E-Paper

Spacs: der neue Weg für Unternehmen an die Börse

An diesem Montag fand in Frankfurt ein Börsengang statt, den es in dieser Form bisher in Deutschland noch nicht gegeben hat. Der Start-up-Investor Klaus Hommels brachte seine Firma Lakestar mithilfe eines sogenannten Spacs an Börse.

An diesem Montag fand in Frankfurt ein Börsengang statt, den es in dieser Form bisher in Deutschland noch nicht gegeben hat. Der Start-up-Investor Klaus Hommels brachte seine Firma Lakestar mithilfe eines sogenannten Spacs an Börse.

Stuttgart. An diesem Montag fand in Frankfurt ein Börsengang statt, den es in dieser Form bisher in Deutschland noch nicht gegeben hat. Der Start-up-Investor Klaus Hommels brachte seine Firma Lakestar in Form eines sogenannten Spacs an Börse. Spac steht für Special Purpose Acquisition Company. Zum Handelsstart notierten die Aktien von Lakestar Spac I bei 11,15 Euro, der Ausgabepreis lag zuvor bei 10 Euro.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Bei einem Spac handelt es sich um ein Unternehmen, eine Art Mantelgesellschaft ohne eigenes operatives Geschäft, deren Ziel es ist, über den eigenen Börsengang so viel Kapital von Investoren einzusammeln, um im weiteren Schritt mit dem eingesammelten Kapital wiederum in andere Unternehmen zu investieren. Im nächsten Schritt werden dann diese Unternehmen übernommen und als neue Börsenkandidaten präsentiert.

Eine leere Unternehmenshülle

Ein Spac ist quasi zunächst einmal eine leere Unternehmenshülle, die von einem sogenannten Sponsor aufgelegt wird. Der Sponsor ist ein bisschen wie ein Fondsmanager, der entsprechend auch die Auswahl der zu übernehmenden Unternehmen durchführt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ein Spac ist daher eigentlich nur eine Zweckgesellschaft, die meistens zwischen zwölf und 24 Monaten besteht. Das Kapital eines Spacs wird am Anfang erst einmal geparkt, meistens auf einem Treuhandkonto, und in risikoarme Wertpapiere wie kurz laufende US-Staatsanleihen investiert.

Spacs in den USA sehr beliebt

In den USA ist diese Art von Unternehmenshülle sehr beliebt, um vor allem anfangs unterbewertete Unternehmen mit mehr Kapital zu versorgen und sie dann über den Spac an die Börse zu bringen. Im Fokus von Spacs stehen oft Firmen mit Wachstumspotenzial aus dem Technologiesektor.

Lakestar-Investor Klaus Hommels ist in Sachen Wagniskapital an den Finanzmärkten kein Unbekannter. Hommels war einer der ersten, der das große Potenzial vieler heute sehr bekannter Techunternehmen schon sehr frühzeitig in deren Anfangsjahren erkannt und in sie investiert hatte.

Zu seinen Erfolgen gehört unter anderem eine frühe Investition in Skype (wurde anschließend für mehr als 4 Milliarden Dollar von Microsoft übernommen) sowie das Business-Netzwerk Xing, dass 2006 anschließend an die Börse ging. Zu den aktuellen Investments von Hommels gehören unter anderem Spotify und der Zahlungsdienstleister Klarna aus Schweden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Investieren in ein „Blankoscheck-Unternehmen“

Durch den Börsengang eines Spacs können auch private Anleger in das Konstrukt investieren, wissen aber nicht genau, in was sie investieren. Sie haben nur die Wahl, dem Sponsor des Spac – ähnlich wie einem Manager eines aktiven Investment-Fonds – zu vertrauen, dass er das Richtige mit dem Geld macht. Daher werden Spacs auch „Blankoscheck-Unternehmen“ genannt.

Diese Geldanlage ist der krasse Gegensatz zu einem Investment in Aktien, beispielsweise der DAX-Konzerne SAP oder Volkswagen. Hier weiß der Anleger, dass er in Europas größten Softwarekonzern bzw. bei VW in den zweitgrößten Autokonzern der Welt investiert und Anteile von beiden Unternehmen im Depot hält.

Bei einem Spac ist es ein Investment im Nebel. Beim Spac-Börsengang werden dem Investor lediglich sogenannte Units – in der Regel für 10 Dollar je Stück – angeboten. Diese Einheit besteht wiederum aus einer Art Stammaktie des Spacs und einem Bruchteil eines Bezugsrechtes für Aktien des potenziellen Übernahmeziels. Ein Anleger bekommt also Anteile einer Unternehmenshülle, von der er nicht weiß, wo am Ende der Spacs-Manager das Geld investiert.

Anlegerschützer kritisieren Spacs

Für den Anlegerschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist diese Anlage ein Unding: „Investoren sind allein im Blindflug unterwegs. Die Risiken sind nicht zu greifen, da (noch) nichts da ist, was zu bewerten ist“. Er ergänzt: „Damit ähnelt ein Investment in einen Spacs für die Anleger eher einem Roulettespiel. Die Börse sollte aber kein Casino sein.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die ersehnte Rendite aus einem Spac setzt sich am Ende aus mehreren Teilen zusammen. Zum einem die Grundrendite aus den kurzfristigen Investments auf Staatsanleihen, die vor der Übernahme waren. Hinzu kommt die Rendite aus den Kurssteigerungen der Spac-Aktie, wenn diese eine erfolgreiche Übernahme schafft. „Wird ein Anlageobjekt nicht zügig gefunden, steigt der Druck auf das Management und damit nochmals das Risiko für die Anleger, das eh schon enorm ist“, kritisiert Tüngler.

Dass der Spac-Trend nun von den USA nach Europa überschwappt, hat einen einfachen Grund. In Amerika ist der Markt für solche Mantelhüllen schon sehr abgegrast, in Europa wiederum gibt es zuhauf Start-up-Unternehmen, die seit Jahren erfolgreich sind, aber den Gang an die Börse mit eigenen Mitteln nur schwer schaffen.

Promis oft als PR-Zugpferd

Nicht selten haben Spacs große PR-Zugpferde vor sich eingespannt, um Anleger für sich zu gewinnen. In USA beispielsweise gehören zahlreiche Prominente wie Ex-NBA-Profi Shaquille O’Neal zu Spac-Gründern – deren finanzielles Know-how wohl nur die wenigsten kennen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auf den Spac-Zug will auch Rocket Internet aufspringen. Das Unternehmen hatte in den letzten zehn Jahren viele Unternehmen wie Hellofresh, Delivery Hero oder Zalando vom Start-up zu Börsenkandidaten gemacht. Nun wollen die Berliner in den USA mit einer Tochtergesellschaft anscheinend ebenfalls einen Spac gründen und so weitere Börsenkandidaten suchen und am Ende mitverdienen.

Am Ende sind Spacs eine weitere Möglichkeit von Wagniskapital für erfahrene Investoren. Aktionärsschützer Tüngler warnt jedoch ganz klar: „Privatanleger sollten von einem Investment in Spacs Abstand nehmen. Einzig der Traum vom vermeintlich schnellen Geld treibt Anleger in einen Spac. Diese Anlegerträume enden aber meist als Albtraum.“

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken