Umfrage: Handwerk leidet unterschiedlich stark unter Corona

Unter der Corona-Krise und den mangelnden Öffnungs­perspektiven leidet das Kfz-Gewerbe besonders.

Unter der Corona-Krise und den mangelnden Öffnungs­perspektiven leidet das Kfz-Gewerbe besonders.

Deutschlands Handwerker leiden unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdown­maßnahmen, jedoch unterschiedlich stark. Dies geht aus der aktuellen Frühjahrs­umfrage der Creditreform-Wirtschaftsforschung hervor, an der mehr als 1000 Handwerks­betriebe teilgenommen haben.

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Demnach beurteilte das Handwerk die Geschäftslage insgesamt deutlich schlechter als im Vorjahr. Eine gute oder sehr gute Geschäftslage meldeten knapp 63 Prozent der Betriebe – im Vorjahr lag der Wert noch bei mehr als 76 Prozent. Dass es nicht zu einem größeren Einbruch bei der Stimmungslage kam, ist wohl der Dominanz des Bauhandwerks zuzuschreiben, da die Baukonjunktur ein wichtiger Stabilitätsanker bleibe und somit die Einbrüche bei der Geschäftslage insgesamt moderat erscheinen, so die Umfrage weiter.

Noch herrscht keine Untergangs­stimmung

Untergangsstimmung herrsche zwar nicht, dennoch lassen sich anhand der Umsatzentwicklung die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaftslage im Handwerk aber deutlich ablesen.

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Fast ein Drittel der Handwerksbetriebe hat demnach im vergangenen halben Jahr einen Umsatzrückgang verbucht, während lediglich 21,8 Prozent ein Umsatzplus angaben. In der Frühjahrs­umfrage 2020 hatten noch mehr als 38 Prozent der Betriebe von steigenden Umsätzen gesprochen. Mit den jüngsten 2021er-Zahlen gibt es somit laut Creditreform-Wirtschafts­forschung erstmals seit der Finanzkrise 2009/2010 wieder ein Übergewicht negativer Umsatz­meldungen.

Kfz-Gewerbe besonders betroffen

Hart zu kämpfen haben vor allem Betriebe aus dem Kfz-Gewerbe und im Nahrungsmittel­handwerk, bei denen jeweils jeder zweite Betrieb ein Umsatzminus verzeichnete, so die Umfrage. Wie auch der Einzelhandel ist das Handwerk skeptisch beim Thema konkrete Öffnungs­perspektiven und der damit verbundenen Normalisierung des Alltagsgeschäfts.

24,4 Prozent der Befragten sind dennoch optimistisch und rechnen für dieses Jahr mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 35,4 Prozent), gleichzeitig gab aber fast die gleiche Anzahl (22,6 Prozent) der Handwerks­betriebe an, dass man mit Einbußen dieses Jahr rechne. Dies ist laut Creditreform ein deutlich höherer Anteil als im Vorjahr (9,1 Prozent) und stellt zugleich die schlechtesten Umsatz­erwartungen im Handwerk seit dem Jahr 2010 dar. Vor allem das Kfz-Gewerbe zeigt sich pessimistisch. Fast jeder Zweite rechnet hier mit rückläufigen Umsätzen.

In diesem Zusammenhang hatte bereits Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentral­verbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), nach den Bund-Länder-Beschlüssen vom 3. März 2021 gefordert: „Um ein Betriebesterben auf breiter Front zu verhindern, muss wirtschaftliches Leben jedoch schnellstens wieder ermöglicht werden, wo immer das epidemiologisch vertretbar ist.“ Bund und Länder müssten endlich den Impfturbo einschalten.

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Kein Interesse an Investitionen

Während jeder zweite Betrieb wegen der aktuellen Lage in der nächsten Zeit nicht vorhat, zu investieren, ist dagegen bei der Personalplanung Licht am Horizont zu sehen: Gut ein Fünftel der Befragten will die Zahl der Mitarbeiter in den nächsten Monaten aufstocken – damit liegt dieser Wert laut der Umfrage nur leicht unter dem Vorjahresstand. Lediglich 8,7 Prozent der Betriebe wollen derweil Personal abbauen.

Gut bestellt ist es derzeit auch noch um die Zahlungsmoral der Deutschen: Laut der Frühjahrs­umfrage bekommen die Betriebe „in der Regel innerhalb von 30 Tagen das Geld für die erbrachte Leistung“. In Sachen Zahlungs­ausfälle gab es sogar einen Rückgang. Zuletzt war jeder zehnte Betrieb davon betroffen – vor einem Jahr war es noch jedes achte Unternehmen.

Insolvenz­zahlen sind nicht real

Ebenso ist die Zahl der Insolvenzen im Handwerk 2020 mit einem Minus von mehr als 17 Prozent deutlich rückläufig gewesen. Creditreform sieht dies aber lediglich als Folge der Aussetzung der Insolvenz­antrags­pflicht im Zuge der staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie seit März 2020 an. Diese „Entspannung“ beim Insolvenz­geschehen sei nicht real, „in den nächsten Monaten ist mit steigenden Insolvenzen zu rechnen – insbesondere bei einem Andauern der pandemie­bedingten Einschränkungen“, heißt es weiter.

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Erstaunlich bei der Frühjahrs­umfrage sind die Daten zu Staatshilfen. Die Überbrückungs­hilfe des Bundes wurde von den Betrieben kaum beantragt, während nur 25,4 Prozent die sogenannte Soforthilfe und lediglich 22,5 Prozent der Befragten das Kurzarbeiter­geld in Anspruch genommen haben. Dagegen hat mehr als die Hälfte der Befragten (54,1 Prozent) gar keine Corona-Hilfen in Anspruch genommen.

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