Amsel oder Drossel – gibt es da einen Unterschied?
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Eine Amsel hat einen Regenwurm gefangen.
© Quelle: Marcus Brandt/dpa
Amsel, Drossel, Fink und Star sind bekannte einheimische Vögel. Doch bei genauerer Betrachtung der bekannten Textzeile des Kinderliedes „Alle Vögel sind schon da“ könnte man sich fragen, warum sowohl die Drossel als auch die Amsel einzeln erwähnt wird. Sind sie nicht ein und derselbe Vogel? Wir klären auf.
Drossel ist nicht gleich Amsel
Eine Amsel (Turdus merula) ist immer auch eine Drossel. Eine Drossel ist allerdings nicht zwangsläufig immer auch eine Amsel. Das liegt daran, dass Drossel die Bezeichnung für die Vogelfamilie ist, bei der die Amsel eine Unterart bildet. Dabei ist die Amsel längst nicht die einzige Unterart. So gibt es beispielsweise auch die Wacholderdrossel, die Rotdrossel, die Misteldrossel oder die Singdrossel, um nur einige Exemplare zu nennen. Insgesamt sind 172 Drosselarten bekannt. Die Amsel ist auch unter dem Namen Schwarzdrossel bekannt.
Die männliche Amsel hat ein schwarzes Gefieder sowie einen gelben Schnabel und gelbe Augenringe. Manche Amseln haben auch weiße Flecken in ihren Federn – die entstehen durch einen Gendefekt. Die Weibchen tragen ein braunes oder auch graues Federkleid und ihr Schnabel zeichnet sich durch eine helle, hornfarbene Färbung aus. Weibliche Amseln werden zwischen 24 und 27 Zentimetern groß. Die Männchen sind häufig etwas größer als die Weibchen.
Der Amselgesang
Der charakteristische Amselgesang ist vor allem zwischen März und Mitte Juli zu hören. In der Morgendämmerung und am Abend ist das Vogelgezwitscher am stärksten. Wenn vom Amselgesang die Rede ist, ist damit jedoch meist der Reviergesang der Männchen gemeint. Der beginnt sogar schon vor der Morgendämmerung und kann bis zu 20 Minuten andauern.
Auf tiefe Flötentöne folgt am Ende ein zwitscherndes Finale – was von Menschen als besonders melodiös wahrgenommen wird, hat für die Vögel eine überlebenswichtige Funktion. Mit seinem Lied markiert das Amselmännchen sein Revier und erteilt eine Warnung an seine Artgenossen, dem brütenden Amselweibchen nicht zu nahe zu kommen. Vorbei mit den schönen Klängen ist es spätestens, wenn sich die Amseln gegenseitig warnen. Dann ist ein lautes „ssiih“ zu hören. Die Amsel verwendet das sogenannte Tixen, das sich etwa nach „tix tix tix“ anhört, um mit einem Scheinangriff potenzielle Feinde – beispielsweise Katzen – abzuwehren und zu verjagen.
Ist die Amsel ein Zugvogel?
Amseln sind überall in Europa verbreitet. Im Norden beheimatete Vögel fliegen in den Wintermonaten in den Süden. In Süd- und Osteuropa bleiben die Tiere hingegen das ganze Jahr über an ihrem Brutplatz. Es gibt aber auch sogenannte Teilzieher. So werden die Amseln in Mitteleuropa genannt, denn hier besteht die Population zu einem Teil aus Standvögeln und zum anderen Teil aus Zugvögeln.
Amseln können sich bis zu einem gewissen Kältegrad auch noch an ihrem Brutplatz aufhalten, ohne in den Süden fliegen zu müssen. Bei Kälte können sie ihr Gefieder aufplustern, sodass eine isolierende Luftschicht entsteht. Amseln übernachten meist in Gruppen, bevorzugt auf Bäumen, in Hecken und Büschen.