VW prüft Schadensersatzklage: Winterkorn droht Millionenklage

Martin Winterkorn war bis 2015 VW-Chef.

Martin Winterkorn war bis 2015 VW-Chef.

Wolfsburg. VW prüft eine Schadensersatzklage gegen den früheren Konzernchef Martin Winterkorn. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) wird im Aufsichtsrat bereits seit Mittwoch konkret über rechtliche Schritte beraten, am Freitagvormittag soll eine Entscheidung fallen. „Wir haben das jetzt lange genug geprüft“, hieß es am Abend in Konzernkreisen. Es werde auch über rechtliche Schritte gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler beraten.

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Beide Ex-Manager bestreiten ein Fehlverhalten. Auf sie könnten enorme Forderungen zukommen. „Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat bereits zuvor bestätigt, in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Prüfung von Haftungsansprüchen durchzuführen. Über etwaige Feststellungen und Ergebnisse werden wir informieren, sobald sich das Gremium damit befasst hat. Dies wird am morgigen Freitag der Fall sein“, erklärte ein Konzernsprecher.

Der Skandal kostete VW 30 Milliarden

Mehr als 30 Milliarden Euro hat der VW-Konzern bisher nach eigenen Angaben gezahlt, um die Folgen des Dieselbetrugs zu bereinigen. Das Geld floss in Strafzahlungen, Rückrufaktionen und Kundenentschädigungen. Im September 2015 war in den USA bekannt geworden, dass ein Dieselmotor von VW die Abgasgrenzwerte nur auf dem Prüfstand einhält – wegen einer Motorsoftware, die die Abgasreinigung auf der Straße weitgehend abschaltet. Es stellte sich heraus, dass weltweit elf Millionen dieser Autos unterwegs sind. Später erfasste der Abgasskandal auch andere Motoren und Hersteller. Er ist bis heute nicht völlig aufgearbeitet.

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Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler.

Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler.

Winterkorns Rolle bei der Abgasmanipulation ist bis heute unklar. Der heute 73-Jährige bestreitet jede Beteiligung oder Mitwisserschaft. Er musste kurz nach Bekanntwerden des Skandals zurücktreten, wurde vom Aufsichtsrat damals aber mit einer Ehrenerklärung verabschiedet: Er habe „keine Kenntnis“ von den Abgas­manipulationen gehabt. Auch deshalb tut sich der Konzern seit Jahren schwer mit einer Klage gegen den früheren Chef. Der Aufsichtsrat zögerte aber auch aus anderen Gründen: Zum einen hätte man lieber Ruhe rund um den Diesel, zumal selbst der Spitzenverdiener Winterkorn den finanziellen Schaden nicht einmal ansatzweise ausgleichen kann.

Strafprozess wurde verschoben

Zum anderen läuft in Braunschweig ein Strafverfahren gegen Winterkorn und weitere Manager, das VW Argumente für Forderungen liefern könnte. Die Hauptverhandlung ist aber gerade wegen der Pandemie zum zweiten Mal verschoben worden und soll nun erst im September beginnen. Stadler steht bereits in München vor Gericht – nicht wegen Beteiligung an der Abgasmanipulation, sondern, weil er die Autos nach Bekanntwerden des Skandals weiter verkaufen ließ. Eine weitere Sorge in der VW-Zentrale ist eine öffentliche juristische Niederlage – denn die Ex-Mitarbeiter dürften sich wehren.

Forderungen könnte der Konzern nach Paragraf 93 des Aktiengesetzes stellen. Demnach müssen Vorstandsmitglieder den durch ihre Pflichtverletzungen entstandenen Schaden ersetzen. Dabei kann sich sogar die Beweislast umdrehen: Unter Umständen müssten Winterkorn und Stadler beweisen, dass sie „die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters angewandt haben“.

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