Der neue Nissan Qashqai im Test: gehobene Ausstattung und bewährte Tugenden
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Ecken und Kanten: Der neue Nissan Qashqai setzt auf ein expressives Äußeres. Im Innenraum geht es dagegen wesentlich verhaltener zu.
© Quelle: Nissan
Hannover. „Was bist du groß geworden“, möchte man ausrufen. Der Nissan Qashqai, 2019 im Jahr vor der Pandemie das meistverkaufte SUV in Europa, geht jetzt in die dritte Runde. Als der erste Qashqai am 17. Januar 2007 in Barcelona der alten Welt vorgestellt wurde – das Datum ist deshalb so präsent, weil am nächsten Tag Orkan „Kyrill“ über Europa hinwegfegte und viele Motorjournalistinnen und ‑journalisten auf der Heimreise in Frankfurt die Landung ihres Lebens erlebten –, hätte niemand dem Japaner eine solche Erfolgsgeschichte zugetraut. Die Konkurrenz war schon damals groß, das Auto an sich nicht besonders spektakulär. Inzwischen hat der Qashqai eine Metamorphose durchgemacht, ist ein durchaus komplexes Auto geworden, auch wenn die Japaner vorerst auf einen zeitgemäßen Elektroantrieb verzichten. Er bleibt ein Angebot an einen automobil eher konservativ ausgerichteten Kundenkreis – ein bisschen Verbrenner geht eben noch.
4,32 zu 4,43 Meter Länge unterscheidet Generation eins von Generation drei. Elf Zentimeter – das ist gerade einmal eine halbe Handspanne. Aber im Autobau ist es der Eintritt in eine andere Welt. Dort, wo um jeden Millimeter gerungen wird, kann es am Ende die Entscheidung für oder gegen ein Modell sein. Denn was nützt einem das schönste Auto, wenn die Insassen wie die Ölsardinen zusammengequetscht werden? Meistens trifft es ja die Passagierinnen und Passagiere auf der Rückbank. Bei den Kleinen geht es ja noch. Aber was, wenn sie größer werden? Im neuen Qashqai wird diese Sorge nicht so schnell auftreten, denn der Innenraum ist dank der halben Handspanne vernünftig aufgeteilt.
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In der Topversion kostet der Allrad-Qashqai ab 45.220 Euro.
© Quelle: Nissan
Design und Preis? Eine Ansage
Überhaupt haben sich die Designerinnen und Designer Mühe gegeben, es den Passagierinnen und Passagieren bequem zu machen. Eine schöne Haptik, wenig Firlefanz und ein klares Layout. Auch Gegnerinnen und Gegner der überbordenden Digitalisierung müssen zugeben, dass sie für Ordnung auf den Armaturenträgern dieser Welt gesorgt hat. Da ist der Qashqai keine Ausnahme. Dass der Japaner im Vergleich zu seinen Vorgängern sehr viel präsenter dasteht, liegt auch an den Reifen: 19-Zöller sind eine Ansage, sie stehen Fahrzeugen dieses Zuschnitts gut zu Gesicht und waren noch vor wenigen Jahren den großen und teuren Modellen vorbehalten.
Wobei das SUV – es war übrigens damals das erste Modell, das Nissan für den europäischen Markt in Europa entwerfen ließ – kein Billigangebot ist: Zwar startet das Auto mit Handschaltgetriebe und 140-PS-Motor bei 26.390 Euro, doch wer das Automatikgetriebe, 18 PS mehr und die gehobene Tekna-Ausstattung haben möchte, legt schon einmal mindestens 40.370 Euro auf den Tresen. Die Ausstattungslinie ist üppig, ein ganzes Arsenal an Sensoren sorgt dafür, dass das meiste automatisch funktioniert – vom Regensensor über den Lichtassistenten bis zur Notbremsfunktion.
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Der Fahrer kann zwischen fünf verschiedenen Fahrmodi wählen.
© Quelle: Nissan
Wie ist das Fahrgefühl im Qashqai?
Bei der Automatik handelt es sich um ein stufenloses Getriebe, für das es früher viel Schelte gab. Doch der zentrale Kritikpunkt, der sogenannte Gummibandeffekt mit dem entsprechenden Aufheulen des Motors beim Tritt aufs Gaspedal, ist Geschichte. Über die aktuelle Generation der Schaltbox lässt sich jedenfalls nichts Negatives sagen. Vielleicht nur, dass sie beim Anfahren etwas spontan loslegt. Wer hier eher grobmotorisch unterwegs ist, kann es hin und wieder mit kurz durchdrehenden Rädern zu tun haben. Aber die Lernkurve eines Autofahrers geht ja häufig über ein ganzes Leben. Auf der Habenseite hat der Qashqai außer dem üblichen Arsenal an Sicherheitssystemen auch seinen legendären Ruf, über Jahre der beste beim Euro-NCAP-Crashtest zu sein. Das steigert zwar nicht das Fahrerlebnis, sorgt aber für angenehmes Grundrauschen.
Wenn es ans Fahren geht, ist der Qashqai der eher bürgerliche Typ. Wie ein gutmütiger Warmblüter tut er das, was man von ihm erwartet, und leistet sich kein Ausrutscher – weder nach oben noch nach unten. Man gewinnt mit ihm keine Rennen, ist an der Ampel nicht der schnellste, kommt dafür aber sicher und zuverlässig ans Ziel. Da Nissan bei Generation drei den Diesel aus dem Programm geworfen hat, ist auch die Motorenpalette übersichtlich: Angetrieben wird das SUV von einem 1,3-Liter-Benziner mit Elektrounterstützung in den oben erwähnten zwei Leistungsstufen. Später soll noch ein serieller Hybrid angeboten werden, der es auf 190 PS bringen soll. Ein bisschen Zukunft steht also auch noch auf dem Programm. Was will man mehr?
Nissan Qashqai 1,3 Tekna
- Motor: 1,3-Liter-Turbobenziner
- Leistung: 116 kW/158 PS
- Maximales Drehmoment: 270 Nm
- 0–100 km/h: 9,2 s
- Spitze: 199 km/h
- Verbrauch: 5,5 Liter Super
- CO₂: 125 g/km
- Länge/Breite/Höhe: 4,43/1,84/1,63 Meter
- Kofferraum: 436 bis 1447 Liter
- Getriebe: stufenlose Automatik
- Preis: Testwagen ab 40.370 Euro