Hitzetote in Deutschland: Wie schützt man sich vor den extremen Temperaturen?
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Deutschland bereitet sich auf die nächste Hitzewelle vor – Berichten zufolge könnten die Temperaturen schon bald über 40 Grad klettern.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Es ist eine traurige Statistik: In den Jahren 2018 bis 2020 haben besonders hohe Temperaturen in Deutschland zu Tausenden hitzebedingten Sterbefällen geführt. Auch wenn der Mensch sich scheinbar immer mehr an hohe Temperaturen gewöhnt, kann die extreme Hitze für vulnerable Bevölkerungsgruppen sehr gefährlich sein – und auch gesunden Menschen zu schaffen machen.
2018 bis 2020: Mehr als 19.000 Hitzetote in Deutschland
Der Sommer 2018 war der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Was einerseits an Mittelmeer und Urlaub erinnert, wurde vielen Menschen zum Verhängnis. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie sind in den Sommern 2018 bis 2020 in Deutschland mehr als 19.000 Menschen aufgrund der Hitze gestorben. „Im Jahr 2021 kam es nicht zu einer signifikant erhöhten Übersterblichkeit aufgrund von Hitze“, schreiben Forschende von Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (UBA) und Deutschem Wetterdienst (DWD) im „Deutschen Ärzteblatt“. Die Forschenden schlussfolgern daher zwar, dass es Hinweise auf eine „gewisse Anpassung an Hitze“ gibt, derartige hohe Temperaturen aber nach wie vor eine „bedeutende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland darstellen“.
Hitzehacks für den Sommer
An Sommertagen klettert das Thermometer gerne mal über 30 Grad. Hier ein paar praktische Tipps, um sich abzukühlen.
© Quelle: RND
Extreme Hitze: Welche Personengruppen gefährdet sind
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gehören zu den Risikogruppen für hitzebedingte Sterblichkeit und Erkrankungen vor allem kleine Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke.
Nach übereinstimmender Einschätzung von Medizinerinnen und Medizinern trinken gerade ältere Menschen oft nicht ausreichend. Ihr Durstempfinden sei vermindert, manchmal vergäßen sie das Trinken ganz, warnt die Bundesärztekammer. Aber die Hitzetoleranz kann auch bei Jüngeren erheblich variieren, heißt es in einer vom Ärzteblatt veröffentlichten Übersicht. Akute Infekte und Erkrankungen machen empfindlicher, Flüssigkeitsmangel und Störungen im Elektrolythaushalt können zu Beschwerden führen. Und auch Übereifer, unzureichende Gewöhnung und Medikamenteneinnahme begünstigen Erkrankungen wie Sonnenstich, Hitzekollaps oder -schlag.
Wie schützt sich der Körper bei hohen Außentemperaturen?
Das Zauberwort ist „Verdunstungskühle“. Sie entsteht, wenn bei Hitze Schweiß auf der Haut verdampft und diese so abkühlt. Doch die Schweißproduktion kann bei kranken oder alten Menschen erheblich eingeschränkt sein. Auch Medikamente können dazu beitragen, dass jemand weniger schwitzt, als nötig wäre. Zudem ist die Hautdurchblutung im Alter geringer, es kann deshalb weniger Wärme über die Haut abgegeben werden.
Der Selbsthilfemechanismus des Körpers kann an Grenzen stoßen: Wenn bei sehr hohen Temperaturen oder langanhaltender Hitze eine Abkühlung durch Schwitzen nicht mehr möglich ist, droht ein Wärmestau. Blutgefäße in Armen und Beinen erweitern sich, der Blutdruck fällt ab. Die verminderte Gehirndurchblutung kann zur Bewusstlosigkeit führen.
Wann wird es lebensbedrohlich?
Wer sich länger ohne Kopfbedeckung der Sonne aussetzt, riskiert einen Wärmestau im Gehirn. Es kann dabei auch zu einer Reizung der Hirnhäute kommen, wodurch das Hirngewebe anschwellen kann. Die Folgen: Kopf- und Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Im Extremfall kann es auch zu einem Hirnödem kommen, das zur Bewusstlosigkeit führen und sogar tödlich enden kann, warnt der Notfallfallmediziner Peter Sefrin. Als besonders gefährdet gelten Kinder und ältere Männer – die einen, weil sie noch nicht, die anderen, weil sie oft nicht mehr von einer dichten Haarbedeckung geschützt sind.
Wenn der gesamte Körper überhitzt - die Temperatur kann dann innerhalb kurzer Zeit auf über 40 Grad ansteigen – droht ebenfalls eine Gehirnschwellung. Auch so ein „Hitzschlag“ kann tödlich enden.
Der DWD empfiehlt, drei wichtige Grundregeln zu beachten, um sich vor den hohen Temperaturen zu schützen.
Tipps, um Hitze zu meiden:
- Nicht in die direkt Sonne gehen
- Am Nachmittag (heißeste Zeit des Tages) am besten gar nicht rausgehen
- Sport im Freien nur in den kühleren Morgenstunden
Studie belegt Übersterblichkeit: Tausende Hitzetote in den Jahren 2018 bis 2020
Wenn es richtig heiß ist, kann ein Aufenthalt im Freien eine Qual sein. Mitunter wird es sogar gefährlich.
© Quelle: dpa
Tipps, um die Wohnung kühl zu halten:
- Nur lüften, wenn es draußen kühler ist, als drinnen
- Direkt Sonneneinstrahlung am Tag vermeiden
Tipps, um den Körper kühl zu halten
- Helle, luftige Kleidung und Kopfbedeckung tragen
- Kühle Dusche oder Bad nehmen
- Ausreichend und regelmäßig trinken (ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr)
Bei extremer Hitze Tagesablauf anpassen
Information zu Hitzeereignissen erfolgen etwa auch über das Hitzewarnsystem des DWD. So lassen sich Temperaturen oder Hitzeereignisse, die besonders gefährlich sein können, schnell abrufen.
Wem es bei hohen Temperaturen schwerer fällt zu arbeiten, sollte laut dem Verbrauchermagazin „Öko-Test“ einmal versuchen, seinen Tagesablauf anzupassen. Die Bevölkerung in südlicheren Ländern hält ihre Siesta und verlängert damit die Mittagspause. Auch wenn das sicherlich nicht in jedem Job möglich ist, kann man doch versuchen, besonders früh anzufangen und die noch kühleren Stunden für die Arbeit zu nutzen. So behält man auch im Hochsommer ein kühles Köpfchen.
Extremwetter, Hitze und Gewitter: „Am besten der Sonne gar nicht erst aussetzen“
Welche Tipps gegen übermäßige Hitze helfen und was der Klimawandel eigentlich damit zu tun hat, haben wir im Video zusammengefasst.
© Quelle: RND
Was belastet neben der Hitze?
Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Aussage des Umweltbundesamtes (UBA) die Bildung des Reizgases Ozon in Bodennähe. An solchen Tagen litten viele Menschen an Tränenreiz, Husten und Kopfschmerzen – und zwar unabhängig von der körperlichen Aktivität. Eine mit den Beschwerden einhergehende verminderte Lungenfunktion bilde sich zwar meist nach Ende der Hitzeperiode vollständig zurück, sagen die UBA-Fachleute. Bei körperlicher Anstrengung könne das Ozon aber tief in das Lungengewebe vordringen und dort Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen. Solche Reaktionen des Lungengewebes bilden sich dann nur teilweise zurück, es drohten Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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mit dpa