“Second Life” und Recycling: So sollen E-Auto-Batterien wiederverwertet werden
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Die Batterien von Elektroautos sollen wiederverwertet - oder die Materialien recycelt - werden.
© Quelle: Ian West/PA Wire/dpa
München. Die Zahl der Elektroautos steigt - doch die in den Batterien verbauten Rohstoffe sind begehrt. Schon länger gibt es deshalb Bemühungen, die knappen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen - und möglichst viele Materialien zu Recyclen. Doch das ist nicht ganz einfach.
Intakte Batterien, die nicht mehr im Auto genutzt werden, aber noch einen Energieinhalt von 70 bis 80 Prozent haben, können in ein zweites Leben - das sogenannte "Second Life" - im stationären Betrieb überführt werden. Dort können sie zum Beispiel als Stromspeicher für den privaten Haushalt eingesetzt werden, oder in Großspeichern genutzt werden.
In der Hamburger Hafen City etwa sind seit September 2019 zwei Batteriespeicher im Einsatz, deren Batterien zuvor in BMW-Elektroautos verwendet wurden. Für das Projekt der BMW Group und Vattenfall wurden die Batterien aus den Autos zu stationären Speichersystemen zusammengeschlossen, die nun flexibel eingesetzt werden können - beispielsweise um erneuerbare Energien zu speichern.
Kreislauf im wahrsten Sinne: E-Autos mit Altbatterien laden
Ein weiteres Bespiel für den Kreislauf hat der französische Autohersteller Renault bereits im September 2018 vorgestellt. Mit dem Bau eines "Advanced Battery Storage" wurden Schnellladestationen entwickelt, bei denen gebrauchte Batterien aus Elektroautos im Second Life als stationäres Speichersystem dienen.
Renault hat das Ziel, den "Advanced Battery Storage" bis 2020 zum größten stationären Energiespeichersystem in Europa zu machen. Drei Standorte in Frankreich und Deutschland in einem ehemaligen Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen wurden Anfang 2019 fertiggestellt. Bis 2020 sollen weitere Folgen.
Lithium und Kobalt sind zu wertvoll für den Müll
Doch ist die Batterie vollkommen unbrauchbar, steht die Wiederverwertung des Materials im Vordergrund. Das gilt vor allem für die in einem Akku enthaltenen Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt - denn sie sind zu wertvoll, um sie ungenutzt zu lassen. Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Akkus gibt es bereits heute.
Wenn in den nächsten Jahren aber mehr alte Batterien recycelt werden müssen, müssen auch die Anlagen sukzessiv erweitert werden, meint der deutsche ADAC. Eine möglichst effiziente Rückgewinnung der Materialien sei die Voraussetzung dafür, dass sich der Aufwand ökonomisch und ökologisch bezahlt mache.
ADAC: Oft wird nur das Batterie-Gehäuse recycelt
Das Problem aus Sicht des ADAC: Nach geltender Rechtslage müssen mindestens 50 Prozent des Materials einer Batterie recycelt werden - ein Wert, der häufig bereits durch das Entfernen von Gehäuse und Komponenten aus Aluminium, Stahl oder Kunststoff erreicht wird, wie der ADAC erklärt.
Das Ziel, auch die kritischen Rohstoffe der Batterie wiederzugewinnen, werde deshalb klar verfehlt. Der ADAC fordert, die Gesetzeslage den technischen Möglichkeiten anzupassen und die sogenannte "Recyclingeffizienz" gemäß dem technisch realisierbaren Stand auf über 90 Prozent anzuheben. Nur so könne ein hohes Maß an stofflicher Verwertung erreicht werden.
Tesla will eigenen Recycling-Kreislauf
US-Elektroautohersteller Tesla geht schon weiter. Im April 2019 kündigte das Unternehmen einen eigenen Recycling-Kreislauf in der sogenannten "Gigafactory 1" an. Im ihrem "Impact Report" erklärt Tesla, dass in der "Gigafactory 1" Batterien am Ende ihres Lebenszyklus "verantwortungsbewusst" verarbeitet werden sollen. Der Bau der Fabrik in Nevada soll noch bis 2020 andauern.
In der "Gigafactory 1" will Tesla ein nach eigenen Aussagen einzigartiges Batterie-Recycling-System entwickeln, das aus Schrott und Altbatterien Edelmetalle zurückgewinnt. Die Rückgewinnung von Lithium und Kobalt, sowie Kupfer, Aluminium und Stahl sollen möglich sein. All diese Materialien sollen so zurückgewonnen werden, dass sie für die Herstellung von neuen Batterien eingesetzt werden können.
Der exakte Recyclingprozess wurde im "Impact Report" aber nicht bekanntgegeben. Zuletzt machte Tesla allerdings Schlagzeilen, weil das Unternehmen erst Wochen nach einem Unfall im Oktober die Entsorgung einer 600 Kilo schweren Batterie regelte.
ots/RND/Alice Mecke