Wie kann Panik auf den Finanzmärkten verhindert werden?

Nach der Rettung der Credit Suisse: Experte fordert Nachbesserung bei Bankenregulierung

Fünf vor zwölf – das gilt nicht nur für die Zeiger einer Uhr neben einem Logo der Schweizer Bank UBS.

Fünf vor zwölf – das gilt nicht nur für die Zeiger einer Uhr neben einem Logo der Schweizer Bank UBS.

Nach der Bankenrettung in der Schweiz ist auch in Deutschland die Diskussion über Bankenaufsicht und Regulierung neu aufgeflammt. Zwar sind sich Expertinnen und Experten einig, dass der europäische Finanzsektor deutlich stabiler ist als vor der großen Krise 2008. „Die Regulierung hat einiges bewirkt, sonst hätten wir jetzt eine ganz andere Situation“, sagte etwa Florian Heider, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung (Safe), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die jüngsten Schieflagen bei Banken zeigten aber auch Nachbesserungsbedarf.

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In einer Notaktion war am Wochenende die schwer angeschlagene Bank Credit Suisse an den größeren Konkurrenten UBS verkauft worden. Regierung und Finanzaufsicht der Schweiz hatten den Deal herbeigeführt, um einen Zusammenbruch der Credit Suisse zu verhindern. Sie gehört zu den 30 Banken weltweit, von denen nach Meinung der Aufseher die Stabilität des weltweiten Finanzsystems abhängt. Ihre Krise wiederum wurde innerhalb weniger Stunden akut, nachdem in den USA das Regionalinstitut Silicon Valley Bank geschlossen worden war.

„Weckruf für die europäische Bankenregulierung“

„Der Fall der Silicon Valley Bank ist ein Weckruf für die europäische Bankenregulierung“, heißt es in einer Analyse des Frankfurter Instituts Safe. Die Bank war Opfer eines sogenannten Bank Run geworden: Nach ersten Krisenmeldungen hatten Kundinnen und Kunden aus Sorge vor einer Pleite massenhaft Guthaben aufgelöst.

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So weit dürfe es gar nicht erst kommen, sagt Safe-Chef Heider. „Es ist richtig, dass die Banken unternehmerisches Risiko tragen. Aber man muss eine unkontrollierte Panik vermeiden“, erklärt der Wirtschaftsprofessor. Deshalb plädiert Heider dafür, bei den Banken von vornherein alle schnell liquidierbaren Kundenguthaben, die sogenannten Sichteinlagen, vor Pleiten zu schützen.

„Die Sichteinlagen bei Banken sollten keinem unternehmerischen Risiko ausgesetzt sein“, sagt Heider. Vor allem Firmen, die zum Beispiel Löhne über das Konto zahlen, bräuchten Sicherheit für ihr gesamtes Guthaben und nicht nur bis zu einer garantierten Höhe. In den USA hat die Regierung direkt nach der Schließung der Silicon Valley Bank eine Garantie für all diese Guthaben übernommen. Wenn das aber ohnehin geschehe, könne man es von vornherein so regeln und eine Kundenpanik verhindern, meint Heider. Das könne über einen speziellen Fonds oder eine Staatsgarantie geschehen.

Notverkauf der Credit Suisse beunruhigt Dax-Anleger
Credit Suisse - UBS Illustration Credit Suisse logo displayed on mobile with UBS seen in the background. On 19 March 2023 in Brussels, Belgium. Photo illustration by Jonathan Raa/NurPhoto Brussels Belgium PUBLICATIONxNOTxINxFRA Copyright: xJonathanxRaax originalFilename: raa-creditsu230319_npayK.jpg

Der Notverkauf der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse an den Rivalen UBS macht Dax-Anleger zum Wochenauftakt nervös.

Spahn: Eigenkapitalanforderungen auch für Staatsanleihen

Jens Spahn, bis 2018 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, fordert zudem eine bessere Kapitalausstattung der Banken. „Ich würde mir wünschen, dass auch Staatsanleihen mit Eigenkapital unterlegt werden müssen“, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Wegen des Ausfallrisikos müssen Banken eigenes Kapital für Geld vorhalten, das sie verleihen – bisher aber nicht für Geld, das sie Staaten leihen. Diese Anleihen haben aber wegen der Zinserhöhungen an Wert verloren, was letztlich die Silicon Valley Bank in die Knie zwang.

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Auch Safe-Chef Heider plädiert dafür, „die Eigenkapitalanforderungen noch einmal zu überprüfen“. Er hält die Wahrscheinlichkeit zwar für gering, dass die Probleme in den USA und der Schweiz auf Banken in der Euro-Zone übergreifen, aber sicher sei das nicht. „Natürlich wird an den Finanzmärkten jetzt nach der nächstschwächeren Bank gesucht“, sagt Heider. „Es ist nicht auszuschließen, dass sich in Europa noch andere Banken finden, die schlecht gemanagt waren.“

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Aktien erholen sich am Dienstag kräftig

In den USA sind inzwischen drei Institute in Schieflage geraten. Zuletzt organisierten Großbanken ein Hilfspaket über 30 Milliarden Dollar für die First Republic Bank in San Francisco. Finanzministerin Janet Yellen bemühte sich am Dienstag, Zuversicht zu verbreiten. Das amerikanische Bankensystem sei solide, dennoch könnten zusätzliche Rettungsmaßnahmen nötig sein, falls neue Schwierigkeiten bei kleineren Instituten ein Risiko für die finanzielle Stabilität bedeuteten, hieß es in einer Rede, die Yellen am Dienstag vor dem US-Bankenverband halten wollte. Die Lage insgesamt stabilisiere sich, erklärte Yellen laut Manuskript.

Zumindest die Börse scheint das Risiko einer neuen großflächigen Bankenkrise erst einmal abzuhaken. Aktien erholten sich am Dienstag kräftig – auch die Finanzwerte. So führten Commerzbank und Deutsche Bank den Dax an, deren Kurse nach den drastischen Verlusten der vergangenen Tage um mehr als 5 Prozent stiegen.


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