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Investitionen von 180 Milliarden Euro

Elektromobilität: VW steckt mehr Geld in den Umbau

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, stellt bei der Jahrespressekonferenz die VW-Geschäftszahlen für 2022 vor.

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, stellt bei der Jahrespressekonferenz die VW-Geschäftszahlen für 2022 vor.

Hannover. Den üppigen Gewinn vom vergangenen Jahr will VW-Chef Oliver Blume nutzen, um noch mehr Geld in den Umbau des Konzerns zu stecken. Für die nächsten fünf Jahre kündigte er am Dienstag Investitionen von insgesamt 180 Milliarden Euro an. Jüngstes Projekt ist ein neues Werk für Batteriezellen in Kanada.

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Am Elektrokurs seines Vorgängers will der im September an die Spitze gerückte Blume nicht rütteln, im Gegenteil: Nachdem die eiligst entwickelten Elektroautos der ID-Serie mit Qualitätsmängeln aufgefallen sind und im wichtigen chinesischen Markt nicht den erhofften Erfolg haben, soll schnell nachgebessert werden.

VW will Wolfsburg wettbewerbsfähig aufstellen

Nicht zuletzt für neue Modelle werden die Investitionen kurzfristig hochgefahren. „Die Investitionen haben ihren Höhepunkt 2025 und werden dann kontinuierlich sinken“, sagte Blume bei der Vorstellung der Bilanz am Dienstag in Berlin. Gegenüber der bisherigen Fünfjahresplanung bedeuten die 180 Milliarden Euro eine Steigerung um 21 Milliarden.

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Details zum Investitionsplan nennt VW im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr. Ein Schlüsselprojekt ist offenbar nach wie vor in der Schwebe: Über ein neues Werk für das künftige VW-Modell Trinity sei noch nicht entschieden, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz. Er hatte sich in einem Interview gegen neue Kapazitäten in Europa ausgesprochen, aber das sei „keine Vorfestlegung“ zu Trinity gewesen.

Für das zukunftsweisende neue Modell war ursprünglich eine neue Fabrik in Warmenau vor den Toren des Wolfsburger Stammwerks geplant. Doch Blume verschob das Projekt wegen technischer Probleme und deutete an, dass auch das alte Werk dafür umgerüstet werden könnte. Das ist weiter offen. „Es geht darum, den Standort Wolfsburg absolut wettbewerbsfähig aufzustellen“, sagte Antlitz. Den Weg ließ er offen.

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Loblied auf die kanadische Wirtschaftsförderung

Viel Geld wird nach Nordamerika fließen, wo sich VW traditionell schwertut. Bereits kurz nach Amtsantritt hatte Blume den Bau eines zweiten US-Werks für die neue Elektrogeländewagen-Marke Scout angekündigt. Jetzt kommt ein Batteriewerk in Kanada hinzu. Ursprünglich war von einem weiteren europäischen Standort die Rede gewesen, doch der ist auf der Prioritätenliste offenbar nach unten gerutscht.

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Blume nutzte die Gelegenheit, um die kanadische Wirtschaftsförderung zu loben. Nicht nur die USA locken mit ihrem Inflation Reduction Act (IRA), auch Kanada schüttet erhebliche Subventionen aus. „Nordamerika ist zurzeit natürlich attraktiv“, sagte Blume. Er nannte keine Zahl, sprach aber von „wirklich, wirklich attraktiven Bedingungen“ und „cleveren Subventionsmodellen mit Risikoteilung“. Vor allem nähmen die Behörden den Unternehmen die gesamte Bürokratie ab, „dadurch bekommt man eine wahnsinnige Geschwindigkeit“.

„Wir sind dort zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagte Blume. Auch andere Hersteller investierten in Nordamerika aktuell Milliarden in die Elektromobilität. Vom US-Markt erhofft sich der Konzern auch ein Gegengewicht zu China – ohne in Asien Abstriche zu machen. Bei Verbrennungsmotoren ist der Konzern in China immer noch Marktführer, beim Elektroantrieb will er es werden.

„Der Elektroantrieb wird bald jedem Verbrenner überlegen sein“

Von Europa ist der VW-Chef aktuell weniger begeistert. „Wir sind in Europa bei den Energiepreisen nicht wettbewerbsfähig“, sagte Blume. Das werde bei Standortentscheidungen eine Rolle spielen. Blume erneuerte sein Plädoyer für synthetisch hergestellten Sprit.

Während sein Vorgänger Diess das Verfahren für ineffizient hielt, sieht Blume in den sogenannten E‑Fuels eine Chance, den CO₂-Ausstoß schnell zu reduzieren. Das stehe zur Elektrostrategie nicht im Widerspruch: „Der Elektroantrieb wird bald jedem Verbrenner überlegen sein.“ Aber als Beimischung für den Antrieb in Autos, Schiffen oder Flugzeugen könnten E‑Fuels den Verbrenner voranbringen. „Diese Debatte wird sehr emotional geführt“, sagte Blume mit Blick auf die zahlreichen E‑Fuel-Kritikerinnen und ‑Kritiker.

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Aktuell spielt der synthetische Sprit im Konzern aber praktisch keine Rolle, die Konzentration gilt den Elektroautos. Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil am weltweiten Konzernabsatz bei knapp 10 Prozent. Im Jahr 2025 sollen es 25 Prozent sein. Der Anteil könnte vermutlich schon höher liegen, wenn nicht der Chipmangel die Produktion gebremst hätte.

Blick auf das Werksgelände von Volkswagen in Wolfsburg.

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Diess bekommt noch 10 Millionen Euro von VW

Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern 8,3 Millionen Autos aus, das war ein weiterer Rückgang um 7 Prozent. Trotzdem stieg der Umsatz auf 279 Milliarden Euro. „Der Trend zu höherwertigen und besser ausgestatteten Fahrzeugen hat sich fortgesetzt“, sagte Finanzchef Arno Antlitz. Der Konzern hatte die Knappheit genutzt, um vorzugsweise die gewinnträchtigeren Modelle zu verkaufen. Der Jahresüberschuss verdreifachte sich gegenüber dem vorangegangenen Krisenjahr auf 12 Milliarden Euro, die Dividende soll um einen Euro auf 8,76 Euro je Vorzugsaktie steigen.

Von dem guten Ergebnis profitiert auch ein Ehemaliger: Blumes Vorgänger Herbert Diess, der Ende August abgelöst wurde, bekommt für das vergangene Jahr 10 Millionen Euro zuzüglich Altersvorsorge ausgezahlt. Nach dem Gewinnanstieg stünden ihm sogar noch höhere Boni zu. Doch auf rund 3 Millionen Euro muss Diess verzichten, weil der Konzern vor einigen Jahren eine Kappung bei maximal 10 Millionen beschlossen hat.

Aus dem Geschäftsbericht geht auch hervor, dass der Vertrag des Ex-Chefs noch bis Ende Oktober 2025 läuft – bei üblichen Bezügen. Diess dürfte bis dahin noch einen zweistelligen Millionenbetrag von VW bekommen.

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