Wen trifft die Wirtschaftsflaute - und wen nicht?
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Schwächelnde Wirtschaft: Ein von Experten angefertigtes Gutachten sieht ein absinkendes Wirtschaftswachstum voraus - das trifft die Industrie am härtesten.
© Quelle: dpa/RND Montage
Berlin. Die deutsche Wirtschaft schwächelt: Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen auf 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum herabgesenkt. In ihrem Herbstgutachten warnen die Ökonomen, dass vor allem die exportorientierten Unternehmen und die Industrie in einer Rezession stecken. Doch was bedeutet das für Beschäftigte?
Arbeiter in der Industrie
Am härtesten trifft die Konjunkturabkühlung die Industrie. Dort sei die Produktion mittlerweile seit gut einem Jahr rückläufig, schreiben die Gutachter der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. "Mehr und mehr Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes planen einen Personalabbau", heißt es im Gutachten. Zuletzt zeigten in Deutschland außerdem mehr Unternehmen Kurzarbeit an.
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Besonders die Autobranche trifft es derzeit hart, und am heftigsten leiden die Zulieferer. Große Unternehmen wie Continental oder ZF haben mittlerweile Sparprogramme angekündigt. „Viele Jobs sind da nicht sicher. Es arbeiten viele Leih- und Zeitarbeiter dort, die müssen als Erste gehen", sagt Prof. Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK-Forschungsinstitut der Bild-Zeitung.
Allerdings stehen die Chancen gut, in der Industrie auch einen neuen Job zu finden. 15 bis 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben gegenüber den Experten an, dass Personalengpässe immer noch ein Problem darstellen. Wer seinen Arbeitsplatz womöglich verliert, könnte dank des Fachkräftemangels in vielen Regionen also einen neuen finden.
Angestellte bei Dienstleistern
Im Dienstleistungsbereich zeigt sich ein gespaltenes Bild: Zwar strahle die schwache Industriekonjunktur mittlerweile auf die Dienstleistungsbranche ab - allerdings vor allem auf die unternehmensnahen Dienstleistungen. Berater, Handwerker, Beschäftigte in der Logistik oder Gebäudereiniger könnten die schwächelnde Wirtschaft also zu spüren kommen.
Bei den sogenannten konsumnahen Dienstleistungen ist es anders: Weil in Deutschland zuletzt die Einkommen kräftig gestiegen sind, stehen Gastronomie, Handel und ähnliche Bereiche laut Gutachten vergleichsweise gut da. Für das letzte Quartal erwarten die Wirtschaftsexperten eine Zunahme der Wirtschaftsleistung in diesen Bereichen.
Das Baugewerbe
In Deutschland wird kräftig gebaut - was auch so bleiben soll. "Die seit Jahren positive Grundtendenz im Baugewerbe dürfte sich fortsetzen", schreiben die Ökonomen. Zwar werde sich die Dynamik etwas abschwächen, die Kapazitäten seien aber weiterhin sehr stark ausgelastet bei hohen Auftragsbeständen. Die Fachleute prognostizieren außerdem, dass Bauleistungen sich "stark" verteuern.
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst
Sparprogramme im öffentlichen Dienst sind derzeit nicht absehbar, im Gegenteil: Den Zahlen der Gutachter zufolge stiegen die Gehälter zuletzt deutlich. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene sähen die jüngsten Tarifabschlüsse starke Lohnzuwächse vor. Das gelte auch für die Kommunen, so die Wirtschaftsforscher weiter.