Stoppt den Ausbau des Straßen- und Gasnetzes!
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Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung; Archivbild).
© Quelle: Jens Büttner/dpa
Kurzfristig scheint weder bei der Gasversorgung noch im Bahnverkehr eine Besserung in Sicht. Die Verantwortung bei Vorgängerregierungen zu suchen, greift zeitlich wie inhaltlich zu kurz. Die Krisen wurden durch grundsätzliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Fehlentscheidungen herbeigeführt.
Der starke Ausbau der individuellen Gasversorgung hing eng mit der Entscheidung zusammen, in der Stromerzeugung auf Atomenergie zu setzen. Damit war der lokale Spielraum für eine gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung und damit für den Fernwärmeausbau sehr eingegrenzt.
Heute erreichen nur wenige Städte in Deutschland einen Fernwärmeanteil von über 50 Prozent. Dort müssen sich weniger Menschen Sorgen vor einem kalten Winter machen. Die oft noch eingesetzten fossilen Wärmequellen können durch Geothermie und Meerwasser- oder Flusswärmepumpen ersetzt werden.
Straßenbau führt zu Fehlsteuerung der Bahn
Auch bei der Bahn geht es um eine systematische und lang andauernde Fehlsteuerung durch eine einseitige Priorisierung des Straßenbaus. Oft verlaufen Autobahnen parallel zu stillgelegten Eisenbahnen, wurden Pendlerautobahnen anstelle von S- und Regional-Bahnen ausgebaut.
Bundesnetzagentur warnt: Zahlungen für Gas werden sich verdreifachen
Mit Blick auf das kommende Jahr hat die Bundesnetzagentur erwartungsgemäß keine guten Nachrichten für Verbraucherinnen und Verbraucher.
© Quelle: dpa
Mehr Geld in die Schiene zu investieren reicht nicht. Es muss Schluss sein mit dem weiteren Ausbau des Straßennetzes, wodurch schon immer mehr Verkehr ausgelöst wurde. Auch ein Rückbau darf nicht ausgeschlossen werden. Das gilt ebenso für Teile des Gasnetzes.
Die Elektrifizierung stellt einen wichtigen Schritt zur Unabhängigkeit sowie zum Klimaschutz dar. Individuelle Wärmepumpen und E-Fahrzeuge sind ein Teil der Lösung. Von mindestens ebenso großer Bedeutung sind der Ausbau des Schienennetzes und von Trambahnen sowie von Fern- oder Nahwärmesystemen.
In den nächsten Jahren sind die Prioritäten klar: Schienen- statt Straßenbau, Fernwärme und Geothermie anstelle von Gas und Öl, im Grunde mehr gemeinschaftliche und weniger individuelle Lösungen. Die aktuellen Krisen und der Klimaschutz erfordern diese tiefgreifende Zeitenwende.
Holger Krawinkel ist Energieexperte, Stadt- und Regionalplaner. Die RND-Kolumne „Greenformation“ über den Umbau der Wirtschaft schreibt er im Wechsel mit DIW-Professorin Claudia Kemfert, BDEW-Chefin Kerstin Andreae und RND-Redakteur Frank-Thomas Wenzel. Alle weiteren Kolumnenbeiträge finden Sie hier.