Bestand erholt sich

Wölfe in Deutschland: Wo die meisten Tiere leben

Von der Ausrottung zur geschützten Tierart: der Wolf in Deutschland.

Von der Ausrottung zur geschützten Tierart: der Wolf in Deutschland.

„Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ – Ein beliebtes Kinderspiel veranschaulicht, wie der Wolf bei uns zu einer Schreckfigur wurde, vor der man sich in Sicherheit bringen muss. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Über Jahrhunderte haben Menschen Wölfe systematisch ausgerottet. Auch in Deutschland galten Wölfe ab Ende des 19. Jahrhunderts als nahezu ausgestorben. Erst, nachdem die Tiere 1990 unter Artenschutz gestellt wurden, hat sich die Zahl der in Deutschland lebenden Wölfe langsam wieder erholt.

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Wie viele Wölfe leben in Deutschland?

Nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) lebten in Deutschland im Beobachtungszeitraum 2021/2022 161 Wolfsrudel. Zusätzlich wurden 43 Paare und 21 Einzeltiere gezählt.

Als Wolfsrudel werden Familien, bestehend aus zwei erwachsenen Wölfen mit Nachwuchs, definiert. Dazu zählen sowohl die Jungtiere des Vorjahres als auch die Welpen des aktuellen Jahres, wie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) erklärt. Die Größe eines Wolfsrudels variiert in der Regel zwischen acht und zwölf Tieren.

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Ein Paar besteht aus zwei Wölfen, die zusammen in einem Gebiet leben und noch keinen Nachwuchs haben. Als territoriale Einzeltiere werden Wölfe bezeichnet, die über mehr als sechs Monate in einem Gebiet nachgewiesen werden konnten.

Wie werden Wölfe gezählt?

Das Zählen von Wölfen ist aufwendig und erfordert eine gute Koordination. Dafür arbeiten Bund und Länder in Deutschland zusammen: Mithilfe des Wolfsmonitoring werden in einem bestimmten Zeitraum, vom 1. Mai bis zum 30. April des Folgejahres, Erhebungen durchgeführt. Die Zahlen werden in einer Datenbank der DBBW gesammelt und ausgewertet. Bei der Zählung der Wölfe kommen verschiedene Methoden wie Fotofallen, Telemetrie (Fernmessung mithilfe von Sensoren) oder genetische Analysen zum Einsatz.

Da das Monitoring der Wolfspopulation in Deutschland auf Rudel, Paare und territoriale Einzeltiere ausgerichtet ist, können laut BMUV keine seriösen Schätzungen zum Gesamtbestand gemacht werden. Zusätzlich erschwert würden Schätzungen durch die relativ hohe Sterblichkeit junger Wölfe, vor allem in den ersten zwei Lebensjahren.

Wo gibt es Wölfe in Deutschland?

Die Wolfsterritorien in Deutschland konzentrieren sich vor allem auf Gebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch in anderen Bundesländern konnten in den letzten zwanzig Jahren vereinzelt Wölfe oder Wolfsrudel nachgewiesen werden.

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Die Größe eines Wolfsterritoriums hängt maßgeblich von der verfügbaren Nahrung ab und kann in Deutschland zwischen 100 und 375 Quadratkilometer umfassen. Da Jungtiere nach Erreichen der Geschlechtsreife (meist im Alter von 22 Monaten) aus ihrem Territorium abwandern, bleibt die Anzahl von Wolfsterritorien in einem Gebiet relativ konstant. Allerdings müsse überall in Deutschland auch mit durch- oder zuwandernden Wölfen aus anderen Ländern gerechnet werden, wie das BMUV informiert.

In welchem Bundesland leben die meisten Wölfe in Deutschland?

