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Konzernchef Bäte plant Schlussstrich

Hedgefonds-Desaster kostet die Allianz Milliarden

Allianz-Chef Oliver Bäte will den peinlichen Streit mit Kunden in den USA beenden.

Allianz-Chef Oliver Bäte will den peinlichen Streit mit Kunden in den USA beenden.

Das Geschäft mit riskanten Hedgefonds kostet den Allianz-Konzern weitere Milliarden. Für die Entschädigung großer US-Anleger hat der Versicherungskonzern jetzt 1,9 Milliarden Euro zurückgestellt. Im Februar waren bereits 3,7 Milliarden dafür reserviert worden, sodass Allianz insgesamt nun mit Kosten von 5,6 Milliarden Euro rechnet. Der Aktienkurs stieg nach der Mitteilung trotzdem, denn offenbar ist eine Einigung in greifbarer Nähe.

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Seit rund zwei Jahren liegt das Unternehmen im Clinch mit amerikanischen Großinvestoren. Die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) hatte den Pensionsfonds sogenannte Structured Alpha Fonds verkauft. Diese waren ausschließlich für Anlageprofis in den USA gedacht und versprachen überdurchschnittliche Renditen weitgehend unabhängig von den Marktbedingungen. Dazu werden Optionen gehandelt, um Marktschwankungen vorwegzunehmen und daran zu verdienen.

Das funktionierte auch lange Zeit, bis die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 die Kurse auf breiter Front abstürzen ließ. Von der versprochenen Sicherheit war nichts mehr übrig, die Optionsstrategien platzten, und die AGI-Fonds verloren weit überdurchschnittlich an Wert. Die 15 Milliarden Dollar Anlegergeld schmolzen zusammen, die Anleger verloren nach eigenen Angaben rund 6 Milliarden.

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Sie werfen dem Konzern vor, dass er die Risiken falsch dargestellt habe. Außerdem hätten Fondsmanager in den Tagen des Crashs falsch reagiert. Sie seien von der festgelegten Anlagestrategie abgewichen und hätten die Verluste damit noch vergrößert. Der Branchendienst Institutional Investor hatte sogar das Gerücht verbreitet, es sei versucht worden, den Volatilitätsindex VIX zu manipulieren, um die Performance der Fonds besser aussehen zu lassen.

Zwei Fondsmanager mussten gehen

Neben den Schadensersatzforderungen hat es der Konzern auch mit Ermittlungen des Justizministeriums und der Börsenaufsicht SEC in den USA zu tun. Mit deren Verschwiegenheitsregeln begründet die Allianz auch, dass sie öffentlich bisher wenig zur Aufklärung des Skandals beigetragen hat. Zwar wurden zwei beteiligte Fondsmanager entlassen, das Unternehmen sieht aber kein Fehlverhalten in der obersten Führungsetage. Die im Konzernvorstand unter anderem für AGI verantwortliche Jacqueline Hunt ist im vergangenen Herbst allerdings vorzeitig ausgeschieden.

„Ich möchte klarstellen, dass uns zum aktuellen Zeitpunkt keinerlei Hinweise auf Pflichtverletzungen durch aktive oder frühere Mitglieder des Vorstands vorliegen“, sagte Aufsichtsratschef Michael Diekmann jüngst in der Hauptversammlung. Die Aktionärinnen und Aktionäre konnte er damit aber nicht beruhigen. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vermutete deutliche Mängel in der Kontrolle durch Vorstand und Aufsichtsrat.

Beruhigung für die Aktionäre

Mit der neuen Rückstellung will Konzernchef Oliver Bäte nun die Voraussetzungen schaffen, um das Thema zu beenden. Nach mehreren Vergleichen und „fortschreitenden Gesprächen mit den Behörden in den USA“ seien die Gesamtkosten mittlerweile abzuschätzen, heißt es in der Mitteilung. Der Konzern strebe eine „zeitnahe Beendigung der behördlichen Verfahren“ an.

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Der Schritt schlägt sich auch in der Bilanz des ersten Quartals nieder. Nach der Rückstellung schrumpft der Nettogewinn auf 600 Millionen Euro. Die Beruhigungspille für Aktionärinnen und Aktionäre liefert der Vorstand aber gleich mit: Die Dividende – bei der Allianz-Aktie besonders wichtig – soll darunter nicht leiden. Im Jahresüberschuss 2022 werde für die Ausschüttung der Einmaleffekt herausgerechnet.

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