Gesundheit wird digital: Pharmabranche will Amazon zuvorkommen

Die Digitalisierung in der Pharma- und Medizinbranche schreitet voran.

Die Digitalisierung in der Pharma- und Medizinbranche schreitet voran.

Die deutsche Pharma- und Medizinbranche sortiert sich neu. Das Onlinegeschäft wird immer wichtiger, diesen Trend hat die Corona-Krise noch einmal verstärkt. Aber es geht nicht nur um Onlineapotheken, die im vergangenen Jahr enormen Zulauf erfahren haben. Das ganze Gesundheitssystem wird sich über kurz oder lang digitalisieren – und die Frage ist, wer das Rennen um die Vormachtstellung gewinnt.

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Die Sorge vieler deutscher Unternehmen ist, dass der US-Gigant Amazon auch auf dem deutschen Markt die Nummer eins für digitale Gesundheit werden könnte. Um dem etwas entgegenzusetzen, haben sich jetzt der Pharmagroßhändler Phoenix und der Apothekenabrechnungsspezialist Noventi zusammengetan und die Plattform gesund.de ins Leben gerufen. Sie soll künftig alle Gesundheitsangebote digital vereinen.

Amazon Pharmacy in den USA gestartet

Bis jetzt ist Amazon noch nicht auf dem deutschen Gesundheitsmarkt aktiv. Allein um Medikamente zu vertreiben, bräuchte das Unternehmen hierzulande eine Apothekerlizenz – diese wäre durch einen Zukauf aber einfach zu bekommen. Genauso ist das Unternehmen auf seinem Heimatmarkt vorgegangen: Schon 2018 kaufte Amazon in den USA die Onlineapotheke Pillpack, vor drei Monaten ging das Unternehmen dann mit dem neuen Service Amazon Pharmacy an den Start. Seitdem können Amerikaner über Amazon rezeptfreie und rezeptpflichtige Medikamente bestellen.

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Digitale Gesundheitsakten auf Amazons Servern?

Aber nicht nur das: Mit Amazon Healthlake will das Unternehmen künftig Gesundheitsdaten von Nutzern speichern und so nicht nur eine komplett digitale Patientenakte anlegen; künstliche Intelligenz soll die Daten auch analysieren und darauf basierend zum Beispiel bessere Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten anzeigen. Außerdem experimentiert Amazon unter dem Namen Care derzeit mit Telemedizin. Mittels einer App können sich Nutzer entweder per Chat ärztlichen Rat einholen oder eine Onlinesprechstunde abhalten. Bisher steht das Pilotprojekt nur Amazon-Mitarbeitern im Staat Washington zur Verfügung. Trotzdem zeigt das Engagement von Amazon, was in Zukunft alles möglich sein könnte.

Konkurrenzportal gesund.de startet im zweiten Quartal

In Deutschland soll nun ein neues Onlineportal zahlreiche medizinische Angebote vereinen. „Gesund.de ist die Antwort des deutschen Gesundheitsmarktes auf Amazon“, sagt Noventi-Chef Hermann Sommer. Im zweiten Quartal soll sowohl die Website als auch die App an den Start gehen.

Nutzer sollen über die Plattform zum Beispiel Medikamente online bestellen können, Arzttermine ausmachen, Befunde oder Rechnungen speichern und diese gegebenenfalls mit Arztpraxen oder Therapeuten teilen können. Das Unternehmen wirbt damit, dass die elektronische Gesundheitsakte den strengen deutschen Datenschutzrichtlinien unterliegt. Die sensiblen Daten seien sicher, heißt es auf der im Aufbau befindlichen Website. Dabei ginge es nicht darum, Gesundheitsdienstleister vor Ort zu ersetzen, sondern sie zu vernetzen. Egal ob Arzt, Apotheke, Physiotherapiepraxis oder Sanitätshaus: Alle seien aufgerufen, ihre Dienste auf der Plattform anzubieten.

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Auch Doc Morris baut „Gesundheitsmarktplatz“

Konkurrenz gibt es auch von anderer Seite: Die niederländische Onlineapotheke Doc Morris hat Mitte Dezember die Gesundheitsplattform DocMorris+ mit einer dazugehörigen App gestartet. Dafür reicht Doc Morris stationären Apothekern die Hand, sie sollen die Plattform mitnutzen. „Mit DocMorris+ denken wir Gesundheit neu und präsentieren eine offene Gesundheitsplattform, die Apotheken einen digitalen Kompetenzvorsprung bei den kommenden Veränderungen gibt“, sagte Malte Dous, Geschäftsführer von DocMorris+, bei der Einführung. Die Apotheken vor Ort entscheiden dabei selbst, mit welchem Sortiment und zu welchen Preisen sie auf der Plattform vertreten sind.

E-Rezept wir 2022 Pflicht

Beschleunigen wird den Trend zur Digitalisierung das E-Rezept, das im Januar 2022 bundesweit Pflicht wird. Dann gibt es Verschreibungen nicht mehr nur auf Papier sondern auch digital. „Patientinnen und Patienten können entscheiden, ob sie ihr E-Rezept per Smartphone und einer sicheren E-Rezept-App verwalten und digital an die gewünschte Apotheke ihrer Wahl senden wollen oder ob ihnen die für die Einlösung ihres E-Rezepts erforderlichen Zugangsdaten in der Arztpraxis als Papierausdruck ausgehändigt werden sollen“, heißt es auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums.

Für Onlineapotheken wird dann einiges einfacher. Bisher müssen Kunden ihr Papierrezept noch per Post an die Unternehmen schicken, künftig wird das per Klick möglich sein. Dann werden die Onlineapotheken sicherlich auch mehr Marktanteil an dem umsatzstarken Segment der verschreibungspflichtigen Medikamente erobern. Bisher liegt ihr Anteil hier gerade mal bei einem Prozent.

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RND

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