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Studie sieht „erhebliches Potenzial zur Emissionsminderung“

Mehr Klimaschutz in der Lebens­mittel­wirtschaft: Was sich dafür ändern muss

Reisfelder in China: Der Anbau von Reis wird 2030 etwa 23 Prozent zum Treibhausgas-Ausstoß beitragen.

Reisfelder in China: Der Anbau von Reis wird 2030 etwa 23 Prozent zum Treibhausgas-Ausstoß beitragen.

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New York. Bis zum Jahr 2100 könnte die Versorgung der Menschen mit Nahrungs­mitteln einer Studie zufolge 0,9 Grad zur Erderwärmung beitragen. Dieser Wert könne mit gezielten Maßnahmen um etwa 0,5 Grad verringert werden, berichtet ein Forschungs­team um Catherine Ivanovich von der Columbia University in New York City im Fachjournal „Nature Climate Change“.

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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten aktuelle Forschungs­ergebnisse und eigene Modellrechnungen analysiert. „Die Landwirtschaft ist möglicherweise für etwa 15 Prozent der derzeitigen Erwärmung verantwortlich“, schreiben sie.

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Wirkungsweise von Treibhausgasen nicht genau erfasst

Die Forschenden bemängeln, dass wegen der üblichen Umrechnung aller Treibhausgase in Äquivalente des Kohlendioxids (CO₂) die Wirkungsweise der einzelnen Treibhausgase nicht genau genug erfasst werde. Das gelte vor allem für Methan, dessen weltweite Emissionen fast zur Hälfte aus der Landwirtschaft stammten.

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Methan ist in der Atmosphäre zwar nach zehn Jahren weitgehend abgebaut, als Treibhausgas aber mehr als hundertmal so wirksam wie CO₂. Weil CO₂‑Äquivalente meist für einen Zeithorizont von 100 Jahren berechnet würden, werde das kurzfristige Treib­haus­potenzial von Methan unterschätzt, schreiben Ivanovich und Kollegen.

Methan ist ein Klimatreiber

Das Forschungsteam entnahm aktueller Fachliteratur 206 Schätzungen zum Treib­haus­gas-Potenzial der Versorgung mit Lebensmitteln. 94 Lebensmittel fassten die Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler zu zwölf Gruppen zusammen. Sie gingen davon aus, dass die Welt­bevölkerung bis 2050 auf fast zehn Milliarden Menschen anwachsen wird.

Von den 50 Computer­simulationen für die Jahre 1765 bis 2100 umfassten 29 Wege, die mit der Aufrecht­erhaltung aktueller Ernährungs­muster verbunden sind, und 21 Wege mit einer Minderung des Treib­haus­gas-Ausstoßes. Die Berechnungen wurden einzeln für die Treib­haus­gase CO₂, Methan und Lachgas vorgenommen.

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Klimabilanz 2022: Verkehrssektor verfehlt Ziele
ARCHIV - 09.01.2023, Bayern, München: Dichter Verkehr schiebt sich im Berufsverkehr am Morgen in den Tunnel Heckenstallerstraße auf dem Mittleren Ring B2R. Die Luftqualitätsgrenzwerte in Deutschland sind im vergangenen Jahr nach vorläufiger Auswertung erneut nahezu überall eingehalten worden. (zu dpa «Umweltbundesamt: Luftqualität ist gut, aber nicht gut genug») Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Deutschland hat trotz des massiven Einsatzes von Kohlestrom in der Energiekrise 2022 zwar sein Klimaziel erreicht – doch der Verkehr wird zum Dauerproblem.

Die Studienautorinnen und ‑autoren kommen zum Ergebnis, dass Methan etwa 60 Prozent zu den globalen Treib­haus­gas-Emissionen der Nahrungs­mittel­versorgung beiträgt; bei CO₂ und Lachgas sind es jeweils rund 20 Prozent. Methan entsteht vor allem durch den Stoffwechsel von Wiederkäuern – insbesondere Rindern – und durch den Reisanbau. Lachgas­emissionen kommen in der Landwirtschaft hauptsächlich durch den Einsatz von Kunstdünger zustande.

Für das Jahr 2030 ermittelte die Forschergruppe, dass auf dem Nahrungssektor Fleisch von Wiederkäuern 33 Prozent, Reis 23 Prozent, Milchprodukte 19 Prozent und Fleisch von Nicht­wieder­käuern 9 Prozent zum Treib­haus­gas-Ausstoß beitragen.

Potenzial zur Emissions­minderung ist groß

„Es besteht jedoch ein erhebliches Potenzial zur Emissions­minderung durch verfügbare Veränderungen bei Produktions­praktiken, Konsummustern sowie Lebens­mittel­verlusten und ‑verschwendung“, schreibt das Team. Allein eine klima­freundlichere Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Reis könne etwa ein Viertel des prognostizierten Temperatur­anstiegs um 0,9 Grad einsparen helfen.

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Ebenfalls eine erfolg­versprechende Maßnahme sei die Durch­setzung wissen­schaftlicher Ernährungs­empfehlungen in der Weltbevölkerung – wie etwa ein geringer Verzehr von Rindfleisch und ein mäßiger Verzehr von Fisch, Geflügel und Eiern. Weitere Maßnahmen sind demnach die bis 2050 angestrebte klimaneutrale Energie­versorgung und eine Reduzierung der heutigen Lebens­mittel­verschwendung um 50 Prozent. All dies zusammen­genommen könne die prognostizierte Erwärmung bis 2100 um 0,5 Grad gemindert werden – der Anstieg betrage dann 0,4 Grad statt um die 0,9 Grad.

RND/dpa

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