Kinderbetreuung in Großbritannien: fragwürdiger Geldsegen für Familien
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Krippenkinder soll es auch in Großbritannien in Zukunft vermehrt geben.
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London. Wer mit seinem Nachwuchs im Vereinigten Königreich lebt, stellt schnell fest, dass viele Briten positiv auf Kinder reagieren. Bei einem Besuch im Pub zum Sunday roast, wie das traditionelle Mittagsmahl am Sonntag genannt wird, stört sich kaum jemand daran, wenn kleine Jungs oder Mädchen wild um den Tisch rennen oder darunter verschwinden. Im Gegenteil: Kinder ermöglichen Gespräche auch mit eher verschlossenen Briten. Nachbarn stellen interessierte Fragen, wenn der Nachwuchs dabei ist. Nach dem Alter des Kindes oder auch dazu, ob es eine Kita besucht.
In der Politik der Regierung spiegelte sich diese Kinderfreundlichkeit bislang nicht unbedingt wider. So ist die Betreuung zwar ausgesprochen gut, aber auch fast nirgends so teuer wie in Großbritannien. Die Folge: Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten bleiben immer mehr Mütter bis zum dritten Geburtstag des Kindes zu Hause. Laut dem Amt für nationale Statistiken geben 44 Prozent an, dass sie lieber arbeiten würden, es sich finanziell aber nicht lohne. Und das, obwohl sie schon zwei Wochen nach der Geburt im Schnitt deutlich weniger Elterngeld erhalten als in Deutschland.
Die konservative Partei will mehr Menschen in Arbeit bringen
Jetzt jedoch sollen Kinder schon ab einem Alter von neun Monaten bis zu 30 Stunden eine Kita besuchen können, finanziert durch den Staat. Das Ziel: Die konservative Partei will mehr Menschen in Arbeit bringen. Denn der Fachkräftemangel ist in der wirtschaftlich angeschlagenen Nation groß – auch infolge des Brexit.
Was gut klingt, hat jedoch einen Haken. Die Einrichtungen im Land sind chronisch unterfinanziert. Das Personal wird schlecht bezahlt. Die Folge: Viele bieten schon jetzt weniger Plätze an. Plätze, die in Zukunft noch begehrter werden. Damit bekommen Eltern in Zukunft zwar theoretisch die Betreuung finanziert, finden aber womöglich keinen Ort, der ihre Kinder aufnimmt. Ein Problem, das Familien in Deutschland nur zu gut kennen.