Plastikdorf und Strom aus der Wüste: Diese Projekte arbeiten schon jetzt gegen den Klimawandel

Mit Energie: Solarzellen können der Energiewende die richtige Richtung geben.

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Erde: Fleisch aus dem Glas und Gemüse aus der Tonne

Immer mehr Menschen leben auf der Erde – doch Ackerflächen werden durch zu intensive Nutzung unbrauchbar. In vielen Ländern beschäftigen sich Start-ups deshalb mit Vertical Farming. Gemüse wächst dabei übereinander­gestapelt unter künstlichem Licht und verbraucht viel weniger Ressourcen wie Wasser und Platz. Vertical-Farming-Fabriken sind quasi riesige Indoor-Gewächshäuser. Zum Teil kommen sie ohne Erde aus. Stattdessen werden die Wurzeln der Pflanzen mit Nährstoffen, Wasser und Sauerstoff besprüht. Salat, der unter diesen Bedingungen gewachsen ist, gibt es schon in manchen Supermärkten zu kaufen.

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Noch nicht in der Frischetheke liegt dagegen In-vitro-Fleisch. Das Hackfleisch aus dem Reagenzglas, auch Clean Meat genannt, beseitigt ein Klimaproblem. Denn bei der dessen Herstellung wird, anders als durch Rinder auf der Weide, kein Treibhausgas Methan produziert. Den ersten Clean-Meat-Burger präsentierte der niederländische Forscher Mark Post vor sieben Jahren. Mittlerweile arbeiten einige Unternehmen wie Memphis Meats in den USA, Mosa Meat in den Niederlanden oder Aleph Farms in Israel daran, Clean Meat marktreif zu züchten.

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Die Lebensmittel, mit denen sich The Real Junk Food Project beschäftigt, sind dagegen schon überreif. Ihren Ursprung hat die Initiative in Großbritannien. Dort eröffnete Adam Smith vor einigen Jahren ein Café, in dem nur Lebensmittel verarbeitet werden, die sonst im Müll gelandet wären. Diese Idee haben Menschen rund um den Globus mittlerweile übernommen, so auch The Real Junk Food Project Berlin.

Feuer: Kraftstoff aus der Luft gewinnen

Trockenheit und kaum bis keine Pflanzen in Sicht: Als Nutzfläche für den Menschen sind staubtrockene Wüsten denkbar ungeeignet – eigentlich. Denn die Bedingungen „zur Gewinnung von Sonnenstrom könnten nicht besser sein“, schreibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auf ihrer Website. Deshalb hat die KfW den Bau des ersten Solarkraftwerkes in Tunesien am Rande der Sahara finanziell unterstützt. Rund 17.000 Tonnen CO₂ spare die neue Anlage jährlich im Vergleich zu einem konventionellen Kraftwerk. Auch am Bau des größten Solarkomplexes der Welt in Marokko war die KfW beteiligt. Die Idee, Solarenergie im großen Stil in Afrika zu produzieren, kam ursprünglich von der Desertec Foundation. Weil er sich uneinig darüber war, ob der Wüstenstrom für die Menschen vor Ort oder in Europa genutzt werden solle, zerstritt sich der Zusammenschluss aber. Vor allem deutsche Unternehmen hatten sich zuvor für Desertec engagiert.

Fahrzeuge, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden, sind nicht sonderlich umweltfreundlich. Das ist bekannt. Seit geraumer Zeit erforschen Wissenschaftler, wie ressourcen­schonendere Fortbewegung funktioniert. Der Ansatz von Power to Fuel klingt da sehr vielversprechend. Wissenschaftler wollen Strom aus erneuerbaren Energien in Sprit umwandeln. Im Juni dieses Jahres hat das Team eine Anlage in Betrieb genommen, die aus Luft und Strom etwa zehn Liter Kraftstoff pro Tag herstellen kann. Das Vorhaben Power to Fuel ist Teil der Kopernikus-Projekte, einer der größten deutschen Forschungs­initiativen zur Energiewende.

