Fusion wird Arbeitsplätze in Deutschland kosten

Opel-Werk in Kaiserslautern.

Opel-Werk in Kaiserslautern.

Hannover. Man hat in den vergangenen Wochen wieder viele Manta-Bilder gesehen. Immer noch sind es Modelle der Vergangenheit, die den Menschen in den Sinn kommen, wenn sie an Opel denken. Dabei ist die Gegenwart nicht so schlecht. Das kleine SUV Mocca ärgert die Konkurrenz auch in Wolfsburg, der Ampera-e setzt Maßstäbe bei Elektroautos, und beim Genfer Autosalon wird ein sehr ansehnlicher neuer Insignia stehen. Doch zu reden ist wieder einmal von einer unsicheren Zukunft, von endlosen Verlustjahren und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit. Denn General Motors hat den Frühlingshauch des Aufbruchs genutzt, um sich zu verabschieden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

GM-Chefin Barra macht es clever

Mangelnde Geduld kann man den Amerikanern nicht vorwerfen, höchstens mangelndes Können. Mit Europa haben sie sich immer schwergetan – wie umgekehrt manche deutsche Marke die USA nicht versteht. Doch hinter der Entscheidung von GM-Chefin Mary Barra steckt mehr als das Ende der Geduld. Man sollte auch nicht zu viel „America first“ in den Rückzug hineininterpretieren. Barra zieht vor allem die Konsequenz aus dem Umbruch in der Autowelt. Lange ergab es Sinn, in den Erhalt einer Traditionsmarke zu investieren, den Konzernabsatz mit einer Million Opel aufzupumpen, Marktanteile in Europa auch unter Verlusten zu verteidigen. Doch das ist die Autowelt der Vergangenheit. In der Zukunft braucht GM sein Geld für neue Antriebstechnologien, Digitalisierung, Dienstleistungen, womöglich den Aufbau neuer Marken für neue Produkte. Warum also in neue Modelle für einen gesättigten Markt investieren, in Abgasreinigung allein für europäische Vorschriften, Werke für zu viele Autos, Arbeit für ein neues Image, das die Siebziger doch nicht aus den Köpfen bekommt? Barra macht es clever: Mit Kooperationsverträgen und Optionen auf PSA-Aktien behält GM Zugriff auf Europa. Die Sanierungsmühen der alten Autowelt überlässt sie dem Kollegen Carlos Tavares.

Der wiederum wird sich die Amerikaner warmhalten, denn eines Tages kann er sie für Elektrifizierung und Digitalisierung brauchen. Vorerst verfolgt er aber den konventionelleren Plan: Größe soll Kosten senken, wie schon immer im Autogeschäft. PSA hat da Nachholbedarf, es wird also erst einmal funktionieren – zulasten von Opel und Zulieferern. Denn neues Wachstumspotenzial schafft dieser auf Europa konzentrierte Verbund nicht. Seine Logik ist das Sparen, und niemand sollte damit rechnen, dass das in Frankreich geschehen wird. Die Fusion wird einige Tausend Arbeitsplätze in Deutschland kosten. Der schwache Trost: Unter dem GM-Dach wäre es über kurz oder lang schlimmer gekommen. Weltweit stehen Autobauer vor den gleichen Fragen wie GM und PSA, es wird noch manchen vergleichbaren Deal geben. Die Manta-Jahre sind vorbei – nicht nur bei Opel.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Von Stefan Winter/RND

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken