Hin- und Herbewegungen durch. Dann wischt man in Richtung der Kauflächen in kreisenden Bewegungen aus. Mit dieser Methode lässt sich besonders viel Belag entfernen.

Allerdings: ,,Für die meisten Menschen ist die Bass-Technik wohl eher schwierig durchzuführen", sagt Stefan Fickl. ,,Deswegen sollte man eher gar nicht so sehr auf die Technik achten, sondern innerhalb der Putzzeit vor allem versuchen, alle Zahnoberflächen zu erreichen."

DIE DAUER: KANN MAN ES AUCH ÜBERTREIBEN?

Zweimal zwei Minuten pro Tag sind eine gute Faustregel. Die meisten Leute putzen ihre Zähne täglich insgesamt nur circa 30 Sekunden", sagt Roland Frankenberger. Das sei entschieden zu kurz. Allerdings hängt die Putzdauer auch von der Gebisssituation ab: ,,Wer weniger Zähne hat, ist schneller durch. Wer eine Zahnspange, Brücken oder Implantate trägt, braucht meist etwas länger."

Bei der richtigen Technik könne man nicht zu lange putzen. ,,Worauf man achten sollte, ist, dass man vor allem am Zahnfleischansatz mit der nicht zu fest Zahnbürste drückt", sagt Fickl. Denn das kann dem Zahnfleisch langfristig schaden. Darum ist es so wichtig, eine Zahnbürste mit weichen oder mittelharten Borsten zu verwenden."

DAS TIMING: VOR ODER NACH DEM FRÜHSTÜCK?

„Das Wichtigste ist, die Zähne abends vor dem Schlafengehen gründlich zu putzen", sagt Fickl. Denn nachts wird weniger Speichel produziert, der die Zähne vor Säure und Bakterien schützt. Das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid kann diese Funktion über Nacht erfüllen.

Was ist mit der morgendlichen Putzrunde? ,,Die meisten Leute haben morgens nicht so viel Zeit und putzen des Frischegefühls im Mund wegen", sagt Frankenberger. „Das ist auch in Ordnung. Ich nenne meinen Patientinnen und Patienten als Faustregel, dass sie morgens ein halbes Mal und abends 1,5 Mal putzen sollen."

DIE ZAHNCREME: WAS MUSS IN DER TUBE STECKEN?

Die Zahnpasta sollte genug Fluorid enthalten. ,,Eine ganz normale Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.450 ppm ist wunderbar geeignet, um die Mundgesundheit zu erhalten", sagt Roland Frankenberger. Zahncremes, die nach den Werbeaussagen flüssigen Zahnschmelz enthalten, müssten den Beweis, eine Alternative zu Fluorid zu sein, erst noch erbringen.

Kritisch sieht der Experte Zahnweißpasten. „Wenn einem die Zähne zu gelb erscheinen, kann man ein Bleaching vom Zahnarzt durchführen lassen", sagt er. „Das wird eine Zahnpasta auf Dauer nicht lösen können." Auch von gröberen Produkten sollte man die Finger lassen. Sie entfernen zwar Verfärbungen und Belag etwas schneller, sind aber zu aggressiv für die Zähne." Fluorid-Gelees sind nicht nötig, wenn man mit Ausdauer und Sorgfalt die Zähne putzt. Die Gelees sind aber für Kariesrisikopatienten eine gute Ergänzung.

DAS DRUMHERUM: WAS BRAUCHT ES WIRKLICH?

,,Bei der Vorbeugung gegen Karies und Parodontitis hilft die Zahnbürste mit Abstand am allermeisten", so Roland Frankenberger. Auch Mundspülungen können ein frisches Atemgefühl verleihen oder gegen Mundgeruch helfen. Gegen Karies wirken sie aber nicht. ,,Mundspüllösungen schaden nicht, aber sie kosten viel und nützen wenig", sagt Stefan Fickl.

Wichtig sei allerdings die Interdentalraumhygiene. Was sich wie eine Putzaktion auf einem fremden Planeten anhört, meint das Sauberhalten der Zahnzwischenräume. Die machen immerhin ein Drittel der Gesamtzahnoberfläche aus. Hierfür eignen sich laut der Experten Interdentalbürsten. Sie sind einfacher anzuwenden als Zahnseide und die Reinigungsleistung ist wesentlich besser", sagt Frankenberger.