Nestlé halbiert sein Wassergeschäft
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Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé plant die Hälfte seines Wassergeschäftes zu verkaufen.
© Quelle: dpa
Nestlé verkauft rund die Hälfte seine Wassergeschäfts. Die nordamerikanischen Marken wie Poland Spring und Pure Life gehen samt einem Lieferdienst für 4,3 Milliarden Dollar (rund 3,6 Milliarden Euro) an Finanzinvestoren. Seine großen Marken wie Vittel, Perrier und S. Pellegrino sowie regionale Anbieter will der Konzern dagegen behalten. Sie bringen mehr Gewinn, denn die US-Marken stecken seit Jahren in einem heftigen Preiskampf.
Außerdem sind Perrier und Co. ausbaufähiger als die Massenmarken. Nestlé-Chef Mark Schneider sieht große Chancen für „funktionelles Wasser“, also Getränke mit Zusatzstoffen wie Fruchtkonzentraten, Kräuterextrakten, Vitaminen oder Mineralien. „Wir werden unsere Innovationen verstärken“, sagte Schneider.
Nestlé steht in der Kritik
Wasser war einmal die große Wachstumsgeschichte des Nestlé-Konzerns. Seit den Neunzigerjahren kauften die Schweizer Marken zusammen, bis sie mit weitem Abstand Weltmarktführer waren. Im Jahr 2019 machte Nestlé mit Wasser umgerechnet rund 6,7 Milliarden Euro Umsatz. Das simple Rezept, Wasser in Flaschen abzufüllen, brachte jahrelang rund um die Welt Gewinne – und Ärger: Der Konzern sichere sich für wenig Geld natürliche Ressourcen und verkaufe das Wasser dann mit Gewinn an die Allgemeinheit, der es eigentlich sowieso gehöre, werfen ihm Kritiker vor. Der Film „Bottled Life“ prangerte 2012 das Milliardengeschäft mit Trinkwasser an, im Ort Vittel werfen Anwohner dem Konzern vor, den Boden auszutrocknen. Auch in den USA formierte sich immer öfter Widerstand gegen Wassergewinnungsprojekte.
Wassermarken sollen spätestens 2025 CO₂-neutral arbeiten
Konzernchef Mark Schneider, der den deutschen Medizintechnikkonzern Fresenius führte, bevor er 2017 Nestlé-Chef wurde, will das Unternehmen aus der öffentlichen Debatte herausholen. So sollen die Wassermarken des Konzerns spätestens 2025 CO₂-neutral arbeiten. Außerdem hat sich Nestlé verpflichtet, Plastikmüll zu vermeiden und das Grundwasser zu schützen.
Doch nicht nur wegen der Proteste hat das Geschäft an Attraktivität verloren. In den vergangenen Jahren stagnierte es, in den USA wuchs die Konkurrenz, 2019 startete Konzernchef Schneider bereits ein Sparprogramm. Vor einigen Monaten wurde das Wassergeschäft in China verkauft, nun ist die US-Sparte mit umgerechnet 3,15 Milliarden Euro Umsatz an der Reihe. Der Finanzinvestor One Rock Capital Partners hat sich für den Kauf mit dem Lebensmittelunternehmer Dean Metropoulos zusammengetan. Über ihre Pläne ist bisher nichts bekannt.