Luft: Von Bäumen, Bauern und Biogasanlagen

Pflanzprojekte, die gegen den Klimawandel wirken sollen, gibt es zahlreiche. Wer in diesem Bereich recherchiert, sieht bald den Wald vor lauter (pflanzbaren) Bäumen nicht mehr. Einige Organisationen wie Treedom fördern aber nicht nur das Wachstum der Flora, sondern auch der lokalen Wirtschaft. Wer über diese Organisation einen Zitronen-, Mango- oder Macadamiabaum beispielsweise in Kenia pflanzen lässt, unterstützt die Bauern vor Ort. Einerseits erhalten diese durch Treedom-Spender eine Anschub­finanzierung für die Zeit, in der der Baum noch keine Früchte trägt. Außerdem bringt die Organisation den Menschen vor Ort bei, wie sie die Pflanzen pflegen. Mit den Jahren nimmt der Baum zudem eine Menge Kohlenstoff­dioxid auf, schützt also auch das Klima. Nach einem ähnlichen Modell arbeitet Eden Reforestation Projects.

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Verspielter kommt der Ansatz von 3 fürs Klima daher. Dass die Vereinten Nationen ihre Klimakonferenz um ein Jahr auf November 2021 verschoben haben, wird der Dringlichkeit des Themas nicht gerecht, findet der Verein. Deshalb hat 3 fürs Klima zur Klimawette aufgerufen. Bis zur nächsten Klimakonferenz in Glasgow wollen sie eine Million Tonnen Kohlenstoff­dioxid zusätzlich sparen.

Wer 25 Euro an eines der ausgewählten Klimaschutzprojekte auf der Website www.dieklimawette.de spende, spare eine Tonne Kohlenstoffdioxid ein, versprechen die Initiatoren. Darunter sind Maßnahmen, die den Bau energie­effizienter Kochstellen in Ruanda oder von Biogasanlagen in Nepal fördern.

Wasser: Plastikmüll als Baumaterial

Rund 450 Jahre braucht eine PET-Plastikflasche, bis sie im Wasser zerfällt. Erledigt hat sich das Problem damit aber nicht: Denn noch knapp fünf Jahrhunderte wabert fortan Mikroplastik durch das Meer. Dementsprechend sinnvoll erscheint die Idee von Robert Bezeau: Der kanadische Unternehmer fischt Plastikflaschen aus dem Meer, um aus ihnen nach und nach ein ganzes Dorf zu bauen. Das Plastic Bottle Village steht auf einer Insel in Panama. Die Plastikflaschen füllt Bezeau in Metallgitter. Seine Konstruktion erinnert an Gabionen. So heißen die mit Steinen gefüllten, breiten Gitter, die man immer häufig in deutschen Gärten sieht. Die Flaschen sind nicht nur ein billiges Baumaterial. Weil sie mit Luft gefüllt sind, isolieren sie Wärme sehr gut.

Neben Unternehmer Bezeau gibt es noch viele weitere Initiativen, die Plastikmüll aus dem Meer, aus Flüssen oder von Ufern sammeln. Dazu zählen zum Beispiel The Ocean Cleanup oder Pacific Garbage Screening, die Müll mittels Maschinen im großen Stil aus dem Meer fischen wollen. Das Projekt Dive against Debris dagegen bildet Hobby­taucher zu Müllsammlern unter Wasser aus.

Fishing for Litter, zu Deutsch: Angeln nach Abfall, bezieht diejenigen mit ein, die sowieso fast jeden Tag beruflich auf dem Meer unterwegs sind. Von der Organisation erhalten Fischer große Müllsäcke. Darin sammeln sie freiwillig Abfall. Am Hafen wird der Inhalt der Säcke regelmäßig recycelt oder fachgerecht entsorgt. Fishing for Litter begann 2004 in den Niederlanden. Mittlerweile beteiligen sich Freiwillige überall in Europa an dem Projekt.

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