US-Notenbank drosselt milliardenschwere Anleihenkäufe schon im November

Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).

Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).

Washington. Die US-Notenbank leitet angesichts hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums den Ausstieg aus ihren enormen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise ein. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar pro Monat um 15 Milliarden Dollar ab Mitte November an. Zunächst soll das Volumen der Anleihekäufe um zehn und das der Hypothekenpapiere um fünf Milliarden verringert werden.

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Die Operation soll im Dezember in gleichem Umfang wiederholt werden. Dieser im Fachjargon als Tapering bekannte Prozess der allmählichen Dosisverringerung der Geldspritzen soll im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Das Tapering bedeutet eine geldpolitische Trendwende. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.

US-Notenbank belässt Leitzins auf niedrigem Niveau

Das Ende der Zukäufe beim Anleihenkaufprogramm gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Die Währungshüter signalisierten in ihrem Ausblick im September, dass es bereits nächstes Jahr eine Erhöhung geben könnte.

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Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, ändert sich aber vorerst nichts. Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, die Fed hatte Anleger entsprechend vorbereitet.

Notenbankchef Jerome Powell wollte die Beschlüsse am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz erläutern. An den Börsen dürfte vor allem für Spannung sorgen, wie sich die Fed zur anhaltend hohen Inflation positioniert und welche Signale sie zum möglichen Zeitplan und Tempo von Zinsanhebungen sendet.

„Der Startschuss für das Tapering ist gefallen. Läuft alles nach Plan, dürfte dieses Mitte 2022 beendet sein“, sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Das allmähliche Zudrehen des Geldhahns bedeutet eine geldpolitische Trendwende. Das Ende der Zukäufe gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Zwar beließen die Währungshüter den Leitzins am Mittwoch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Doch signalisierten sie bereits im September, dass es nächstes Jahr eine Erhöhung geben könnte. Der Leitzins könnte den Projektionen zufolge bis Ende 2023 auf ein Prozent steigen, erläutert Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank: „Die Fed scheint es eilig zu haben. Die rasche wirtschaftliche Erholung und die gestiegenen Inflationsrisiken schlagen sich also durchaus im angedachten geldpolitischen Kurs nieder.“

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Die Notenbank hatte substanzielle Fortschritte auf dem Jobmarkt und bei der Inflation zur Voraussetzung für eine Verringerung ihrer Käufe gemacht. Die Fed fasste den Beschluss für das Tapering nun auch vor dem Hintergrund der rasant steigenden Inflation, die an der Kaufkraft der Verbraucher nagt. Im September kletterte die Teuerungsrate auf 5,4 Prozent und damit weit über das Ziel der Fed von zwei Prozent hinaus. Auch wenn die Notenbank davon ausgeht, dass der mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Corona-Krise zusammenhängende Anstieg der Teuerung vorübergehend ist, bleibt sie auf der Hut.

„Wir rechnen aktuell mit einem ersten Zinsschritt im vierten Quartal 2022″, sagte LBBW-Analyst Elmar Völker. „Sollte der Inflationsdruck jedoch hartnäckiger als gedacht bleiben, dann könnte sich sowohl der Ausstieg aus den Anleihekäufen als auch der Weg zu steigenden Leitzinsen merklich verkürzen.“

Fed-Entscheid hievt Wall Street auf Rekordhochs

Mit Erleichterung reagieren Anleger auf die Entscheidungen der US-Notenbank. An der Wall Street stiegen der breit gefasste S&P 500 und der Technologie-Index Nasdaq am Mittwoch um jeweils etwa ein halbes Prozent auf Rekordhochs von 4639,74 beziehungsweise 15.722,82 Punkten. Der Dow Jones grenzte seine Verluste ein und notierte 0,2 Prozent im Minus bei 35.991 Zählern.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, geriet dagegen unter Druck und büßte bis zu 0,3 Prozent auf 93,871 Stellen ein. Aus den Depots wurden außerdem US-Staatsanleihen geworfen. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Treasuries auf 1,596 Prozent.

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RND/dpa/Reuters

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