Griechenland setzt aufs Glücksspiel

Griechische Kasino-Betreiber melden wieder steigende Besucher- und Umsatzzahlen. Davon will auch die Regierung in Athen profitieren.

Griechische Kasino-Betreiber melden wieder steigende Besucher- und Umsatzzahlen. Davon will auch die Regierung in Athen profitieren.

Athen. Die Griechen gelten als begeisterte Spieler. Vor allem jetzt, zu Weihnachten und zum Jahreswechsel, erwacht die Glücksspiel-Leidenschaft der Hellenen. Nur die Chinesen seien noch größere Zocker, heißt es in der Kasino-Branche. Doch die griechische Krise ging auch an den Glücksspiel-Betreibern nicht vorbei. Die Umsätze der sechs hellenischen Spielbanken haben sich von 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2007 auf rund 1,6 Milliarden im vergangenen Jahr halbiert. Jetzt, wo die Wirtschaft nach neun Jahren Rezession endlich zu erholen beginnt, melden die Kasino-Betreiber endlich wieder steigende Besucher- und Umsatzzahlen.

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Davon möchte auch der griechische Finanzminister profitieren. Die Regierung plant deshalb, drei weitere Spielbank-Konzessionen zu vergeben, und zwar für die Ferieninseln Mykonos, Santorin und Kreta. Ein Kasino ist auch auf dem Gelände des ehemaligen Athener Flughafens Ellinikon geplant. Ein Konsortium griechischer, arabischer und chinesischer Investoren wollen rund sieben Milliarden Euro in das frühere Airport-Areal investieren, das so groß ist wie Monaco. Geplant sind Sportanlagen, ein Park, Hotels, Wohnungen, Einkaufszentren, ein Kongresszentrum – und ein Kasino.

Gestaffelte Besteuerung

Das Konzept der Regierung: Luxusresorts mit angeschlossenem Spielkasino sollen zusätzliche Touristen anlocken. Neben den Chinesen, die von Jahr zu Jahr in größerer Zahl in Griechenland Urlaub machen, hat man dabei vor allem gut betuchte Gäste aus dem arabischen Raum im Blick. Auch die Israelis gelten als interessante Zielgruppe für die Kasino-Betreiber.

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Um Investoren für die Kasino-Projekte zu interessieren, will der Athener Finanzminister bei den Steuern Zugeständnisse machen. Bisher wird der Bruttospielertrag (der Spielumsatz abzüglich der ausgezahlten Gewinne) in den griechischen Spielbanken je nach Region mit 22 bis 35 Prozent besteuert. Das ist zwar wenig im Vergleich etwa zu Deutschland, wo sehr viel höhere Sätze gelten, aber viel im internationalen Vergleich.

So entsteht derzeit auf der Griechenland benachbarten Insel Zypern ein großer Kasino-Komplex. Hier kassiert der Fiskus nur 15 Prozent vom Bruttospielertrag. In Gevgelija in der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien beträgt die Abgabe sogar nur acht Prozent. Die meisten Spieler kommen aus Nordgriechenland, die Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt.

Das neue griechische Spielbankengesetz, das in Kürze vom Parlament verabschiedet werden soll, sieht eine gestaffelte Besteuerung vor. Sie reicht von 20 Prozent für Bruttospielerträge bis 100 Millionen Euro bis zu acht Prozent für Erträge von mehr als 500 Millionen Euro. Große internationale Kasino-Konzerne wie Sands, Caesars und Hard Rock International werfen bereits ein Auge auf den griechischen Markt, heißt es in der Branche.

Mykonos sträuben sich die Bewohner

Die Bewohner der betroffenen Inseln sind weniger begeistert. Auf Kreta formiert sich eine Bürgerbewegung gegen das geplante Kasino. Die Regierung solle lieber in die unzulängliche Infrastruktur der Insel investieren, fordern Einwohner. Mit von der Protest-Partie ist auch ein örtlicher Abgeordnete der linksgerichteten Regierungspartei Syriza, Sokratis Vardakis. „Ein Kasino wird wahrscheinlich nur Probleme verursachen und keinen Beitrag zur Entwicklung unserer Insel leisten“, fürchtet der Politiker.

Auch auf der Insel Mykonos sträuben sich viele Bewohner. Was die Wirte von Mykonos besonders erzürnt: Während die Regierung in Athen den Bars und Nachtklubs auf der Insel eine strikte Sperrstunde verordnet hat, soll das Kasino unbegrenzt geöffnet sein.

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Der Gemeinderat bereitet jetzt eine Unterschriftensammlung vor, um die Spielbankpläne der Regierung in Athen zu durchkreuzen. Der Inselbürgermeister Konstantinos Koukas ist besonders erbost, weil die Regierung weder die Kommunalpolitiker noch die örtliche Bevölkerung gefragt habe. „Die Regierung muss endlich einmal begreifen, dass Griechenland nicht nur aus Athen besteht“, zürnt der Politiker.

Von Gerd Höhler, RND

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