Pro- und Contra-Argumente im Überblick

Warum Elektroautos schon jetzt günstiger als Verbrenner sind

Mehr Ladesäulen: Ein Elektroauto wird an einer Ladestation geladen. Beim Autogipfel hat man sich erneut darauf verständigt, die Ladeinfrastruktur voranzubringen. Foto: Martin Gerten/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Elektroauto wird an einer Ladestation geladen.

Frankfurt/Main. Autokäufer hatten schon immer die Qual der Wahl. Doch inzwischen müssen sie nicht „nur“ zwischen Herstellern, Modellen, Farben und Kraftstoffart wählen, inzwischen geht es um eine viel grundsätzlichere Frage: Soll der Neue noch mal einen Verbrennungsmotor haben, oder ist der Umstieg auf einen Elektroantrieb sinnvoll? Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat eine Reihe von Experten befragt. Und die raten – trotz einiger Nachteile – alle zum Stromer.

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Die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente im Überblick:

Marktreife

Angesichts der hohen Geschwindigkeit bei der Produktentwicklung fragen sich manche Kunden, wie ausgereift das Elektroauto eigentlich schon ist. Hält die Reichweite, was sie verspricht? Gibt es ausreichend Ladestationen? Und wie lange überlebt der Akku? Kann es bei der rasanten technischen Entwicklung nicht sinnvoll sein, noch zwei drei Jahre zu warten, und dann mehr Elektroauto für weniger Geld zu bekommen?

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Nein, sagt Peter Fuß, Autoexperte bei der Prüf- und Beratungsfirma EY. „Die Autoindustrie arbeitet seit 130 Jahren an der Verbesserung der Verbrennungsmotoren. Wenn man also das Argument der technischen Entwicklung ernst nimmt, hätte man auch nie einen Verbrenner kaufen dürfen“, so der Experte. Noch einmal warten, bis etwa andere Batterien mit größeren Reichweiten kommen, das lohne sich wahrscheinlich nicht. „Wir haben ausgereifte Technologien – die Fahrzeuge sind alltagstauglich. Nicht umsonst ist die Nachfrage so gigantisch“, betont Fuß.

Den Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes zufolge wurden im vorigen Jahr 355.961 reine Stromer neu zugelassen – eine Steigerung zum Vorjahr um 83,3 Prozent, was einem Marktanteil von 13,6 Prozent einspricht. Wobei sich die Experten einig sind, dass deutlich mehr Fahrzeuge hätten verkauft werden können, wenn das Angebot größer gewesen wäre.

Fuß macht auf die inzwischen große Auswahl an Pkw aufmerksam, die unterschiedliche Reichweiten darstellen. Es gibt sie inzwischen in allen Segmenten, vom Microwagen (Smart) bis zur Super-Luxus-Limousine (S-Klasse von Mercedes). Laut ADAC sind derzeit rund 250 Modelle am Markt, Tendenz: deutlich steigend.

Kaufprämien

„Was in jedem Fall für die Anschaffung eines Elektroautos in diesem Jahr spricht, das sind die bis zu 9000 Euro Kaufprämie, die jetzt noch gezahlt werden“, sagte Frank Schwope, Autoanalyst bei der Nord/LB, dem RND. „Eine vergleichbar großzügige Förderung dürfte es nicht mehr lange geben“, fügt er hinzu. Und die bewährte Alternative hat für ihn einen maßgeblichen Nachteil: „Beim Kauf eines Verbrenners muss ein Autokäufer schon heute bedenken, dass er in einigen Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit nur einen geringen Wiederverkaufswert realisieren kann.“

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Gesamtkosten

Mit dem Wiederverkaufswert ist das zentrale finanzielle Argument aufgerufen. Umfragen zeigen immer wieder, dass Autokäufer eher auf den Kaufpreis schauen und die alles entscheidenden Gesamtkosten unterschätzen. Den allergrößten Anteil haben dabei mit etwa 60 Prozent die Wertverluste, die der Autofahrer so lange nicht spürt, bis er seinen Wagen loswerden will. Hinzu kommen die Ausgaben für Steuern, Versicherungen, Wartung, Reparaturen und für Energie.

Wobei E-Autos hier in zweifacher Hinsicht die Nase vorn haben. Erstens: Sie haben den Vorteil, „dass bestimmte Reparaturen und Serviceleistungen gar nicht mehr notwendig sind“, so EY-Experte Fuß. Zweitens: Sie gehen erheblich effizienter mit der Energie um: Ein Stromer verbraucht auf 100 Kilometer nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Verkehrswende im Mittel etwa 16 Kilowattstunden, bei einem Benziner sind es 53 Kilowattstunden. Und mit steigenden Spritpreisen wächst dieser Kostenvorteil des E-Antriebs.

