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GROSSER REGIONALER STELLENMARKT

Lieber hoch hinaus statt Bürojob

Lieber hoch hinaus statt Bürojob

Wie Schüler Teamplayer im Handwerk werden

Ob mit Jobwerbung in der Pizzaschachtel, „Zurück in die sächsische Heimat“-Videos in westdeutschen Kinos oder mit einem kostenlosen Tandemsprung für alle Lehrlinge: Die Roßweiner „Gemeinhardt Service GmbH“ geht schon seit vielen Jahren ihre ganz eigenen Wege auf der Suche nach engagierten neuen Mitarbeitern und Auszubildenden. Nicht über den Fachkräftemangel jammern, sondern selbst mit originellen und kreativen Ideen auf die Suche nach neuen Teammitglieder gehen – das haben sich die Spezialgerüstbauer auf die Fahnen geschrieben. Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn mit derzeit zwölf Auszubildenden im Gerüstbau und einer Auszubildenden im Büromanagement ist das Familienunternehmen einer der stärksten Ausbildungsbetriebe im Gerüstbau in Sachsen. 

Hinzu kommen Zertifizierungen wie „Great Place to Work“, „Top Company“ der Jobplattform kununu und „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“. Um auch langfristig genügend fachkundige Gerüstbauer im Markt zu haben, bilden die Roßweiner sogar über ihren eigenen Bedarf hinaus aus. „Unser Handwerk hat nur Zukunft, wenn wir heute junge Menschen begeistern und zu top ausgebildeten Handwerkern machen können. Die besten Absolventen wollen wir selbstverständlich in unserem Unternehmen halten“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Walter Stuber. 

„Die Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus ist aber auch eine Zukunftsinvestition ins Handwerk, die uns rund 15 Prozent Mehrkosten gegenüber unseren Mitbewerbern bereitet“, so Stuber. Im Arbeitsalltag der Gerüstbauer geht es hoch hinaus, schließlich sind die Mitarbeiter im Gemeinhardt-Team führende Experten im Spezialgerüstbau für ganz Deutschland. Ihr Steckenpferd sind dabei herausfordernde Konstruktionen beispielsweise von Hängegerüsten an Brücken, Fluchttreppen, Deckengerüste oder fahrbare Wetterschutzdächer. 

Prominente Beispiele sind die Sanierung der Dresdner Albertbrücke mithilfe eines Hängegerüsts, eine durchschlagsichere Brückeneinhausung über der Autobahn A4 bei Dresden sowie Hängegerüste an der Staumauer der Trinkwassertalsperre Lehnmühle sowie an der Burg Gnandstein. Gearbeitet wird dabei mit modernster Technik. 

So sind etwa Drohnen zur Vermessung im Einsatz, anhand derer ein 3D-Modell des einzurüstenden Objektes erstellt wird. Dieses können die Mitarbeiter auf der Baustelle schließlich jederzeit über ihre Tablets einsehen. Dass nicht jeder Schüler ein Überflieger mit Blick auf den Notenspiegel ist und dass dennoch ein sehr talentierter Handwerker in ihm stecken kann, weiß das Gemeinhardt-Team längst. In den eigenen Reihen hat sich schon so mancher unmotivierte Hauptschul- oder auch Förderschulabgänger zum engagierten Vorzeigelehrling gemausert. 

„Wichtig ist uns, den jungen Menschen eine Chance zu geben, sich selbst auszuprobieren, ihr eigenes Können zu testen und auszubauen und vielleicht sogar ganz neue Seiten an sich zu entdecken. Die eigenen praktischen Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen“, so Stuber. Statt nur danebenzustehen und anderen zuzusehen, können Schülerpraktikanten bei der Gemeinhardt Service GmbH im Stammsitz Roßwein selber mit anpacken. Da jeder Gerüstbauer klein anfängt, lernen die Auszubildenden in zwei Azubi-Kolonnen zunächst den Umgang mit klassischen Fassadengerüsten. 

So rüsteten sie beispielsweise die Fassade der Klosteranlage Buch bei Döbeln ein. „Jetzt freuen wir uns über weitere Anfragen für Einrüstungen von Ein- oder Mehrfamilienhäusern im Altkreis Döbeln, damit unsere Lehrlinge vor Ort die Grundlagen des Gerüstbaus erlernen können. Jedes Projekt steht unter Leitung eines Ausbilders und geprüften Kolonnenführers. Auch wenn die Auszubildenden vielleicht etwas länger brauchen – der Preis bleibt der gleiche. Denn bezahlt wird nicht nach Zeit, sondern nach Quadratmetern“, sagt Mit-Geschäftsführender-Gesellschafter Dirk Eckart. 

In nur zwei Minuten ist sogar eine schnelle Bewerbung über die Website möglich. Schüler sollten lediglich schwindelfrei und sportlich sein. Im Übrigen ist der heutige Spezialgerüstbau längst kein reiner Männer-Beruf mehr und auch bei Gemeinhardt gibt es schon eine Auszubildende zur Gerüstbauerin. Schülerinnen mit Abenteuerlust und handwerklichem Geschick, die keine Lust auf einen Bürojob haben, sind als Praktikanten und Auszubildende ebenso willkommen, denn sie tragen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen zu einem starken Handwerk bei.