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Könnten Koalas aussterben? Australien stuft die Tiere als „gefährdet“ ein

Ein Koala sitzt auf einem Baum.

Ein Koala sitzt auf einem Baum.

Canberra. Die Bilder von verbrannten Koalas gingen vor zwei Jahren um die Welt. Zehntausende der verschlafenen und eher langsamen Beutler fielen den verheerenden Buschfeuern zum Opfer, die vor allem im Osten Australiens wüteten.

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Trotzdem wurden in den Jahren danach große Waldflächen gerodet – der Aufschrei vieler Umweltschützerinnen und Tierschützer verhallte im Nichts. Inzwischen sind die Tiere, die wie die Kängurus Sinnbilder Australiens sind, so dezimiert, dass auch Australiens Regierung einknickte und ihren Status in den östlichen Bundesstaaten New South Wales, im Australian Capital Territory und in Queensland als „gefährdet“ („endangered“) einstufte.

Die Umweltministerin Sussan Ley akzeptierte mit der Entscheidung eine Empfehlung des wissenschaftlichen Ausschusses für bedrohte Arten. Die Tiere in die Kategorie „gefährdet“ einzuordnen – bisher galten sie als „vulnerable“, das eine etwas geringere Form der Gefährdung zum Ausdruck bringt – zeigt, dass die Notlage der Tiere inzwischen äußerst dringlich geworden ist.

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„Tropfen auf den heißen Stein“

Zwar hatte die australische Regierung erst im vergangenen Monat noch weitere 50 Millionen Australische Dollar – umgerechnet über 31 Millionen Euro – für den Schutz der Tiere bereitgestellt. Umweltgruppen bezeichneten dies damals jedoch als „Tropfen auf den heißen Stein“, wenn nicht die eigentlichen Ursachen des Rückgangs angegangen werden.

Neben Waldrodung und Buschfeuern gefährden der Klimawandel, Hundeangriffe, Verkehrsunfälle und die bakterielle Chlamydia-Infektion die Beutler auf dem fünften Kontinent. Vor allem im Südosten von Queensland und in New South Wales sind teils über 50 Prozent der Koalapopulation an Chlamydien erkrankt. „Leider waren die Koalapopulationen, insbesondere in New South Wales, bereits lange vor den Buschbränden des Schwarzen Sommers 2019/2020 in Schwierigkeiten“, sagte die Präsidentin der Tierschutzorganisation „Friends of the Koala“, Aliison Kelly.

Leben weniger als 60.000 Koalas in Australien?

Bereits im vergangenen September hatte eine Meldung der Australischen Koalastiftung (AKF) schockiert. Diese meldete damals, dass die Koalazahlen seit 2018 in ganz Australien um 30 Prozent zurückgegangen seien. Inzwischen leben laut der Organisation möglicherweise weniger als 60.000 Koalas in Australien – zwischen 32.000 und 58.000, so glaubt die AKF. Obwohl dies nur Schätzungen sind, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass allein die schrecklichen Buschfeuer 2019/20 zum Rückgang der Tiere beigetragen haben. Rund 60.000 Koalas sollen laut der Tierschutzorganisation WWF bei den schweren Bränden ums Leben gekommen sein.

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Laut der Koalastiftung sind sie jedoch bei Weitem nicht der einzige Grund, warum Koalas immer seltener werden. „Wir haben einen drastischen Rückgang im Inland aufgrund von Dürre, Hitzewellen und Wassermangel für Koalas beobachtet“, sagte die Leiterin der Stiftung, Deborah Tabart. „Ich habe einige Landschaften gesehen, die wie der Mond aussehen – mit toten und sterbenden Bäume.“

Auch die AKF wies bereits darauf hin, dass der Bundesstaat New South Wales, in dem Sydney liegt, am schlimmsten betroffen ist. Dort sollen die Zahlen sogar um über 40 Prozent gesunken sein. Doch auch viele andere Koalaregionen in Australien verzeichnen laut der Stiftung einen Bevölkerungsrückgang. „Einige Regionen haben verbleibende Populationen, die auf nur noch fünf bis zehn Koalas geschätzt werden“, hieß es der Pressemitteilung vom September. Offizielle Zahlen vonseiten der Regierung fehlen dagegen – obwohl eine Bestandsaufnahme – eine Art „Volkszählung“ der Koalas – in Arbeit sein soll.

Impfung gibt Hoffnung

Der wahrscheinlich dramatische Rückgang der Koalazahlen ist in der Geschichte nicht einmalig. So mussten die Beutler schon einmal einen heftigen Einbruch verkraften. Nachdem vor 250 Jahren wohl Millionen Koalas den fünften Kontinent bevölkerten, wurden die Beutler um 1900 wegen ihres attraktiven, weichen Fells so gnadenlos gejagt, dass man sie fast an den Rand des Aussterbens trieb. Erst als die Praxis Anfang 1900 in New South Wales, South Australia und Victoria schließlich verboten wurde, ging es langsam wieder bergauf. In Queensland wurde die Jagd sogar erst 1927 gestoppt.

Tierschützer wie Kelly hoffen nun, dass die Entscheidung, Koalas als „gefährdet“ einzustufen, die Menschen und vor allem die Politik aufrütteln wird. Das Überleben der Art sei inzwischen so bedroht, dass „dringend Maßnahmen ergriffen werden“ müssten, sagte sie. Um die Lage der Koalas wieder zu verbessern, reicht es aber nicht aus, die Tiere zu zählen. Umweltorganisationen und Forscher fordern einen Stopp der Rodungen und mehr Waldkorridore, da Habitate inzwischen zu fragmentiert sind.

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Ein wenig Hoffnung gibt seit Oktober eine neue Impfung gegen die Chlamydien-Infektion, die die Tiere unfruchtbar werden lässt. Das neue Vakzin hat inzwischen die ersten beiden Testphasen durchschritten und hat sich dabei als sicher und effektiv erwiesen.

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