Klimaschutz: IG Bau fordert doppeltes Tempo bei der Sanierung von Häusern

Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschiedliche Optionen – Steinwollplatten sind nur eine davon.

Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschiedliche Optionen – Steinwollplatten sind nur eine davon.

Frankfurt. Die IG-Bau fordert erheblich mehr Anstrengungen bei der Sanierung von Gebäuden. „Viele Altbauten haben noch immer eine katastrophale CO₂-Bilanz. Wenn die Sanierung nicht rasch Fahrt aufnimmt, dürfte der Gebäudesektor die verschärften Klimaziele weit verfehlen“, sagt Gewerkschaftschef Robert Feiger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Nötig sei eine Verdopplung der Sanierungsquote von einem auf 2 Prozent pro Jahr. Hierfür müsse die Förderung durch den Staat auf sieben Milliarden Euro jährlich aufgestockt werden.

Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt erläuterte, dass mehr als die Hälfte der 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland zu Zeiten gebaut wurden, als die erste Wärmeschutzverordnung noch nicht in Kraft trat. „Viele Altbauten haben noch immer eine katastrophale CO₂-Bilanz“, so Feiger.

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Am Donnerstag steht die erste Lesung des neuen Klimagesetzes auf der Tagesordnung des Bundestages. Die Bundesregierung schlägt vor, den Ausstoß von Treibhausgas hierzulande bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. Bislang wurden 55 Prozent angepeilt. 2040 soll eine Minderung um 88 Prozent und 2045 die Treibhausgasneutralität erreicht werden.

Für den Gebäudebereich sieht der Entwurf des Gesetzes vor, die Emissionen der Klimakillergase bis zum Jahr 2030 um rund 43 Prozent auf dann 67 Millionen Tonnen zu reduzieren. Die Gewerkschaft kritisiert, dass bislang für die Umsetzung der ambitionierten Ziele die klaren Vorgaben fehlten. „Neben der CO₂-Bepreisung und einer möglichen Solardachpflicht ist entscheidend, dass Hauseigentümer viel mehr als bislang sanieren. Dafür ist dringend ein Ausbau der KfW-Förderprogramme notwendig“, betonte Feiger.

Die staatliche Förderbank bietet bereits eine Reihe Finanzierungshilfen an. Es geht dabei um günstige Kredite und Zuschüsse, die bei bestehenden Immobilien bis zu 75.000 Euro pro Wohneinheit betragen können. Es handelt sich bei der energetischen Sanierung vor allem um die Dämmung von Außenwänden und Dächern sowie um den Einbau moderner Fenster mit Mehrfachverglasung. Aber auch das Ersetzen von Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen spielt eine wichtige Rolle, um den CO₂-Ausstoß zu verringern.

Mit Blick auf die umstrittene Verteilung der CO₂-Kosten zwischen Mietern und Vermietern betont der Gewerkschaftschef: „Klimaschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die Lasten müssen aber sozial und gerecht verteilt werden. Es darf nicht sein, einseitig die Mieterseite zu belasten.“ Wohnen sei enorm teuer geworden, die Schmerzgrenze für viele Mieter aber auch für viele Eigenheimbesitzer längst erreicht.

Begrenzung von Mieterhöhungen nach Modernisierung

Anfang des Jahres wurde auch für Öl- und Gasheizungen ein Preis von 25 Euro für jede Tonne Kohlendioxid, die in die Luft geblasen werden, eingeführt. Bis zum Jahr 2025 soll der Preis schrittweise auf 55 Euro erhöht werden. Nach dem geltenden Recht können Vermieter die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten für die fossilen Brennstoffe über die Nebenkostenabrechnung komplett an die Mieter abwälzen. Die SPD wollte durchsetzen, dass die Immobilienbesitzer die Hälfte der Belastungen tragen. Dagegen hat sich aber die Unionsfraktion gestellt.

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Feiger betonte in diesem Zusammenhang, dass alles, was jetzt in puncto Klimaschutz bei Gebäuden passiere, sozial verträglich geregelt werden müsse. So gelte es auch, die Modernisierungsumlage befristet auf 4 Prozent zu senken. Diese Umlage ist eine Sonderform der Mieterhöhung. Hausbesitzer dürfen die Miete aktuell um bis zu 8 Prozent der Kosten, die für die Modernisierung einer Wohnung aufgewendet wurden, erhöhen.

Feiger sieht beim Thema Klimaschutz aber auch die Unternehmen der Baubranche in der Pflicht: Es brauche Arbeitskräfte, „die entsprechend qualifiziert werden müssen und dauerhaft in der Branche bleiben“. Aber gerade in Betrieben ohne Tarifbindung und Betriebsrat hapere es oft an Weiterqualifizierung und damit an Wissen bei der Optimierung von Klimaschutz am Bau.

Das fange beim Umgang mit Messgeräten an und gehe bis zum Know-how in puncto Umweltschutztechnik. Zudem sieht der IG-Bau-Chef durch einen Mangel an Fachkräften ein gravierendes Problem auf die Branche zukommen. Dagegen lasse sich jedoch mit besseren Löhnen und attraktiveren Arbeitsbedingungen vorgehen.

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