Mit Blumen und Blüten kochen: Ideen für leckere Rezepte
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Wer sagt eigentlich, dass nur Gemüse oder Fleisch zur Pasta passen? Auch mit den essbaren Blüten zahlreicher Blumen lassen sich raffinierte Gerichte zaubern.
© Quelle: Andreas Lauermann/Bloom´s
Hannover. Man muss nicht zwingend Vegetarier sein, um ein Fan der neuen Blütenküche zu sein: Beim Kochen mit Blumen isst das Auge ganz klar mit. Egal ob Frühblüher, Sommerblume oder Gartenkräuter: Die Blüten dieser Pflanzen veredeln und verschönern jedes noch so einfache Gericht und dekorieren jeden noch so schnöden Tisch. Damit man aber nicht versehentlich giftige Blumen in den Kochtopf wirft, sollte man sich im Garten ein bisschen auskennen – oder aber auf die Expertise und das Buch der Kölner Foodjournalistin Anja Klein vertrauen. Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Lauermann betreibt sie den Blog "Der kleine Horrorgarten" und veröffentlicht Koch- und Garten-Bücher. Hier zwei blumige Rezeptideen, die ganz leicht nachzukochen sind.
Ringelblumen: Bandnudeln mit Ringelblumen und Borretsch
Diese wunderschönen Bandnudeln mit Blütenfüllung sind nicht gerade schnell gemacht, aber schnell gegessen, weil sie unglaublich gut schmecken. Und das liegt nicht nur an den Ringelblumen- und Borretschblüten, die in der Pasta stecken – aber probieren Sie selbst.
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Ringelblumen und Borretsch machen diese Nudeln zu einem besonderen Genuss – nicht nur für den Gaumen, auch fürs Auge.
© Quelle: Andreas Lauermann/Bloom´s
So geht´s: Für die Nudeln Mehl und Salz mischen. In eine Schüssel geben. Eier und Olivenöl mit den Knethaken des Handrührers einarbeiten. Wenn der Teig zu fest ist, ein wenig kaltes Wasser zugeben.
Mit den Händen auf einer bemehlten Arbeitsfläche weiterkneten, bis ein homogener, elastischer Teig entstanden ist. Teigballen kreuzweise einritzen und in Folie eingewickelt eine halbe Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
Blüten ausschütteln. Bei den Ringelblumen die Blütenblätter abzupfen. Beim Borretsch den grünen Blütenkelch entfernen.
Teig vierteln und in der Nudelmaschine jeweils zu einer dünnen Platte ausrollen. Blüten darauf verteilen. Platte in der Hälfte zusammenklappen und erneut ausrollen. Teig in circa ein Zentimeter breite Streifen schneiden. Auf einem Holzstiel zum Trocknen aufhängen.
Für die Soße dicke Bohnen in kochendem Salzwasser vier Minuten blanchieren. Abkühlen lassen und die dicke Schale entfernen. Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden. Estragon abbrausen, trocken schütteln und grob hacken. Olivenöl in einer tiefen Pfanne erhitzen. Knoblauch darin ein bis zwei Minuten andünsten. Bohnen zugeben und kurz mitdünsten. Kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Mit Gemüsebrühe ablöschen. Bandnudeln zugeben und in circa drei Minuten al dente kochen. Eventuell mehr Gemüsebrühe zugeben. Zum Schluss Estragon untermischen.
Ziegenkäserolle in circa einen halben Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Nudeln anrichten und mit Ziegenkäse garniert servieren.
Das wird gebraucht (4 Portionen): Für die Nudeln: 500 g Weizenmehl (Typ 405), 1 Pr. Salz, 4 Eier, 3 EL Olivenöl, eine Handvoll Ringelblumen- und Borretschblüten.Für die Soße: 250 g Dicke Bohnen (ohne Schoten), 2 Knoblauchzehen, 1 Zweig Estragon, 2–3 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, ½–3/4 l Gemüsebrühe, 200 g Ziegenkäserolle.Außerdem: Nudelmaschine, Nudelholz.
Rosenblüten: No-bake-cake mit kandierten Rosenblüten
Wer einen Garten hat, in dem Rosen wachsen, kann sich glücklich schätzen – in vielerlei Hinsicht: Rosen sehen nicht nur wundervoll aus, sie duften in der Regel auch himmlisch, locken viele nützliche Insekten an und bringen Farbe in jede Blumenvase. Vor allem aber schmecken Rosen richtig gut, wie dieses Rezept zeigt.
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Ein echter Hingucker: Diese sommerliche Torte mit kandierten Rosenblüten ist eigentlich viel zu schön, um sie anzuschneiden.
© Quelle: Andreas Lauermann/Bloom´s
So geht´s: Für den Kuchenboden Datteln grob hacken. Mandeln, Haselnüsse und Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Öl goldbraun rösten. Die abgekühlten Nüsse und Kerne im Mixer hacken. Sie sollten nicht zu grob sein, damit die Masse gut hält, aber auch nicht zu Mehl gemahlen. Die Datteln, das Kokosöl und Salz hinzugeben und zu einer klebrigen Masse weiterverarbeiten. Wenn der Teig nicht hält, einfach noch mal kurz mit dem Mixer in die fertige Mischung gehen, bis sie ausreichend klebrig ist.
Springform ausfetten. Nussmischung einfüllen und mit einem großen Löffel fest in die Form drücken. Dabei soll ein etwa zwei Zentimeter hoher Rand entstehen. Die Form in den Kühlschrank oder in den Tiefkühler (geht schneller) stellen.
