Bundesbankvorstand verrät: Zehn Dinge, die Sie noch nicht über Ihr Geld wussten
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Geldstücke liegen in einem Portemonnaie.
© Quelle: Federico Gambarini/dpa
Frankfurt. Vor 20 Jahren führten Deutschland und elf weitere europäische Länder den Euro in Form von Münzen und Scheinen ein. Seitdem ist die ausgegebene Menge an Euro-Bargeld stetig gestiegen: Derzeit sind Münzen und Scheine im Wert von über 1,5 Billionen Euro im Umlauf. Euro-Bargeld wird mittlerweile in 19 Ländern zum Bezahlen und zur Wertaufbewahrung genutzt.
Bargeld ist ein spannendes Thema in historischer, politischer und wirtschaftlicher Dimension - wie die folgenden zehn Fakten aus dem Buch „20 Jahre Euro: Zur Zukunft unseres Geldes“ zeigen, das von Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann herausgegeben wurde.
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Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann.
© Quelle: Frank Rumpenhorst
1. Die ersten maschinenlesbaren Sicherheitsmerkmale für Banknoten wurden in Deutschland entwickelt.
Bargeld wurde lange Zeit ausschließlich von Hand geprüft und gezählt. In Zusammenarbeit mit der Industrie hat die Deutsche Bundesbank in den 1970er Jahren maschinenlesbare Sicherheitsmerkmale für Banknoten entwickelt und 1975 maschinenlesbare Banknoten ausgegeben – eine Weltneuheit. Weitere vier Jahre später startete die automatisierte Echtheitserkennung von Scheinen.
2. In der Schweiz können Euro-Banknoten abgehoben werden.
Da die Schweiz von Euro-Ländern umgeben ist, können an vielen schweizerischen Geldautomaten auch Euro-Banknoten abgehoben werden. In beliebten Touristenregionen kann zudem oft in Euro bezahlt werden. Das Wechselgeld wird allerdings in Schweizer Franken herausgegeben. Übrigens hat die Schweiz eine weitere Besonderheit zu bieten: Bei der 1.000-Franken-Note (umgerechnet ca. 1.041 Euro) handelt es sich um die derzeit wertvollste Banknote der Welt, die am Geldautomaten abgehoben werden kann.
3. Euro-Münzen reisen viel.
Während Euro-Banknoten einheitlich gestaltet sind, zeigen die Rückseiten der Euro-Münzen je nach Herkunftsland verschiedene nationale Motive. Dadurch konnte ermittelt werden, dass im Jahr 2021 nur etwa 44 Prozent der 1‑Euro-Münzen, die an die Bundesbank zurückgegeben wurden, auch ursprünglich aus Deutschland stammten. Die übrigen Münzen kamen hauptsächlich aus den beliebten Reiseländern Italien und Spanien (je etwa 15 Prozent).
4. Der Euro sollte zuerst ECU heißen.
ECU ist die Abkürzung von „European Currency Unit“ (Europäische Währungseinheit) und stellte bis zur Einführung des Euro die offizielle Rechnungseinheit der Europäischen Union dar. Die ursprüngliche Idee, den Namen ECU auch für die europäische Gemeinschaftswährung zu übernehmen, stieß in Deutschland auf wenig Gegenliebe: Für den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl ähnelte der Name zu sehr dem Wort „Kuh“. Der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel schlug dann „Euro“ vor.
5. Die ersten Banknoten enthielten bis zu acht Unterschriften und Siegel.
Da man davon ausging, dass Unterschriften schwer fälschbar sind, wurden die ersten europäischen Banknoten im 17. Jahrhundert von bis zu acht Personen unterzeichnet und durch ein persönliches Siegel bestätigt. Dass so ein Vorgehen aufwendig und teuer war, zeigt auch der Blick nach Amerika: Während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) beschäftigten die Konföderierten bis zu 300 Beamte mit der Unterzeichnung und Nummerierung von Banknoten.
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6. Was Lokomotiven mit dem Euro zu tun haben.
Vor der Einführung des Euro entbrannte eine politische Debatte über den richtigen Zeitpunkt für die Einführung einer Gemeinschaftswährung. Dabei vertraten die Anhänger der Krönungstheorie die Auffassung, dass eine gemeinsame Währung erst am Ende eines politischen Integrationsprozesses in Europa stehen sollte. Andere unterstützten die Lokomotivtheorie: Sie sahen eine gemeinsame Währung als Beschleuniger für einen erfolgreichen europäischen Integrationsprozess an und setzten sich schließlich durch.
7. Der Euro hat zwei Geburtsjahre.
Erstmals eingeführt wurde der Euro bereits vor 23 Jahren, nämlich zum 1. Januar 1999. Zunächst gab es ihn nur als Buchgeld. Er wurde für elektronische Zahlungen genutzt, an den Ladenkassen wurde aber weiterhin mit D‑Mark und Pfennigen gezahlt. Vom 1. Januar 2002 an konnte dann Euro-Bargeld genutzt werden.
WG-Zimmer für Studierende werden deutlich teurer
Nicht nur Energie- und Lebensmittelpreise steigen. Junge Leute, die auf WG-Zimmer-Suche sind, müssen auch dafür immer mehr Geld einplanen.
© Quelle: dpa
8. Keine Angst vor Bargeld.
In einer aktuellen Umfrage gab ein Fünftel der Befragten an, dass sie sich bei der Nutzung von Bargeld vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten. Diese Besorgnis ist glücklicherweise unbegründet: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass von Bargeld kein besonderes Infektionsrisiko ausgeht.
9. Falsche „Fuffziger“ sind selten.
Es ist sehr unwahrscheinlich, in Deutschland Falschgeld in der Hand zu halten: Im Jahr sind es nur fünf falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner. Der am häufigsten gefälschte Geldschein ist der 50-Euro-Schein: Insgesamt 8.350 falsche „Fuffziger“ zog die Bundesbank im ersten Halbjahr 2022 aus dem Verkehr. Bezogen auf das Gesamtjahr sind das lediglich zwei falsche 50-Euro-Banknoten je 10.000 Einwohner.
10. Euro goes digital.
Die Europäische Zentralbank prüft die Einführung eines digitalen Euro. Als Ergänzung zum Bargeld soll ein digitaler Euro sichere und schnelle digitale Zahlungen im Euroraum ermöglichen. Ob und wann ein digitaler Euro kommt, wird im kommenden Jahr entschieden.
Johannes Beermann ist im Vorstand der Deutschen Bundesbank unter anderem zuständig für Bargeld. Das Buch 20 Jahre Euro: Zur Zukunft unseres Geldes, herausgegeben von Johannes Beermann für die Bundesbank, ist im Siedler Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-8275-0165-3).