Leuchtende Nachtwolken: Wie entsteht das seltene Wetterphänomen?
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Nachtleuchtende Wolken sind eine Ansammlung von Eiskristallen, die von der bereits untergegangenen Sonne angeleuchtet werden.
© Quelle: imago images/lausitznews.de
Hannover. Es ist ein seltenes Wetterphänomen, das nur in den Sommermonaten am Himmel zu beobachten ist und sich in Form spektakulärer Wolken zeigt: leuchtende Nachtwolken (NCL). Das Schauspiel ist, wie der Name verrät, nur nachts zu beobachten. Am sonst dunklen Himmel leuchten plötzlich faserige Wolken mal silbrig, blau, gelb oder weiß – wie ein Schleier.
Die leuchtenden Nachtwolken benötigen ganz bestimmte Wetterbedingungen und sind nur für kurze Zeit sichtbar. Wenn sie plötzlich auftauchen, sind sie mit dem bloßen Auge sichtbar – und lassen sich mit der Kamera festhalten. Das beweisen auch zahlreiche Bilder und Videos, die derzeit durch die sozialen Medien kursieren.
Für Eiskristallwolken muss es kalt sein
Die Schleier am Himmel sind schlichtweg Eiskristalle, die von der Sonne angestrahlt werden. Der “Arbeitskreis Meteore e.V.” erklärt auf seiner Homepage, dass die Wolken zum einen besonders hoch stehen müssen, damit sie überhaupt noch von der untergegangenen Sonne erfasst werden können. Sie befinden sich in der Mesopause der Erdatmosphäre, in einer Höhe von etwa 83 Kilometern. Die meisten anderen Wolken erreichen eine Höhe von etwa 13 Kilometern, schreibt der Arbeitskreis.
Neben der Höhe der Wolken muss auch in die Temperatur sehr niedrig sein. Sonst wäre es in der Höhe von 83 Kilometern bei den sehr geringen Wasserdampfkonzentrationen nicht möglich, überhaupt Eis zu bilden. “Messungen haben gezeigt, dass die für die Eisbildung notwendigen Temperaturen nur zwischen Juni und August erreicht werden”, schreibt der Arbeitskreis auf seiner Webseite.
Die Sonne strahlt die Kristalle an
Neben den Temperaturen, die dafür sorgen, dass die Wassertröpfchen zu Eiskristallen gefrieren, hat auch die Sonne einen Anteil am Schauspiel. Sie ist eigentlich bereits untergegangen, befindet sich aber nur kurz unter dem Horizont. Bei leuchtenden Nachtwolken schafft es die tiefstehende Sonne, die Wolken von unten anzuleuchten. Das macht den magischen Glanz aus.
Laut dem Arbeitskreis Meteore kommt es im Sommer zu größeren Winden, durch die Eisteilchen über größere Entfernungen transportiert werden. Auch diese Eisteilchen schaffen es, von der Sonne bestrahlt zu werden und ein einzigartiges Bild am Himmel zu erzeugen, das einige Stunden zu beobachten ist. Sobald sich die Eiskristalle auflösen, tun es auch die Schleier am Himmel.
Die leuchtenden Nachtwolken sind (noch) zu sehen
Das Phänomen zeigt sich also nur für begrenzte Zeit. Einige Wochen vor und nach der Sommersonnenwende, also wenn die Tage am längsten und die Sonne über der Nordhalbkugel der Erde den höchsten Punkt erreicht. Bis in den August hinein können die leuchtenden Nachtwolken wohl noch beobachtet werden. Sie erscheinen meist im Nordwesten bis Nordosten und sind einige Zeit nach dem Sonnenuntergang oder aber morgens in der ersten Dämmerung zu sehen.
Die Wolken lassen Experten immer noch rätseln
Vollständig erforscht ist das Wetter-Phänomen bis heute aber noch nicht. Die Nasa schickte 2007 einen eigenen Satelliten zur Beobachtung leuchtender Nachtwolken in die Atmosphäre. Abgekürzt heißt die Mission AIM (Aeronomy of Ice in the Mesosphere) und soll noch bis 2023 andauern. Dieses Jahr wurden die ersten leuchtenden Nachtwolken im Mai über der Antarktis ausgemacht. Die Untersuchungen der Wolken sollen Wissenschaftlern helfen, die Mesosphäre und ihre Verbindung mit dem Rest der Atmosphäre, dem Wetter und dem Klima besser zu verstehen, schreibt die Nasa.
Letztes Jahr wurden leuchtende Nachtwolken in solch niedrigen Breiten wie noch nie gesehen (Südkalifornien und Oklahoma). Es gibt Hinweise, dass das Auftreten auf sich ändernde atmosphärische Bedingungen zurückzuführen sein könnte.