Buntes Blümchen im Ameisengang

Wie die Minispinne Siler collingwoodi ihre Fressfeinde irritiert

Die Minispinne Siler collingwoodi ist ein bunter Farbklecks in der Natur.

Die Minispinne Siler collingwoodi ist ein bunter Farbklecks in der Natur.

Peking. Mit einem Doppeltrick versucht eine kleine Spinne, ihr Leben zu schützen. Die Springspinne hüpfe nicht wie verwandte Arten, sondern imitiere mit ihren Vorderbeinen Fühler und laufe mit den übrigen sechs Beinen wie eine Ameise, berichten chinesische Forschende im Fachjournal „iScience“. Zudem sei sie außergewöhnlich farbenfroh. Diese ungewöhnliche Mischung aus Nachahmung und Tarnung funktioniert demnach in vielen Fällen gut – Gottesanbeterinnen allerdings bleiben eine Gefahr.

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Spinne ahmt verschiedene Ameisenarten nach

Ameisen sind mit ihren Beißwerkzeugen oft sehr wehrhaft, manche setzen zudem chemische Abwehrstoffe ein. Mehrere Spinnenarten ahmen die Sechsbeiner darum nach, um potenzielle Fressfeinde abzuschrecken. Meist seien sie dann aber auch so dunkel gefärbt wie Ameisen und nicht so quietschbunt wie die winzige Springspinne Siler collingwoodi, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Das Team sammelte Spinnen der Art in der Provinz Hainan und testete unter Laborbedingungen, ob sie, verglichen mit anderen Springspinnenarten, eher von Fressfeinden verschont blieben. „Aus menschlicher Sicht scheint sie gut mit den Pflanzen in ihrer Umgebung zu verschmelzen, aber wir wollten testen, ob ihre Körperfärbung wirklich als Tarnung zum Schutz vor Fressfeinden dient“, sagte Hua Zeng von der Universität Peking, Erstautor der Studie.

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Die Forschenden charakterisierten und verglichen die Bewegungen der Spinnen mit der verschiedener Ameisenarten – bezogen auf den Einsatz der einzelnen Gliedmaßen, die Geschwindigkeit und die gewählte Bahn (gerade oder gewunden). Demnach ähnelte der Laufstil dem kleiner Ameisenarten am meisten. „Siler collingwoodi ist nicht unbedingt eine perfekte Nachahmung einer bestimmten Art, ihr Gang und ihre Bewegungsbahn wiesen große Ähnlichkeit mit mehreren Ameisenarten auf“, erklärte Zeng. „Eine generelle Nachahmung statt der perfekten Nachahmung nur einer Art kann für die Spinnen ein Vorteil bei der Besiedlung verschiedener Lebensräume sein.“

Wie Fressfeinde auf die Spinne reagieren

Das Team testete auch die Reaktion zweier potenzieller Fressfeinde auf die bunte Springspinne: einer ähnlich großen, auf die Jagd nach anderen Spinnen spezialisierten Springspinne mit Farbsehvermögen (Portia labiata) und einer nur monochromatisch sehenden Gottesanbeterin (Gonypeta brunneri). Als Untergrund wurde entweder rot blühender Westindischer Jasmin (Ixora chinensis) oder Fukientee (Carmona microphylla) genutzt. Auf beiden Pflanzen kommen die Spinnen auch in der Natur vor.

Den Tests zufolge wurden die bunten Spinnen auf den roten Jasminblüten seltener zur Beute der räuberischen Spinnen oder der Gottesanbeterinnen als auf den grünen Teeblättern. In weiteren Versuchen bekamen die beiden Räuber die Wahl zwischen Siler collingwoodi und einer anderen, Ameisen nicht nachahmenden Springspinne. Die räuberischen Spinnen wählten weitaus häufiger die harmloser wirkenden Verwandten aus – die Gottesanbeterinnen allerdings griffen beide Beutetierarten mit gleicher Bereitschaft an.

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Die weitaus größeren Gottesanbeterinnen seien weniger gefährdet, von wehrhaften Ameisen empfindlich verletzt zu werden, und mieden sie daher nicht, vermuten die Forscherinnen und Forscher. In der Summe gilt demnach: Vor allem vor passendem bunten Hintergrund bleibt Siler collingwoodi mit ihrer Tarnfärbung eher von Attacken verschont – ihre Nachahmungstaktik wiederum wirkt nur bei Räubern, die von Ameisen respektvoll Abstand halten.

RND/dpa

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