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Auch die Handynutzung wird teurer

Anbieter erhöht Preise: Telefónica wagt den Dreh an der Tarifschraube

In Engelbostel ist das O2-Mobilfunknetz jetzt schneller.

Telefónica will die Preise erhöhen.

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Frankfurt am Main. Das hat gerade noch gefehlt – werden jetzt viele Verbraucher und Verbraucherinnen denken. Fast alles ist in den vergangenen Monaten teurer geworden, bloß das Telefonieren und das Surfen mit dem Handy nicht. Doch jetzt hat der Mobilfunker O2/Telefónica Aufschläge von bis zu 10 Prozent fürs Frühjahr angekündigt. Auch Konkurrenten prüfen, ob sie die Tarife heraufsetzen.

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Die Telekommunikation war auch im vergangenen Jahr ein Hort der Stabilität, was die Preise angeht. Das hat auch das Statistische Bundesamt beglaubigt. So sanken den Erhebungen der Wiesbadener Behörde zufolge im November die Preise für die Dienstleistungen der Branche im Vergleich zum Vorjahr sogar um 1,3 Prozent. Damit hat sich ein langjähriger Trend fortgesetzt, auch im Dezember dürfte es dabei geblieben sein.

Die Tarife für die Nutzung der Handys spielten dabei eine maßgebliche Rolle. „In den vergangenen Jahren gab es im Mobilfunk nur wenige Preiserhöhungen, die zumeist durch verbesserte Inklusivleistungen einigermaßen aufgefangen wurden“, sagte eine Sprecherin des Vergleichsportals Verivox dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND. Bei den Zusatzleistungen geht es in der Regel um größere Datenvolumen oder um schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten.

Zwang zum Ausbau der Netze

Doch nun das: „Mehr Leistung zum selben Preis ist – anders als früher – nicht mehr möglich. Dafür sind die Investitionen in den Netzausbau zu hoch“, so Markus Haas, Chef von Telefónica Deutschland, gegenüber dem RND. Tatsächlich haben alle Mobilfunknetzbetreiber mit gestiegenen Kosten für die Komponenten zu kämpfen, die für die Umrüstung der Netze auf die neue 5G-Technik benötigt werden. Die Geschwindigkeit für den Ausbau der Infrastruktur wird dabei von der Bundesnetzagentur vorgegeben – die Unternehmen müssen also investieren.

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Die Preiserhöhungen, die nur für Neukunden gelten sollen, kündigte Haas fürs Frühjahr an. Er will in Kürze bei den Prepaidtarifen beginnen. Neue Vertragskunden sollen folgen. Die Kernmarke von Telefónica Deutschland ist O2. Hinzu kommen unter anderem der Discounter Blau sowie die Marke Ay Yildiz. Für Bestandskunden soll es keine Aufschläge geben, die hätten gegebenenfalls ein Sonderkündigungsrecht – was aus Sicht des Unternehmens ein enormes Risiko für eine massenweise Abwanderung bringen würde.

Haas betont denn auch: „Das sind keine platten Preiserhöhungen.“ So sollen alle Vertragskunden künftig einen Zugang zum 5G-Netz bekommen. Zur Begründung des Drehens an der Tarifschraube sagte der Telefónica-Chef: „Wir gehen im Mobilfunk und im Festnetz für 2023 von deutlich höherer Datennutzung aus.“ Und er fügt hinzu: „Ich denke schon, dass es eine höhere Zahlungsbereitschaft für mehr Daten gibt.“

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Viele Branchenkenner sind zwar erstaunt vom Vorpreschen, aber vor allem weil die Ansage relativ kurzfristig kommt. Gleichwohl wird das Thema Kosten und Preise seit Monaten in der Branche diskutiert. Dass nun O2 höhere Preise ankündige, sei auch angesichts höherer Energiepreise wenig überraschend, betonte die Verivox-Sprecherin, die es nicht für ausgeschlossen hält, „dass auch bei den anderen Netzbetreibern Preisanpassungen folgen werden“.

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Telekom hält sich alle Optionen offen

Die Telefónica-Rivalen geben sich indes zurückhaltend: „Auch bei der Telekom machen sich trotz einer vorausschauenden Einkaufspolitik die höheren Tiefbaukosten und gestiegenen Energiepreise bemerkbar. Wir halten uns bei unserer künftigen Tarifgestaltung alle Optionen offen“, erläuterte ein Sprecher des Bonner Magenta-Konzerns. Vodafone teilte auf RND-Anfrage lediglich mit: „Die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen sind in den vergangenen Jahren stetig günstiger geworden. Zu künftigen Entwicklungen bei der Preisgestaltung können wir üblicherweise keine Aussage treffen.“

Insider gehen davon aus, dass sich die gesamte Mobilfunkbranche sehr genau anschauen wird, wie die Kundschaft auf den Schritt von Telefónica reagieren wird. Seit Jahren versuchen die Unternehmen, die Tarife nach oben zu schieben, das wurde bislang aber meistens durch die harte Konkurrenz und die hohe Wechselfreudigkeit der Verbraucher verhindert. Wobei zu den drei Netzbetreibern noch ein große Anzahl von Resellern wie Freenet kommt, die Netzkapazitäten zu Großhandelskonditionen mieten und an ihre Kundinnen und Kunden weiterverkaufen.

Telefónica agiert als aktuelle Nummer zwei im hiesigen Mobilfunk aus einer Position der Stärke. Das Unternehmen ist im Mobilfunk in den vergangenen Monaten schneller als die Deutsche Telekom und Vodafone gewachsen. Zu höheren Kosten kommt für alle drei Netzbetreiber der Druck durch Investoren. Die Einnahmen pro Nutzer stagnieren oder schrumpfen sogar. Höhere Tarife würden sich unmittelbar nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf den operativen Gewinn auswirken.

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