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Eltern würden ihren Kindern Techniker-Beruf empfehlen

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TECHNISCHE BERUFE versprechen interessante Laufbahnen. Foto: aleksandarlittlewolf/freepik.de

Welcher Weg ist für den EIGENEN NACHWUCHS richtig?

Welchen Beruf kann man dem eigenen Nachwuchs empfehlen? Einige Berufe sind hoch im Kurs - andere ziemlich abgeschlagen. Darunter befinden sich auch einige Berufe des öffentlichen Dienstes.

Neun von zehn Erwachsenen mit Kindern würden einem jungen Menschen den Beruf des Technikers oder der Technikerin empfehlen. Die zweithäufigste Empfehlung gibt es mit 79 Prozent für den Arztberuf, gefolgt von dem des Richters oder der Richterin (69 Prozent). Zum Steuerberater oder zur Steuerberaterin raten ebenfalls 69 Prozent, zur Laufbahn bei der Feuerwehr raten 64 Prozent und zur Lehrerin oder zum Lehrer 63 Prozent. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Beamtenbunds dbb hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Die Befragten sollten sich vorstellen, ihr Kind oder Enkelkind oder ein anderer junger Mensch würde ihnen gegenüber einen Berufswunsch äußern. Hierzu sollten sie einschätzen, ob sie verschiedene Berufe eher empfehlen oder eher nicht empfehlen würden.

Einige Berufe des öffentlichen Dienstes schnitten bei dieser Fragestellung eher schlecht ab. So empfehlen nur 57 Prozent jungen Menschen den Beruf des Kita-Erziehers oder der -Erzieherin. Polizistinnen und Polizistenkommen auf 43 Prozent, Müllmänner auf 38 Prozent. Der Soldatenberuf erreicht nur 17 Prozent.

dbb-Chef Ulrich Silberbach sagte der dpa: ,,Dem eigenen Nachwuchs möchte man die Arbeits- und Bezahlbedingungen im öffentlichen Dienst wohl nicht zumuten." Der Gewerkschaftschef führte das darauf zurück, dass die Leute wüssten, dass Arbeitsbelastung und Bezahlung im öffentlichen Dienst in einem klaren Missverhältnis stünden. ,,Der Staatsdienst ist nicht mehr attraktiv", so Silberbach.

Dabei liege der Personalmangel im öffentlichen Dienst auf der Hand. ,,Egal ob Baugenehmigungen, Lebensmittelkontrollen, IT-Spezialisten, Gesundheitsdienste, Pflege, Polizei, Jobcenter, Verwaltung, Schulen oder Kitas, überall fehlen Leute, überall ist der Staat auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr konkurrenzfähig."

Die Bedingungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst stehen auch zu Beginn der neuen Woche im Blickpunkt. Am 9. und 10. Januar findet die 64. dbb-Jahrestagung statt. Der dbb will bei dem Kongress in Köln thematisieren, wie der russische Krieg gegen die Ukraine, der Klimawandel, die Energiekrise, der Fachkräftemangel und weitere krisenhafte Entwicklungen den Druck auf die staatlichen Institutionen erhöhen.
DPA


Zeit für den Wechsel

Die Wechselbereitschaft bei Arbeitnehmern hat drei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown in Deutschland einer neuen Umfrage zufolge zugenommen. So konnten nur noch rund 55 Prozent der Befragten der Aussage vollständig zustimmen, sie beabsichtigten, in einem Jahr noch beim selben Arbeitgeber beschäftigt zu sein. Das geht aus einer aktuellen Befragung des Beratungsunternehmens Gallup hervor. 2019 lag dieser Anteil noch bei fast 75 Prozent. 

In den ersten beiden Corona-Jahren ab 2020 sank er dann deutlich auf rund 60 Prozent. Vor allem in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder im Rettungsdienst könnte der steigende Wechselwillen aus Sicht der Gewerkschaft Verdi auch mit den Belastungen zusammenhängen, die während der Pandemie besonders sichtbar geworden seien. "Die Gewissheit, in einem Job zu arbeiten, den man nicht sehr in Frage stellt und der eben bestimmte Anforderungen hat, die ist durch das permanente Arbeiten am Limit ins Wanken geraten", sagte Christian Wille von Verdi.
DPA


Was unsere Karriere beeinflusst

Was as braucht man, wenn man Erfolg im Beruf haben möchte? Für die meisten ist die Antwort klar: Leistung ist entscheidend. Oder auch: Eine gute Ausbildung sowie Fleiß, Glück und Durchsetzungsvermögen.

,,Ein Drittel Sein, ein Drittel Schein und ein Drittel Schwein", formulieren manche flapsig. Aber so funktioniert der Aufstieg auf der Karriereleiter nicht unbedingt.

Die Soziologin Dorothee Echter bringt es auf eine andere Formel: ,,Die Währung für Anerkennung bekommen ist Anerkennung geben." Gemeinsam mit der Betriebswirtin Dorothea Assig berät sie regelmäßig Klienten im Topmanagement.

Ihren Erfahrungen nach sind es häufig Karrieremythen, die beruflich hemmen. Etwa, zu denken, dass Schmeicheln und Schleimen hilft, dass man Karriere macht, wenn man sich durchsetzt, dass "die da oben" ohnehin narzisstische Egomanen sind. Worauf kommt es also an? ,,Wirklich gute Leistung zu bringen, ist die Basis. Vor allem am Anfang ist das wichtig", sagt Echter.

Danach müssen jedoch andere entscheidende Kompetenzen hinzukommen. Das würden auch umfangreiche Daten aus der Forschung zeigen, sagt der Diplom-Psychologe Prof. Florian Becker. Leistung sei zwar nicht egal, aber weit weniger wichtig als viele glauben. "Natürlich ist es wichtig, früh zur Arbeit zu gehen und lange zu bleiben", so Becker. „Aber nicht, weil du dann mehr leistest, sondern weil du dann mehr da bist, automatisch mehr Informationen, Chancen und Netzwerk bekommst." Weil man beispielsweise den Geschäftsführer in der Tiefgarage trifft oder den Projektleiter vor der Kaffeemaschine. Karriere erfolge nach dem Sponsorenprinzip: „Meist entscheidet ein kleiner Zirkel mächtiger Menschen."

Und diese Entscheider würden sich unbewusst an irrationalen und emotionalen Kriterien orientieren. Manager neigen etwa dazu, jene Mitarbeiter zu fördern, die ihnen ähneln und sympathisch sind, die zum Beispiel eine tiefe Stimme haben oder groß und attraktiv sind. "Auch Mitarbeiter mit maskulinem Erscheinungsbild tauchen eher als Führungskräfte auf", sagt Becker, Autor des Buches ,,Psychologie der Mitarbeiterführung".

Da Karriere also nicht rational funktioniert, macht es für ambitionierte Menschen Sinn, sich zuerst von dem Glaubenssatz zu verabschieden, dass nur die Leistung zählt. Um oben dabei sein zu können, sei es wichtiger, die Spielregeln des Networkings zu kennen. ,,Wenn du Karriere machen willst, solltest du soziales Kapital aufbauen und gute Kontakte knüpfen", rät Becker.
DPA