Die Agora-Experten haben in einer aktuellen Studie auf Basis von Daten des ADAC errechnet, dass E-Pkw von der Mittelklasse an aufwärts bei der Gesamtkostenrechnung preiswerter sind als vergleichbare Verbrenner, und zwar ohne Berücksichtigung der Kaufprämie. Eine Mercedes E-Klasse (bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern) bringt es demnach in den ersten fünf Jahren auf Gesamtkosten von 77.000 Euro. Während es bei einem Stromer vom gleichen Kaliber nur 70.000 Euro sind.

Bei kleineren Fahrzeugen braucht es hingegen die staatliche Förderung, um den Wagen, der fossilen Kraftstoff verbrennt, abzuhängen. Ein Benziner der Golfklasse verursacht in den ersten fünf Jahren Kosten von rund 42.000 Euro, während die Gesamtkosten beim Batterie-Elektrischen dank der Kaufprämie auf etwa 40.000 Euro gedrückt werden, so die Berechnungen der Berliner Denkfabrik.

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Insgesamt am teuersten sind übrigens die Plug-in-Hybride (Verbrenner mit Ladestecker) – sogar unter Berücksichtigung der Geldspritze, die es für diese Pkw vom Staat gibt. „Die gute Nachricht für Kaufinteressierte ist: Elektroautos sind schon jetzt eine finanziell attraktive Alternative zu Verbrennerfahrzeugen.“ So das Fazit von Maita Schade, Projektmanagerin von Agora Verkehrswende.

Ladeinfrastruktur

Fehlende Schnellladesäulen gelten derzeit als größtes Hindernis für die Durchsetzung der Elektromobilität. Eine Entscheidung für ein E-Auto hänge auch davon ab, wie es genutzt werden soll, erklärt Nord/LB-Mann Schwope. Wer sich hauptsächlich in einem Umkreis von 50 bis 100 Kilometern bewege, habe kein Problem. Für Handlungsreisende aber, die jährlich mehrere 10.000 Kilometer fahren, seien die meisten Elektrischen noch nicht geeignet, da es an „Ladeinfrastruktur mangelt und die Ladedauer häufig noch recht lang ist“.

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EY-Berater Fuß erwartet Besserung und setzt darauf, dass die Bundesregierung und die Autobauer sich beim Thema öffentliche Ladesäulen verstärkt einbringen – „insbesondere bei Schnellladestationen an Autobahnen“.

Umgewöhnung

Gleichwohl, der Umstieg vom Verbrenner zum Stromer erfordert eine Umgewöhnungsphase, vor allem wenn es um die besagte Energiebeschaffung geht. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer sieht deshalb Auto-Abos als ideales Sprungbrett in die neue Mobilität. Die Fahrzeuge werden zu fixen Kosten mit Laufzeiten zwischen drei Monaten und zwei Jahren vergeben. Nur die Kosten fürs Stromtanken muss der Abonnent noch zusätzlich tragen. Bei Nichtgefallen der Elektromobilität kann der Autofahrer komplikationslos wieder ins Verbrennerlager zurückkehren.

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Auf dem schnell wachsenden Markt tummeln sich zahlreiche unabhängige Anbieter, hinzu kommen Offerten von mehreren Autobauern. Alle treten mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen an. „Hier empfiehlt es sich, die Augen offen zu halten und genau zu prüfen, welches Angebot zum eigenen Mobilitätsprofil passt“, erläutert Dudenhöffer. Zumal es inzwischen regelmäßig attraktive Sonderangebote für Elektroautos gebe.

Like2Drive etwa bietet das Mini-SUV Dacia Spring derzeit für 219 Euro pro Monat an. Vivelacar offeriert den Hyundai Ioniq gerade ab knapp 237 Euro monatlich. Ob sich solche Offerten im Vergleich zum Kauf oder dem klassischen Leasing lohnen, können Interessenten mit dem „Abo-Faktor“ errechnen, den Dudenhöffers Car-Institut entwickelt hat: Einfach das Verhältnis der Monatsrate zum Angebotspreis (Listenpreis minus Rabatt) für das gleiche Auto errechnen. Wobei eine Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern jeweils zugrunde gelegt werden sollte.

Wer für die monatliche Nutzung höchstens 1,5 Prozent des Angebotspreises zahlen muss, kann sich laut Car über einen „sehr attraktiven Abo-Faktor“ freuen.

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