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Gefahr für Sparer

Diese Tagesgeldkonten können jetzt riskant werden

Die Sberbank ist der größte russische Finanzkonzern.

Die Sberbank ist der größte russische Finanzkonzern.

Berlin. Auf den ersten Blick ist alles wie immer. „Festgeld – renditestarke Zinsen bis 1,50 % p.a.“, heißt es auf der Website der Sberbank Direct. Erst die Suche in den „aktuellen Meldungen“ offenbart, dass sich die Welt verändert hat. „Wir sind für Sie da!“, wird Interessenten dort als wichtige Nachricht entgegengerufen – verbunden mit der Botschaft, dass alle Produkte und Dienstleistungen weiter angeboten würden.

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Und mit ein bisschen Ratlosigkeit: „Wir verstehen, dass die gegenwärtige geopolitische Situation viele Fragen aufwirft. Uns bei Sberbank Direct geht es nicht anders.“

Wir verstehen, dass die gegenwärtige geopolitische Situation viele Fragen aufwirft. Uns bei Sberbank Direct geht es nicht anders.

Sberbank Direct

Die Sberbank ist der größte russische Finanzkonzern und mehrheitlich in Staatsbesitz. Knapp 100 Millionen Kundinnen und Kunden zählt das Institut insgesamt und mehr als 250.000 Beschäftigte. Gemessen daran ist das Engagement in Deutschland bescheiden, aber unter den vielen ausländischen Anbietern von Tages- und Festgeldkonten gehört die Sberbank zu den großen Namen.

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In den Vergleichslisten der Stiftung Warentest taucht er allerdings nicht mehr auf, und auch andere Ableger russischer Banken wie die FIBR, die East West Direkt und die VTB Direktbank wurden gestrichen. „Aufgrund der militärischen Aggression nehmen wir die Angebote der Banken nicht mehr in unsere Zinsvergleiche auf“, erklären die Verbraucherschützer.

Sie haben nicht nur Sicherheitsbedenken, sondern auch politische: „Unabhängig von der Sicherheit der Einlagen ist nicht auszuschließen, dass die russische Regierung Gelder, die bei ihren Banken angelegt werden, zur Finanzierung des Krieges verwendet.“

US-Sanktionen nur auf Dollar-Geschäfte

Wie sicher Kundeneinlagen auf Dauer sind, ist dagegen schwer einzuschätzen. So haben die USA den Sberbank-Konzern bereits vom Zahlungsverkehrssystem abgehängt. Diese Maßnahmen beträfen aber „ausschließlich US-Dollar-Transaktionen und haben somit auf Sie als unseren Kunden keinerlei Auswirkung“, erklärt die Bank.

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Swift-Abschaltung ist noch nicht vom Tisch

Das könnte sich ändern, falls die EU den gleichen Schritt in Europa macht und Russland vom Zahlungssystem Swift ausschließt. Das würde auch die europäischen Tochtergesellschaften treffen, Probleme bei Auszahlungen wären nicht auszuschließen. Denkbar ist auch, dass den Instituten Neugeschäft in Europa verboten wird. Das könnte zu ihrem Rückzug vom Markt führen.

Sberbank-Konten sind in Österreich abgesichert

Käme es zu einer Pleite, müsste der jeweilige Sicherungsfonds einspringen. Im Fall der Sberbank Direkt wäre das allerdings nicht der deutsche: Die Bank hat zwar einen Sitz in Frankfurt und ist Mitglied im Bundesverband deutscher Banken, hat sich aber der österreichischen Einlagensicherung angeschlossen.

In Wien nämlich hat die Sberbank Europe ihren Sitz. Einlagen seien, wie in der EU üblich, mit 100.000 Euro pro Kundin oder Kunde abgesichert. Das gilt auch für andere europäische Töchter russischer Konzerne, die dem deutschen Sicherungsfonds angeschlossen sind, dem in Luxemburg oder auch dem Sicherungssystem der Niederlande.

Im schlimmsten Fall kann der Kampf um die Ersparnisse also zu einer kleinen Odyssee werden. Zudem sind die Sicherungssysteme für den Fall einer Insolvenz ausgelegt. Ob sie auch für die Folgen von Sanktionen oder technischen Problemen einspringen würden, ist eine ganz andere Frage. An „Spekulationen über Sanktions- oder Gegensanktionsszenarien“ wolle man sich nicht beteiligen, heißt es beim Bankenverband.

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