Tesla erzielt Rekordgewinne – aber immer noch kein grünes Licht für Werk in Grünheide

In Deutschland bremsen ausbleibende Genehmigungen die Eröffnung des neuen Tesla-Werks. Tesla-Chef Elon Musk schmeckt das überhaupt nicht.

In Deutschland bremsen ausbleibende Genehmigungen die Eröffnung des neuen Tesla-Werks. Tesla-Chef Elon Musk schmeckt das überhaupt nicht.

Palo Alto/Grünheide. Der Elektroautobauer Tesla hat zu Jahresbeginn seinen bisher höchsten Quartalsgewinn eingefahren. Die Firma von Techmilliardär Elon Musk verdiente im ersten Vierteljahr 438 Millionen Dollar (362 Millionen Euro) – nach nur 16 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Unterdessen hat Tesla weiter keine Klarheit darüber, wann es grünes Licht von den Behörden für den Produktionsbeginn im neuen Werk in Grünheide bei Berlin gibt.

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Denn ein Zeitplan für eine Entscheidung zur abschließenden Genehmigung der Fabrik steht nach wie vor aus. „Es rollt dann das erste Auto vom Band, wenn die endgültige Genehmigung vorliegt und das Werk fertiggebaut ist“, betonte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Dienstag. „Wann das Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein wird, dazu kann hier und heute kein konkretes Datum benannt werden – denn hier gilt ganz klar der Grundsatz Qualität vor Schnelligkeit.“

Tesla kritisiert Genehmigungsverfahren als „besonders irritierend“

Tesla hatte einen Produktionsbeginn für Juli 2021 beantragt. Aus Branchenkreisen hieß es noch bis vor einigen Wochen, die Eröffnung werde weiter für Juli angestrebt. In Teslas Geschäftsbericht für das erste Quartal steht nun erstmals, das Projekt sei auf Kurs, „spät im Jahr 2021″ solle mit Produktion und Auslieferungen begonnen werden. Tesla baut bisher auf eigenes Risiko – über vorläufige Genehmigungen.

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Der Konzern hatte vor wenigen Wochen das Genehmigungsverfahren kritisiert – und als „besonders irritierend“ bezeichnet, dass es noch keinen Zeitplan für die Erteilung einer endgültigen Genehmigung gebe.

Die erste europäische Fabrik in Grünheide, die auf 500.000 Fahrzeuge jährlich ausgelegt ist, ist eine wichtige Säule der Zukunftsstrategie von Tesla. Aktuell läuft es aber auch mit dem Stammwerk in Kalifornien und der Fabrik in China gut. Tesla schaffte nach früheren hohen Verlusten das siebte Vierteljahr mit schwarzen Zahlen in Folge.

Abgaszertifikate und Bitcoins waren wichtige Geldbringer

Ein wichtiger Geldbringer war jedoch abermals der Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien oder Europa zu erfüllen. Im ersten Quartal setzte Tesla damit 518 Millionen Dollar um. Außerdem profitierte die Bilanz von einer Investition in die Kryptowährung Bitcoin, mit der das Unternehmen im Februar Schlagzeilen gemacht hatte. Tesla hatte sich für 1,5 Milliarden Dollar mit Bitcoins eingedeckt, dann für rund 300 Millionen Dollar wieder verkauft und daran gut 100 Millionen Dollar verdient.

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Verdopplung der Zahl der ausgelieferten E-Autos zum Vorjahr

Der Umsatz stieg um 74 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar. Tesla lieferte im ersten Quartal 184.877 E-Autos aus – das ist im Vergleich zum Vorjahr mehr als eine Verdopplung und eine neue Bestmarke in der Geschichte des 2003 gegründeten Unternehmens. Besonders in China war die Nachfrage hoch, auch wenn Tesla hier zuletzt Ärger hatte. Ein Frau behauptete bei einem Protest auf der Automesse in Shanghai, die Bremsen ihres Autos seien defekt gewesen. Nachdem Tesla das zurückgewiesen hatte, warfen Behörden dem Autobauer Arroganz vor und die Firma entschuldigte sich bei den chinesischen Kunden.

Ungeachtet der Kritik im wichtigsten Auslandsmarkt und steigender Konkurrenz durch etablierte Autobauer wie Volkswagen oder General Motors, die ins Elektrosegment vordringen, bestätigte Tesla seine Wachstumsziele für das laufende Jahr. Das Unternehmen rechnet weiterhin mit einer Steigerung der Zahl der weltweiten Auslieferungen um rund 50 Prozent. 2020 hatte Tesla über eine halbe Million E-Autos an die Kundschaft gebracht.

Mysteriöser Unfall – war „Autopilot“ aktiviert?

In der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen am Montagabend kam auch ein mysteriöser tödlicher Unfall mit einem Tesla in Texas zur Sprache. Der Wagen war gegen einen Baum geprallt und ausgebrannt, beide Insassen waren gestorben. Die Polizei fand einen der Männer auf dem Beifahrersitz und einen auf der Rückbank – und ging nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass zum Zeitpunkt des Unfalls niemand am Steuer gesessen hatte. Das löste neue Debatten um Teslas Vorkehrungen gegen einen Missbrauch des Fahrassistenzsystems „Autopilot“ aus.

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Musk verkündete jedoch kurz darauf, dass der „Autopilot“ nach bisher verfügbaren Daten beim Unfall nicht aktiviert gewesen sei. Am Montag bekräftigte der Tesla-Chef, dass Berichte, wonach das System angeschaltet gewesen sei, „vollkommen falsch“ seien. Die verantwortlichen Journalisten sollten sich schämen.

Tesla wartet noch auf Datenauswertung des Fahrzeugs

Tesla-Manager Lars Moravy sagte, dass das Lenkrad „deformiert“ gewesen sei, was darauf hinweise, dass doch jemand am Steuer gesessen habe. Man warte noch auf die Auswertung von Daten aus einer Speicherkarte im Fahrzeug.

Tesla steht wegen der Bezeichnung „Autopilot“ schon lange unter Druck. Kritiker finden, dass der Name eine Übertreibung ist, die zu fahrlässiger Nutzung einladen könnte. Die nächste Evolutionsstufe des Programms nennt das Unternehmen sogar „Full Self-Driving“ (komplett selbstfahrend) – obwohl es nach gängigen Kriterien weiter lediglich ein Assistenzsystem bleibt.

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RND/dpa

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