Neues Tierwohllabel: Wie es mit Özdemirs Plänen nun weitergeht
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Cem Özdemir will ein neues Logo zur Kennzeichnung der Tierhaltung einführen. Losgehen soll es zunächst für Schweinefleisch.
© Quelle: dpa
Berlin. Cem Özdemir will Ernst machen: Der Bundesagrarminister plant ein neues Tierwohllabel, das künftig verpflichtend sein soll. Bis es dazu kommt, muss es allerdings noch ein paar Hürden nehmen. Nachdem zuletzt aus einigen Bundesländern Kritik an der neuen Tierhaltungskennzeichnung aufkam, befasste sich der Bundesrat am Freitag mit den Plänen des Grünen-Politikers.
„Der Gesetzentwurf hat weder einen absehbaren Mehrwert für das Tierwohl noch für den Verbraucherschutz“, sagte Sachsen-Anhalts Agrarminister Sven Schulze (CDU). Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz kritisierte unter anderem, dass das neue Siegel nicht die ganze Dauer eines Tierlebens betrachte, sondern sich nur auf die Mast beziehe. Außerdem solle das Label zur Einführung nur Schweinefleisch abdecken und dort auch nur für Frischfleisch gelten, das lediglich 20 Prozent des gesamten Angebots an Schwein ausmache. Schulze sieht in den Plänen die Gefahr, deutsche Schweinehalter gegenüber ausländischer Konkurrenz zu benachteiligen.
Bundestag soll sich mit Tierwohllabel befassen
Der federführende Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz hatte vorher die Empfehlung abgegeben, den Gesetzentwurf abzulehnen. Das fand allerdings keine Mehrheit. Der Bundesrat forderte aber unter anderem, „eine Schlechterstellung inländischer Produzenten und eine Abwanderung der Produktion in das Ausland zu vermeiden“. Mitte Dezember befasst sich nun der Bundestag erstmals mit dem Entwurf.
Schon Özdemirs Vorgänger hatten sich an einem Tierwohllabel versucht. Der Landwirtschaftsminister stellte im Sommer die Pläne für ein erstmalig verpflichtendes Siegel vor: Schwarz-weiß soll es sein und fünf Haltungsformen anzeigen – angefangen von der niedrigsten Stufe „Stall“ bis hin zu „Bio“. Losgehen soll es mit der Bewertung von frischem Schweinefleisch, danach soll das Label schrittweise ausgeweitet werden. Özdemir hatte angekündigt, es 2023 einzuführen.
Umwelt- und Verbraucherschützern geht der Vorstoß nicht weit genug. Eine Kritik, die am Freitag auch vor allem Länder mit CDU-Agrarministern anbrachten. Der Entwurf erhalte nur Teilschritte, kritisierte Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU). Miriam Staudte, die neue niedersächsische Landwirtschaftsministerin (Grüne), sprang hingegen ihrem Parteikollegen Özdemir bei: Die Pläne seien ein gutes Fundament, um darauf etwas aufzubauen. „Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“
Tierschützern geht Kennzeichnung nicht weit genug
Auch Özdemir selbst betonte, dass der Gesetzentwurf nur der Anfang sei. Ihm sei bewusst, das darin nicht der gesamte Lebenszyklus oder andere Tierarten enthalten seien. „Seien wir ehrlich: Wenn wir alles auf einmal machen wollen, dann wird es keine Veränderung geben.“ Jetzt müsse man den ersten Schritt machen.
Tierschützer kritisieren das Logo auch weiterhin. „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“, kommentiert die Organisation Vier Pfoten den Entwurf. Er scheitere an seiner „zentralen Aufgabe“, transparent zu informieren und so eine Lenkungswirkung beim Konsum zu entfalten. Besonders die drei niedrigeren Haltungsformen würden kein „aussagekräftiges Bild“ darüber zeichnen, wie die Tiere wirklich gehalten würden, kritisierte Vier Pfoten am Freitag.