Die meisten der im letzten Monitoring registrierten Wölfe wurden in Brandenburg gemeldet, wo 47 Rudel und 14 Paare gezählt wurden. Dahinter folgen Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

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So verteilen sich die gemeldeten Wölfe auf die Bundesländer:

Bundesland

Rudel

Paare

Einzeltiere

Brandenburg

47

14

-

Niedersachsen

34

10

5

Sachsen

31

4

1

Sachsen-Anhalt

24

4

2

Mecklenburg-Vorpommern

18

6

4

Bayern

3

1

2

Nordrhein-Westfalen

2

-

1

Hessen

1

2

1

Thüringen

1

1

2

Baden-Württemberg

-

-

3

Schleswig-Holstein

-

1

-

Rheinland-Pfalz

-

-

-

Saarland

-

-

-

Berlin

-

-

-

Hamburg

-

-

-

Bremen

-

-

-

Welche Wölfe gibt es in Deutschland?

In Deutschland ist vor allem der Europäische Wolf (Canis lupus lupus), wegen seiner Fellfarbe auch Europäischer Grauwolf genannt, verbreitet. Diese Unterart wird 70 bis 90 Zentimeter groß und bis zu 140 Zentimeter lang. Männliche Wölfe (Rüden) werden meist größer und schwerer als weibliche (Fähen).

Laut Naturschutzbund (Nabu) stammen die meisten Wölfe im nord- und ostdeutschen Raum von Nachkommen eingewanderter Tiere aus Polen ab. In die südlichen Bundesländer kamen Wölfe dagegen zumeist aus den Alpen und Italien.

Sind Wölfe für Menschen gefährlich?

Angriffe von Wölfen auf Menschen sind sehr selten. Laut BMUV gibt es in Deutschland seit der Rückkehr der Tiere Anfang der 2000er-Jahre keinen dokumentierten Angriff eines Wolfs auf einen Menschen. Trotzdem gibt es immer wieder Meldungen über Begegnungen oder Wölfe, die Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben.

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Einer Studie zum Gefahrenpotenzial von Wölfen des Norwegischen Instituts für Naturforschung (Nina) zufolge, gibt es meist drei Ursachen für Wolfsangriffe auf Menschen: Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung. Von diesen Ursachen sei heutzutage vor allem die letzte eine wahrscheinliche Ursache. Da sich Wölfe, wie andere Wildtiere auch, an die Anwesenheit von Menschen gewöhnen, und diese teilweise mit der Verfügbarkeit von Futter in Verbindung bringen, kann es zu aggressivem Verhalten kommen, wenn das Futter ausbleibt.

Daraus sollte jedoch nicht geschlossen werden, dass Menschen Wölfe bei Begegnungen in freier Wildbahn mit Essen versuchen sollten, von sich fernzuhalten. Dadurch würde die Futterkonditionierung nur verstärkt, was die instinktive Vorsicht der Wölfe Menschen gegenüber minimiere.

Was sollte man tun, wenn man einem Wolf begegnet?

Das BMUV empfiehlt, bei Wolfsbegegnungen Ruhe zu bewahren und Abstand zu halten. Auf keinen Fall sollte man vor dem Wolf wegrennen, da dies den Verfolgungsinstinkt des Tieres auslösen könnte. Einschüchterungsversuche sollten nur unternommen werden, wenn sich der Wolf nach anfänglichem Abwarten nicht zurückzieht. Dafür kann in die Hände geklatscht oder laut gerufen werden. Lässt sich das Tier dadurch nicht beeindrucken, könne man vorsichtig auf den Wolf zugehen und sich vor ihm groß machen.

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Wer mit Hunden in Wolfsgebieten unterwegs ist, sollte diese an der Leine oder nah bei sich führen. Das Wegwerfen von Gegenständen kann das Interesse des Wolfs vom Hund wegleiten. Durch lautes Rufen kann der Wolf vertrieben werden.

Begegnungen sollten dem Wolfsmanagement des jeweiligen Bundeslandes gemeldet werden. Dafür gibt es auf der Website der DBBW eine Übersicht mit Ansprechpartnern für jedes Bundesland.


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