Mehr als die Hälfte der Deutschen findet den Bahnstreik unangemessen
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Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ab Montag neue Streiks im Personenverkehr angekündigt.
© Quelle: imago images/Ralph Peters
Berlin. Mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) lehnt die Bahnstreiks der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) ab und hält sie für unangemessen. Ein knappes Drittel (32,5 Prozent) hält die Streiks für angemessen.
Das ergibt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Ähnlich sind die Antworten auf die Frage, ob die Streiks „nur dem Image von GDL-Chef Claus Weselsky dienen“. Hier hält knapp die Hälfte (49,8 Prozent) der Befragten die Streiks mit dieser Begründung für unangemessen, ein Drittel (33,4 Prozent) lehnt diese Deutung ab.
51,4 Prozent der Befragten halten die Streiks für unangemessen, weil sie „die Bahn nach Corona unnötig schwächen“. 49 Prozent lehnen sie ab, weil sie „die Urlauber in den Ferien zu hart betreffen“, etwa genauso viele (49,5 Prozent), „weil sie die Wirtschaft nach Corona hart treffen“.
56 Prozent der Befragten wünschen sich gesetzliche Regelungen für Streiks im Verkehrssektor mit Festlegungen für Ankündigung, Schlichtung und Streikpause, 30 Prozent lehnen solche Regeln ab. Die Umfrage mit rund 2500 Befragten hatte der Bahn-Arbeitgeberverband MOVE in Auftrag gegeben.
Vorbild Italien
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert ebenfalls feste Regeln für Tarifauseinandersetzungen bei der Bahn. „Mit einem verbindlichen Streikfahrplan könnten sich Reisende darauf einstellen, welche Züge fahren und welche nicht“, sagte Pro-Bahn-Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Solch einen im Voraus aufgestellten Streikfahrplan gibt es etwa in Italien.
Sorge bereiten Pro Bahn die aktuellen Drohungen der Gewerkschaft EVG, ebenfalls in den Arbeitskampf zu gehen, falls die konkurrierende GDL einen besseren Tarifabschluss erreicht. „Es ist der große Wunsch von Pro Bahn, dass sich alle Gewerkschaften und das BahnManagement an einen Tisch setzen“, sagte Naumann.
Und auch hier hat er ein Vorbild von der italienischen Halbinsel vor Augen. „In Rom gibt es das Konklave, das erst verlassen werden darf, wenn man sich auf einen neuen Papst geeinigt hat. In dieser Hinsicht könnte die katholische Kirche ein Vorbild für die Bahn sein“, sagte der Fahrgastvertreter.