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Abzug für Getränke mit Süßungsmitteln

Wie der Nutri-Score aussagekräftiger werden soll

Auf einer Packung Joghurt ist der sogenannte „Nutri-Score“ zu sehen. Das farbige Logo  soll  Kunden gesündere Lebensmittel beim Einkauf leichter erkennen lassen.

Auf einer Packung Joghurt ist der sogenannte „Nutri-Score“ zu sehen. Das farbige Logo soll Kunden gesündere Lebensmittel beim Einkauf leichter erkennen lassen.

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Die Lebensmittelampel „Nutri-Score“ soll aussagekräftiger werden. Um Verbraucherinnen und Verbraucher besser über die Nährstoffe eines Produktes zu informieren, hat das Ernährungsministerium nun einige Änderungen angekündigt. Das soll zu einer größeren Übereinstimmung mit Ernährungsempfehlungen führen.

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So bekommen Getränke, die Süßungsmittel enthalten, künftig „Negativ-Punkte“ und werden eine Kategorie schlechter bewertet. In der Vergangenheit war immer wieder kritisiert worden, dass beim Nutri-Score die gesundheitlichen Aspekte von Light- und Zero-Getränken nicht ausreichend berücksichtigt würden. Nun hat das dafür zuständige Lenkungsgremium, dem neben Deutschland auch andere EU-Staaten wie Frankreich angehören, einige Änderungen beschlossen. Sie sollen ab Ende des Jahres in Kraft treten und sind Teil einer dreistufigen Überarbeitung des Nutri-Score-Algorithmus.

Nutriscore: Von tiefgrün bis dunkelrot

Konkret geht es diesmal um die Berechnungsgrundlage von Getränken. Milch, Milchgetränke sowie Pflanzendrinks werden statt als Lebensmittel künftig als Getränke bewertet. Nur ein Getränk erhält dann mit A die beste Bewertung: Wasser. Fruchtsäfte, Nektare und Smoothies sollen grundsätzlich ihre jetzige Einstufung behalten, also überwiegend die Kategorien C bis E. Nach Ministeriumsangaben können Getränke mit einem geringen Zuckergehalt eine günstigere Bewertung erzielen.

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Die fünfstufige Ernährungsampel ist beim Gang durch den Supermarkt an ihren bunten Farben zu erkennen. Produkte, die damit gekennzeichnet sind, erhalten eine Bewertung von tiefgrün (A) bis dunkelrot (E). Daran sollen Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen, welche Nährwerte das Produkt hat. Allerdings geht es dabei um eine Bewertung innerhalb einer Produktkategorie – verglichen werden also Joghurts mit Joghurts und Pizzen mit Pizzen. Berechnet werden die Nährwerte auf 100 Gramm oder Milliliter. Dass das nicht immer heißen muss, dass ein Lebensmittel gesund ist, hatte dem Nutri-Score schon viel Kritik eingebracht.

Olivenöl soll künftig besser bewertet werden

Allerdings wurde bereits nachgebessert. In einem vorherigen Schritt ging es um feste Lebensmittel. So bekam Olivenöl etwa wegen seines hohen Fettgehalts in der Vergangenheit keine gute Bewertung. Nun soll unterschieden werden zwischen gesunden und ungesunden Fettsäuren. Zudem soll der Gehalt von Zucker und Salz insgesamt stärker gewichtet werden.

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„Die beschlossenen Überarbeitungen können weiter zur Akzeptanz des Systems beitragen, da Schwächen in einigen Produktkategorien ausgebessert werden“, sagt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

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Dass Olivenöl künftig in der Regel ein B erhalten, zuckrige Frühstücksflocken oder gesüßte Milchprodukte dagegen kritischer bewertet werden, sei aus „medizinisch-wissenschaftlicher Sicht sinnvoll und nachvollziehbar“, so Bitzer. Die größte Schwäche beim Nutri-Score sei allerdings die Freiwilligkeit. „Wir appellieren an die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für einen EU-weit verbindlichen Nutri-Score einzusetzen.“

Kommt ein EU-weiter Nutri-Score?

Oppositionspolitiker Albert Stegemann sieht das ähnlich. Wir brauchen eine „aussagekräftige, wissenschaftlich fundierte EU-weit verpflichtende Nährwertkennzeichnung“, sagte der ernährungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Sie müsse gleichzeitig verbraucherfreundlich und frei von vermeidbarem bürokratischen Mehraufwand für die Herstellerbetriebe sein. „Der Nutri-Score ist hierfür ein guter Anfang; er muss aber fortentwickelt werden“, so Stegemann. So müsse beispielsweise der positive Beitrag von Milchprodukten zu einer ausgewogenen Ernährung besser auf der Farbskala abgebildet werden.

Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) strebt einen „EU-weiten Nutri-Score“ an, wie er im Dezember sagte. Erst kürzlich führten die Niederlande den Nutri-Score ein, auf wenig Gegenliebe trifft die Nährwertampel allerdings in Italien.

Vor weiteren Initiativen sollten sich die europäischen Partner erklären, welche Vorstellungen sie besitzen, findet der ernährungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Gero Hocker. „Statt nationaler Alleingänge befürworten wir grundsätzlich EU-weit einheitliche Standards“, ist auch er überzeugt. Zudem müsse verstärkt über Ernährungsbildung und Bewegungsförderung geredet werden. „Beide Punkte sind in der Pandemie zu oft hintenübergefallen“, so Hocker.

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