Klimaschutz: Die EEG-Umlage sinkt, doch Strom bleibt teuer

Strom wird teurer – die reduzierte EEG-Umlage verschafft etwas Linderung.

Strom wird teurer – die reduzierte EEG-Umlage verschafft etwas Linderung.

Hannover. Die EEG-Umlage ist wohl einer der ärgerlichsten Aspekte jeder Stromrechnung: Jahr für Jahr bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher vor Augen geführt, dass sie für den Ausbau der erneuerbaren Energien kräftig zahlen müssen. Nun sinkt die EEG-Umlage erneut deutlich – was auch daran liegt, dass konventionell erzeugter Strom deutlich teurer geworden ist. Ein Überblick zu einer Klimaschutzmaßnahme, die gerade auf den Prüfstand kommt.

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Wie stark sinkt die EEG-Umlage?

Weil die Erzeugung von grünem Strom bislang oft teurer als die von konventionellem Strom ist, garantiert die EEG-Umlage den Betreibern von Ökokraftwerken wie Windrädern eine profitable Vergütung, wenn sie Strom ins Netz einspeisen. Um die Differenz zwischen Börsenstrompreis und der Einspeisevergütung zu finanzieren, zahlen Stromverbraucherinnen und -verbraucher – abseits vieler von ihr befreiter Unternehmen – die EEG-Umlage. 2022 sinkt sie nun von 6,5 auf 3,723 Cent pro Kilowattstunde, wie die großen Stromnetzbetreiber am Freitag bekannt gaben. Es ist der niedrigste Wert seit knapp zehn Jahren.

Warum sinkt die EEG-Umlage?

Etwa ein Cent der Absenkung geht darauf zurück, dass die Bundesregierung die EEG-Umlage mittlerweile mit Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung bezuschusst – wer etwa tankt, zahlt nun mehr Abgaben, dafür sinkt der Strompreis ein wenig. Entscheidender ist den Stromnetzbetreibern zufolge, dass hohe Preise für Öl, Gas und Kohle auch konventionellen Strom verteuert haben. Die Differenz, die mit den Einnahmen der EEG-Umlage ausgeglichen wird, ist also schlicht geschrumpft, wie Agora Energiewende in einer Analyse betont.

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Wird Strom nächstes Jahr billiger?

Unter dem Strich ist trotzdem nicht gesetzt, dass Stromrechnungen künftig niedriger ausfallen. So steigen die Netzentgelte leicht, was einen Durchschnittshaushalt um die 20 Euro pro Jahr kostet. „Ob und in welcher Höhe die Entlastung durch die EEG-Umlage tatsächlich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt, hängt auch von der weiteren Entwicklung des Börsenstrompreises ab“, betont Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Der Börsenstrompreis ist wegen der hohen Kosten für Erdgas, Öl und Kohle derzeit auf Rekordniveau – laut Check24 will das eine zunehmende Zahl an Grundversorgern im kommenden Jahr auch an die Endkunden weitergeben.

Wird die EEG-Umlage ganz abgeschafft?

Um die EEG-Umlage ging es auch bei den Sondierungsgesprächen der möglichen künftigen Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Die Ampelparteien, die nun richtige Koalitonsverhandlungen aufnehmen, wollen ausdrücklich die Stromkosten für Privathaushalte und Betriebe senken. „Im Laufe der Legislaturperiode werden wir die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis so schnell wie möglich beenden,“ heißt es im gemeinsamen Positionspapier.

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Klappt die Energiewende auch ohne EEG-Umlage?

Wie genau das ausgestaltet wird, ist noch offen. Die Formulierung deutet darauf hin, dass die Finanzierungsgrundlage geändert wird, während an der garantierten Einspeisevergütung nicht gerüttelt wird. Aus Sicht des Agora-Experten Thorsten Lenck ein guter Ansatz, sofern zur Finanzierung künftig vollständig die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung genutzt werden. „Dann würden nicht mehr Stromverbraucher, sondern die Nutzer fossiler Energien die Energiewende finanzieren“, so Lenck.

Ginge es auch ganz ohne Förderung?

Zugleich ist Lenck überzeugt, dass es weiterhin irgendeine Form von Umlage braucht, um Windräder und Co. konkurrenzfähig zu halten. Zwar seien die Kosten für neue Anlagen deutlich gesunken, doch allein die garantierte Höhe der Einspeisevergütung ist aus seiner Sicht entscheidend, um Energieversorgern und Geldgebern bei der Planung von Ökokraftwerken Sicherheit zu geben. „Es wird weiterhin eine Förderung erneuerbarer Energien brauchen, damit wir die Klimaziele erreichen“, sagt Lenck.

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Was würde Strompreise deutlicher reduzieren?

Aus Sicht von Lenck hat die Finanzierung der Energiewende über den CO₂-Preis den Vorteil, dass Wohlhabende Untersuchungen zufolge mehr fossile Energie verbrauchen und deshalb mehr für CO₂-Emissionen ausgeben. Ärmere würden von der Abschaffung der EEG-Zulage ihm zufolge also überdurchschnittlich profitieren. Ob das reicht, um die aktuell hohen Energiekosten abzufedern, bezweifeln viele Verbände: Die Verbraucherzentralen forderten am Freitag eine Erhöhung des Wohngelds, der Sozialverband Deutschland einen „unbürokratischen Energiekostenzuschlag“. Und die Deutsche Umwelthilfe schlug vor, die Stromsteuer zu senken – auch ohne EEG-Umlage entfällt etwa ein Drittel des Endkundenpreises bei Strom auf Steuern und Abgaben.

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