Für die Füllung die Beeren von den Stielen zupfen und fein pürieren. Anschließend durch ein Spitzsieb passieren. Die Kokosmilch zum Fruchtpüree geben und mit Zucker und Limettensaft abschmecken. Anschließend Speisestärke und Agar-Agar mit einem Schneebesen einrühren. Das Püree in einem Topf unter Rühren zwei bis drei Minuten sprudelnd aufkochen lassen. Danach in eine Schüssel füllen und lauwarm abkühlen lassen. Dabei gelegentlich umrühren. Die Füllung auf dem abgekühlten Kuchenboden verteilen und die Tarte für mindestens vier Stunden in den Kühlschrank stellen. Danach mit den restlichen Beeren garnieren.
Das wird gebraucht (für eine Springform ø 26 cm): Für den Kuchenboden: 10 Datteln ohne Kern, 150 g Mandeln, 60 g Haselnüsse, 60 g Sonnenblumenkerne, 3 EL Kokosfett, 1 Prise Meersal.Für die Füllung: 300 g rote Johannisbeeren, 150 g Himbeeren, 300 g Heidelbeeren, 100 g Zucker, 1 EL Limettensaft, 150 ml Kokosmilch, 1 EL Speisestärke, 1 TL Agar-Agar.Für die Dekoration: 8–10 kandierte Rosenblüten, 3–5 kandierte Verbenenblätter, 50 g Blaubeeren.
Interview mit Gartenexpertin Anja Klein
Frau Klein, bei Ihnen landet vieles aus dem Beet direkt auf dem Teller – auch Blüten. Welche Blumen kann man denn essen?
Die Liste ist viel länger, als man so denkt. In unserem Buch stellen wir zehn verschiedene essbare Blüten vor. Bekannte Sorten wie Ringelblumen, Rosen, Borretsch und Hornveilchen, aber auch weniger bekannte wie Magnolien, Tulpen und Kamelien.
Wann haben Sie zum ersten Mal mit Blüten gekocht?
Das erste Mal habe ich tatsächlich als Kind – ich glaube, ich war so zwischen drei und fünf Jahre alt – mit Blüten „gekocht“. Bei meiner Tante durfte ich immer mit Küchenabfällen wie Karottenschalen und Ähnlichem werkeln, während sie kochte. Ich habe daraus kalte Platten gemacht und sie mit Blüten aus dem Garten verschönert.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Kamelien zu frittieren oder Studentenblumen zu pürieren?
Auf die frittierten Kamelien bin ich bei der Planung einer Japan-Reise aufmerksam geworden und musste das natürlich gleich ausprobieren. Ein Fest für Auge und Gaumen. Die Studentenblumen sind nicht püriert. Wir haben ganze Blütenblätter in das Eis gegeben. Der Farbkon-trast hat mir gut gefallen, und ich mag das frische zitronige Aroma der Gewürztagetesblüten.
Wie schmecken eigentlich Blumen?
Das werde ich öfter gefragt, und die Antwort fällt mir ein bisschen schwer. Bei Blüten mit intensivem Geruch wie Rosen, Lavendel oder Veilchen lässt sich die Geschmackswahrnehmung nicht vom Aroma trennen. Bei Tulpen entsteht der Geschmack über die Konsistenz. Tulpenblätter schmecken knackig und ein bisschen herb. Andere Sorten, wie zum Beispiel Ringelblumen, sind relativ geschmacksneutral. Hier isst dann vor allem das Auge mit.
Essbare Blüten kann man heutzutage bereits im Supermarkt kaufen. Warum also sich die Mühe machen, sie selbst zu ziehen?
Nun, zum einen gibt es nicht alle Sorten im Supermarkt zu kaufen, und zum anderen sind essbare Blüten aus dem eigenen Garten viel günstiger. Zudem weiß ich, woher sie kommen, spare mir die Plastikverpackung, und die Bienen, Schmetterlinge und Hummeln in meinem Garten haben auch noch etwas davon.
Was muss man beim Kochen und Backen mit Blüten beachten?
Ich ernte die Blüten gerne kurz vor der Verarbeitung. Sie können aber auch über Nacht in einer gut schließenden Dose im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Blüten werden nicht gewaschen. Sanftes Ausschütteln reicht. Bei einigen Sorten werden die Staubgefäße vor der Verarbeitung entfernt. Das ist dann aber in den Rezepten vermerkt.
Gibt es giftige Blumen? Von welchen Blüten sollte man besser die Finger lassen?
Selbstverständlich gibt es auch giftige Blüten. Im Garten fallen mir da spontan Maiglöckchen, Blauregen und Fingerhut ein. Finger weg, kann ich da nur sagen. Bitte keine Blüten essen, von denen Sie nicht ganz sicher wissen, dass sie auch essbar sind.
Bei Ihnen kommen Blumen nicht nur in den Kochtopf, sondern auch auf den Tisch. Welche Rolle spielt die Deko beim Essen?
Das Deko-Gen war bei mir schon immer sehr ausgeprägt. Oder sagen wir besser: der Wunsch nach einer stimmigen Umgebung. Ich mag es einfach schön um mich herum. Das gilt natürlich auch während der Mahlzeiten. Ein schön angerichtetes Essen auf einem schön gedeckten Tisch schmeckt einfach besser.
Welches ist Ihr Lieblingsblütengericht?
Ich mag natürlich alle Rezepte aus dem Buch. Aber wenn ich mich für eines entscheiden muss, dann nehme ich Labneh mit Kräuterblüten und dazu das Blüten-Focaccia. Perfekt für die ersten lauen Sommerabende.
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Sie schreibt, er macht die Fotos: Dass die Arbeitsteilung zwischen Anja Klein und Andreas Lauermann funktioniert, beweist auch ihr jüngstes Werk „Blüten-Genuss für Tafel und Teller“ (152 Seiten, 24,90 Euro), das kürzlich bei Bloom´s erschienen ist.
© Quelle: Bloom´s
Von RND / Sophie Hilgenstock