Fachkräftemangel: Wir brauchen mehr Mut für mehr Einwanderung
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Hamburger Gaststätte sucht Personal: Nicht nur Tourismus und Gastronomie leiden unter Fachkräftemangel.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Flughäfen, Freizeitparks, Hotels oder Restaurants: Überall mangelt es an Personal. Die Corona-Pandemie hat viele Arbeitskräfte aus diesen Branchen in attraktivere Jobs getrieben. Die Folgen sind im Alltag deutlich spürbar – kurzfristig gestrichene Flüge oder eingeschränkte Öffnungszeiten.
Doch nicht nur bei schlecht bezahlten Jobs ist neues Personal schwer zu finden. Das Gleiche gilt für spezialisierte Fachkräfte. Als Unternehmerin merke ich das selbst massiv. Als wachsendes Technologieunternehmen sind wir permanent auf der Suche nach motivierten neuen Kolleginnen und Kollegen. Das wird immer anspruchsvoller. Früher reichte ein Onlinestellenangebot auf einem Jobportal aus, um viele passende Bewerbungen zu erhalten. Heute geht es ohne Headhunter und das Einbeziehen der persönlichen Netzwerke meines Teams nicht mehr.
Unsere Erhebungen zeigen, dass Geld immer noch das überzeugendste Argument bei Bewerbungsgesprächen ist: Etwa ein Drittel der Erwerbstätigen würde sich von einem höheren Gehalt überzeugen lassen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Aber natürlich reicht Geld allein nicht. Schon an zweiter Stelle folgt eine interessantere Tätigkeit, die zu einem Jobwechsel motivieren würde.
Wir suchen mittlerweile weltweit nach passenden Bewerbungen. Ansonsten könnten wir viele Stellen nicht besetzen. Aber die bürokratischen Hürden sind sehr hoch, wenn man Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland gewinnen will. Wir haben extra einen Dienstleister beauftragt, der unsere Neuzugänge aus Brasilien, China oder der Ukraine durch den deutschen Bürokratiedschungel lotst. Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert bislang auch nur rund jedes sechste Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden. Der große Aufwand schreckt viele ab. Als Unternehmerin wünsche ich mir daher flexible Lösungen der Politik, wie sie nun beim Flughafendesaster gesucht werden. Vielleicht steckt daher in dieser Krise etwas Positives: Mehr Mut zu mehr Arbeitsmigration!
Janina Mütze ist Mitgründerin und Geschäftsführerin des digitalen Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Civey. Sie schreibt an dieser Stelle im wöchentlichen Wechsel über Transformation, Digitalisierung und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne „Chefinnensache“ finden Sie hier.