Halloren verkauft Delitzscher Schokoladenfabrik
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Eine Halloren-Mitarbeiterin überwacht die Produktion von Halloren-Kugeln. Die Hallenser steigt bei der Delitzscher Schokoladenfabrik aus. (Archivbild)
© Quelle: dpa
Delitzsch/Halle. Paukenschlag bei Halloren: Auf der Hauptversammlung der Schokoladenfabrik verkündete Vorstandschef Klaus Lellé am Mittwoch den Rückzug aus Delitzsch. Neun Jahre nach dem Einstieg bei der Delitzscher Schokoladenfabrik steigen die Hallenser wieder aus – und geben den Anteil an den neuen Halloren-Großaktionär Darren Ehlert weiter. Das bestätigte am Mittwoch ein Firmensprecher LVZ. Laut „Mitteldeutscher Zeitung“ zahlte Ehlert dafür zehn Millionen Euro. Delitzsch mit seinen rund 300 Mitarbeitern soll weiter für Halloren arbeiten.
Vollzogen wurde der Verkauf laut am Mittwoch ebenfalls vorgelegtem Geschäftsbericht rückwirkend zum 1. Januar 2017. Er ist Teil eines Pakets von drei Beteiligungen, von denen sich Halloren trennt, um frisches Geld in die Kasse zu holen. Auch die Töchter in Belgien und Holland, Steenland und Bouchard, wechseln den Besitzer. Beide hatte Halloren erst 2011 und 2013 hinzugekauft.
Anteil des Großaktionäres Paul Morzynski übernommen
„Die Investments Delitzscher, Steenland und Bouchard wurden veräußert“, sagte Lellé laut „Mitteldeutscher Zeitung“ auf der Hauptversammlung in Halle. Steenland sei für 17 Millionen Euro an einen Kunden aus Asien gegangen, Delitzscher und Bouchard sind für je zehn Millionen Euro an Magrath, die Muttergesellschaft des Halloren-Großaktionärs Charlie Investors, veräußert worden.
Hinter Magrath steht der Investor Darren Ehlert. Über diese Firma hatte er 2014 zusammen mit seinem Bruder Kenneth die Firma Charlie Investors gegründet, um bei Halloren einzusteigen. Ende Juli hatte die beiden Brüder dann den Anteil des bisherigen Großaktionäres Paul Morzynski übernommen. Seither halten sie knapp 75 Prozent an Halloren.
In Delitzsch sollen weiterhin Halloren-Produkte hergestellt werden
Delitzscher und Bouchard sollen trotz des Eigentümerwechsels im Konzernverbund bleiben. Bisher nutzte Halloren die Schokoladenfabrik in Nordsachsen vor allem, um dort Eigenmarken für Supermärkte zu produzieren. Auch Saisonware wie Kamellen kommen aus Delitzsch. Daran soll sich nichts ändern: „Die umfangreichen Liefer- und Leistungsbeziehungen zwischen den Gesellschaften bleiben zunächst unverändert erhalten“, heißt es im Geschäftsbericht. „Delitzscher produziert ihre Produkte exklusiv für die Halloren Gruppe. Diese verkauft dann an eine Vielzahl von Kunden weiter.“
Grund für die Aktion ist die zuletzt angespannte Finanzlage in Halle. Die 37 Millionen Euro, die die Verkäufe nun einbrachten, sorgten für Entspannung. „Die Rückzahlung von Bankkrediten und Unternehmensanleihen in Höhe von 30 Millionen Euro wäre sonst sehr schwierig geworden“, begründet Lellé die Maßnahme gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“. Ende 2017 peilt er nun eine Eigenkapitalquote von 70 Prozent an. Lellé: „Damit können wir wieder in neue Anlagen und Produkte investieren.“
Schokoladenfabrik 2008 aus der Insolvenz gekauft
Halloren hatte die Delitzscher Schokoladenfabrik 2008 aus der Insolvenz gekauft. Damals wechselten 130 der einst 500 Mitarbeiter zu Halloren. Inzwischen sind es wieder rund 300. Die Marke „Delitzscher“ verschwand dann aber 2010 aus dem Sortiment. Seither dient die Fabrik nur noch als Produktionsstandort.
Vor allem beim Umsatz wird Halloren den Verkauf zu spüren bekommen: Im vergangenen Jahr entfielen mehr als 40 Prozent des Konzernumsatzes auf den Standort Delitzsch: 49,8 Millionen Euro – von insgesamt 124,1 Millionen.
Frank Johannsen
LVZ