Essen in Corona-Zeiten: Pragmatismus auf dem Teller
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Gemeinsame Mahlzeiten genießen in der Pandemie einen hohen Stellenwert, auch wenn das nicht bei jedem (Teenager) Anklang findet.
© Quelle: imago images/Shotshop
Das romantische Dinner im Restaurant fällt weg, und auch der Burgerabend im Pub mit Freunden gehört nicht mehr zu unserem Alltag. Der Weg vorbei an den leeren Restaurants führt wieder zurück nach Hause in die Küche. Auch das Kantinenessen in der Pause verlagert sich in die eigenen vier Wände. Das Gespräch unter Kollegen und Kolleginnen fällt weg, dafür knirschen die Krümel des letzten Sandwichs lautstark zwischen den Buchstaben der Tastatur.
Die Corona-Pandemie hat das Alltagsleben der Menschen auf den Kopf gestellt. Es liegt nahe, dass sich mit den neuen Einschränkungen und Herausforderungen auch Koch- und Essgewohnheiten verändern. Perfektionsansprüche beim Kochen und Essen sind gelockert, und der Blick richtet sich aufs Wesentliche.
Laut einer Studie des Rheingold-Instituts sind vor allem verpackte und vorgekochte Lebensmittel besonders beliebt – sogenannte Convenience-Produkte, auch Hilfsprodukte genannt, die den Menschen in Krisenzeiten etwas Erleichterung beim Kochen bieten sollen: sicher verpackt, schnell zubereitet und hygienisch. Laut Forscher und Forscherinnen der Studie sei dies ein Ausdruck der Sehnsucht nach Abwechslung und Erleichterung, die viele Menschen während der Krise verspüren.
Das Essverhalten hat sich auf vielen verschiedenen Ebenen verändert – Sicherheit spielt hierbei eine besonders große Rolle. Die Corona-Krise vermittelte anfangs ein Gefühl von begrenzter Lebensmittelverfügbarkeit, was zu verstärkter Bevorratung führte. Die neue Struktur unseres Alltags mit zunehmendem Arbeiten im Homeoffice gibt uns mehr Gelegenheiten für kleine Snacks und Mahlzeiten zwischendurch.
Restaurants und Büros verlagern sich in die eigenen vier Wände
Das gemeinschaftliche Essen außerhalb fällt weg und verlagert sich ins Wohnzimmer – die Familie kommt öfter gemeinsam zu Tisch und erlebt dadurch neue Essgewohnheiten. Seit den Corona-Einschränkungen essen die Deutschen zu 28 Prozent häufiger mit der Familie zusammen als vor der Pandemie und kochen dabei auch häufiger selbst zubereitete Mahlzeiten. Laut einer Forsa-Ernährungsumfrage arbeiteten in dieser Zeit 62 Prozent der Befragten im Homeoffice. Zudem hat neues oder unbekanntes Essen nun das Potenzial, zu einem Highlight in unserem Alltag zu werden.
Die Deutschen greifen zu Pandemiezeiten seltener zu Fleisch und dafür zu mehr Gemüse und Obst. Laut einer Ernährungsumfrage der Hochschule Hamburg für Angewandte Wissenschaften (HAW) wurden bis zu 15 Prozent weniger Fleischprodukte verzehrt, empfohlene Lebensmittel wie Brot, Getreideflocken, Kartoffeln, Nudeln und Reis wurden hingegen bis zu 18 Prozent häufiger gekauft.
Süßigkeiten erleben einen Zuwachs von 25 Prozent
Aber auch ungesunde Snacks erleben einen Zuwachs: Hier ein Stückchen Schokolade, dort noch ein paar Chips, und am Nachmittag darf es ruhig noch mal ein süßer Riegel sein. Insgesamt erleben Süßigkeiten und Knabberartikel laut HAW-Studie einen Zuwachs von 25 Prozent. Wer gestresst, frustriert oder gelangweilt ist, greift gerne immer wieder zu ungesunden Lebensmitteln. Die Techniker Krankenkasse fand in einer Studie heraus, dass für rund ein Viertel von uns Essen die Antwort auf Frust und Anspannung ist.
Und manchmal ist die Motivation selbst für das gemeinsame Kochen nicht mehr vorhanden, dafür wird der Lieferdienst in Corona-Zeiten immer häufiger gerufen. Praktisch ist es allemal, denn nur ein paar Klicks später steht er schon vor der Haustür. Candle-Light-Dinner to go sozusagen.