Risiko für Gebärmutterhalskrebs ließe sich weltweit deutlich senken

Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet.

Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet.

Sydney. Die Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs könnte einer australischen Studie zufolge bis Ende des Jahrhunderts weltweit stark eingedämmt werden – sofern umfassende Maßnahmen ergriffen werden. Sollten Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen nicht ausgeweitet werden, wäre dagegen in den kommenden 50 Jahren mit 44,4 Millionen Neuerkrankungen zu rechnen.

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Die Zahl der neu entstandenen Tumore würde sich dann wegen der zunehmenden Weltbevölkerung und der steigenden Lebenserwartung von 600.000 im Jahr 2020 auf 1,3 Millionen im Jahr 2069 mehr als verdoppeln. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Karen Canfell von der Forschungseinrichtung Cancer Council New South Wales in Sydney nach Computersimulationen im Fachblatt „The Lancet Oncology“.

Impfprogramme sind entscheidend

„Trotz des enormen Ausmaßes des Problems deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass es möglich ist, die Krankheit mit bereits vorhandenen Mitteln weltweit auszumerzen“, wird Canfell in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. Ziel ist es, die Fallzahlen von Gebärmutterhalskrebs von derzeit 14 pro 100.000 Menschen im globalen Mittel auf 4 pro 100.000 zu senken.

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Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen weltweit die vierthäufigste Krebsart. Verursacht wird er meistens von humanen Papillomviren (HPV). Gegen die gefährlichsten von ihnen gibt es seit mehr als zehn Jahren Impfungen. In ihrer Simulation gingen die Wissenschaftler davon aus, dass bis 2020 Programme aufgeleget werden, um mindestens 80 Prozent der Mädchen und jungen Frauen zu impfen und 70 Prozent der Frauen im Alter von 35 und von 45 Jahren zu untersuchen. Das könnte bis 2069 insgesamt rund 13 Millionen Erkrankungen verhindern, berechnen die Forscher.

Lesen Sie auch: Impfverzicht gefährdet die globale Gesundheit

Gut jedes dritte Mädchen in Deutschland geimpft

Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote der vollständigen HPV-Impfungen bei 15-jährigen Mädchen Ende 2015 bei 31,3 Prozent, wie das Robert Koch-Institut vor einem Jahr berichtete.

Wann das Ziel von vier Fällen pro 100.000 Einwohnern erreicht würde, hängt vor allem vom Entwicklungsgrad eines Landes ab – vom sogenannten Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index; HDI): In Ländern mit sehr hohem Index wie etwa Deutschland oder den USA wäre dies zwischen 2055 und 2059 der Fall, in Ländern mit hohem Index wie China oder Brasilien zwischen 2065 und 2069. Staaten mit mittlerem HDI wie Indien oder die Philippinen erreichen das Ziel demnach zwischen 2070 und 2079 und Länder mit niedrigem HDI wie Äthiopien oder Haiti zwischen 2090 und 2100. Manche afrikanische Länder dürften das Ziel der Studie zufolge auch bis Ende des Jahrhunderts verfehlen.

WHO plant globale Strategie

Die Prognose hängt insbesondere von der Zahl der aktuellen Fälle und von den bereits getroffenen Maßnahmen ab. Das Forscherteam um Canfell griff für seine Kalkulationen auf Daten der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon zurück.

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Canfell und Kollegen räumen ein, dass ihre Prognosen darauf beruhen, dass Impf- und Vorsorgemaßnahmen in den meisten Ländern sehr zügig umgesetzt werden. Deshalb haben sie auch ein Szenario mit einem langsameren Anstieg von Impfquote und Vorsorgeuntersuchungen entworfen. Dabei bliebe in Ländern mit niedrigem HDI die Fallzahl im Jahr 2100 auf dem Niveau des heutigen Weltdurchschnitts – also 14 pro 100 000. Die WHO will im kommenden Jahr eine globale Strategie gegen Gebärmutterhalskrebs erörtern.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums entwickeln derzeit einen Impfstoff, der bereits ausgebrochenen Gebärmutterhalskrebs bekämpfen soll. Das könnte auch für Männer von Bedeutung sein.

Von RND/so/dpa

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